11. Draußen

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»Danny?«

Der Omega sah sich nach Toni um, der ein paar Meter weiter vor einem Regal im Supermarkt stand und beeilte sich auf dessen Wink, an seine Seite zu kommen.

»Bleib bitte kurz hier.« Besitzergreifend legte er einen Arm um die Schultern des Kleineren und strich mit seiner Hand über dessen Arm. »Tut mir leid, wenn ich dich irgendwie bedränge oder so, aber du hast einen Bewunderer. Und ich würde trotz dem Halsband gerne auf Nummer sicher gehen. Ich bedränge dich zwar ungern so, zumal ich dir versprochen habe, dir Zeit zu lassen mit allem, aber dass dich jemand anders belästigt, hätte ich auch äußerst ungern, wenn es sich vermeiden lässt.«

Danny lächelte. Wie der Alpha sich um ihn sorgte war irgendwie süß.

»Komm. Wir haben fast alles. Lass uns in Richtung Kasse gehen.«

Danny widersprach nicht, als Toni seine Hand griff und ihn sanft aber bestimmend in Richtung Ausgang zog. Er zahlte ihre Einkäufe und packte alles in seinen Rucksack.

»Wir haben nichts gekauft, was gekühlt werden muss oder so. Das heißt, wir haben es nicht eilig. Willst du noch ein Eis essen gehen oder so?«

Danny zögerte, nickte dann aber.

Wie auch schon auf dem Weg zum Supermarkt gingen sie zu Fuß - Bus oder ähnliches wollte Toni noch nicht riskieren, wer wusste schon, wie viel da los war und wie Danny darauf reagieren würde - und brauchten trotzdem kaum zehn Minuten, bevor sie vor einer Eisdiele innehielten.

»Also das Eis ist echt super lecker hier. Wir können uns auch hinsetzen, da sind Tische, oder es nur mitnehmen und schonmal weiter gehen. Weißt du schon, was du willst, oder willst du erst noch schauen?«

Danny zögerte.

»Ich glaube ... Zitrone. Eine Kugel.«

»Sonst nichts?«

»Nein.«

Toni zog die Augenbrauen hoch, griff dann erneut nach der Hand des Omegas.

»Ist es, weil du abnehmen willst?« Danny zuckte mit den Schultern. »Ich fände es schade, wenn du nur deswegen jetzt auf so etwas gutes wie Eis verzichten würdest. Vor allem ist das doch eh eine Ausnahme und nichts, was man jeden Tag macht. Hm?«

Doch Danny schüttelte erneut den Kopf. Toni beschloss, ihn nicht weiter zu irgendetwas zu drängen.

»Okay. Wenn du es so willst. Eine Kugel Zitrone. Wartest du hier?«

Danny nickte und ließ sich auf einer schmalen Mauer nieder, die ein Blumenbeet eingrenzte, während er beobachtete, wie Toni sich anstellte, um für sie Beide Eis zu bestellen. Als er zurückkam schenkte er ihm ein kurzes Lächeln.

»Danke. Du weißt, dass ich dir das alles nicht ... irgendwie bezahlen kann oder so?«

Toni nickte, lächelte beruhigend in die Richtung des Kleineren, während sie gemütlich weiter in die Richtung von Tonis Wohnung gingen.

»Ich weiß. Verlange ich auch gar nicht. Ich werde dir keinen mega Luxus bieten können, aber das ist das, wovon ich gesprochen habe. Du bist zwar nicht offiziell an mich gebunden, aber trotzdem. Als Alpha ist es meine Aufgabe, mich um dich zu kümmern, wenn du mein Partner wirst. Und da gehören solche Dinge, wie mal ein Eis essen zu gehen, auch dazu, nicht nur, dass du etwas zu Essen kriegst, ein Dach über dem Kopf hast und den Schutz, dass die meisten fremden Alphas die Finger von dir lassen. Das sind alles wichtige Aspekte dieses Versprechens, klar. Aber eben nicht alles.

Danny nickte. Die Art, wie Toni eine Bindung interpretierte war wohl ein Geschenk für so ziemlich jeden Omega, denn leider sah es kaum ein Alpha ähnlich. Für die meisten hieß, einen Omega an sich zu binden, dass dieser sich einem unterwerfen musste, für einen hinhalten und ohne Rechte gehorchen. Und der Schutz vor Übergriffen anderer Alphas bestand eben auch nur so lange, wie der eigene Alpha es ihnen nicht erlaubte. Auch das kam regelmäßig vor, zumindest für die Freunde des Alphas mussten die meisten Omegas wohl hinhalten. Von daher hatte Danny, wenn sich nicht herausstellen sollte, dass Toni in Wirklichkeit ganz anders war als er stets vorgegeben hatte, wirklich Glück mit diesem Alpha und seinen Ansichten.

*

»Kleiner? Danny?«

Der Omega sah vom Sofa auf und beobachtete Toni, der im Türrahmen stand und ihn zu sich winkte.

»Was ist?«

Folgsam ließ er sich von Toni ins Bad dirigieren, wo dieser auf die Waage deutete.

»Stell dich bitte mal da drauf. Mir kommt es vor, als hättest du schon ein wenig abgenommen und ich würde das gerne überprüfen.«

Danny sah zweifelnd zu dem Alpha - er selbst hatte diesen Eindruck noch nicht gehabt - tat aber, wie ihm befohlen. Es dauerte ein paar Sekunden, bis Toni seine Hand auf Danny Schulter legte.

»Wenn man die Kleidung abrechnet, hast du schon zwei Kilo verloren. Das ist toll. Ich finde auch, man merkt es dir an. Und solange du dich wohl fühlst, werde ich auch nicht eingreifen. Auch, wenn ich dich, so wie du gerade bist, wunderschön finde. Wenn du das selbst nicht tust, dann kannst du daran arbeiten. Ich will, dass du deinen Körper magst. Dass du in den Spiegel schauen kannst und glücklich sein kannst über das, was du dort siehst.«

Danny lächelte vorsichtig, stieg von der Waage.

»Danke.«

Auf dem Weg zurück ins Wohnzimmer befiel Toni eine unbekannte Nervosität. Hatte er wirklich solche Angst davor, Danny zu fragen, ob er ihn morgen Nacht begleiten wolle? Oder befürchtete er, der Omega könnte ihn doch verraten?

Er atmete noch einmal tief durch.

»Kleiner? Ich würde dir gerne etwas anbieten.«

Der Omega sah überrascht auf, schien darauf zu warten, dass er fortfuhr.

»Ich würde morgen Nacht gerne wieder sprayen gehen, mich mit den anderen Szene-Leuten treffen, wir sind eine richtige Gemeinschaft da. Und ich würde mich freuen, würdest du mich begleiten wollen.«

Danny wirkte für einen winzigen Moment wie erstarrt, dann nickte er jedoch.

»Ja. Ja, bitte. Das fände ich ... Ich würde mich freuen. Wenn du ... also wenn du mich mitnimmst. Ich werde auch niemandem verraten ... also irgendetwas verraten. Versprochen.«

Als er merkte, dass Danny mindestens genauso nervös war, wie er selbst, lächelte Toni wieder sanft, strich dem Kleineren vorsichtig über die Wange.

»Ich weiß. Danke. Ich freue mich, wenn du mitkommst.«

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The nights which count ~ boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt