8. Binden

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»Darf ich sehen?«

Danny streckte sich ein bisschen, versuchte, einen Blick auf die Skizze in Tonis Blackbook zu erhaschen, der es ihm bereitwillig so hinhielt, dass er gute Sicht darauf hatte.

»Richtig gut. Das ist mega.«

Toni grinste, freute sich, dass Danny nicht zurückzuckte, als er ihm durch die Haare strich. »Sprayst du das wirklich dann irgendwo hin?«

Toni lächelte, nickte.

»Ja. Grad bin ich noch nicht ganz zufrieden, aber wenn es fertig wird, werde ich es auch umsetzen.«

Danny lehnte sich wieder zurück ins Sofa, legte seinen Kopf auf der Schulter des Größeren ab und beobachtete, wie Tonis Hände über das Papier flogen und ein kleines Kunstwerk hinterließen.

Toni machte er glücklich, dass der Omega zufrieden wirkte und zumindest im Moment glücklich zu sein schien.

»Willst du mal durchschauen?«

Begeistert nickte Danny und nahm vorsichtig das Skizzenbuch entgegen, das Toni ihm reichte.

»Pass bitte auf. Sein Blackbook ist das wertvollste, was du einem Streetart-Künstler nehmen kannst. Wenn das in falsche Hände gerät sind die Skizzen darin der Beweis dafür, dass meine Werke draußen von mir sind. Dann habe ich eine Anzeige am Hals und das kann ziemlich unangenehm enden.«

Danny zog die Augenbrauen hoch.

»Können sie dich dafür einsperren?«

»Wäre ich ein Omega, ja. Da gibts auch ein paar. Aber die meisten sind Alphas wie ich oder Betas. Erwischt zu werden kann uns viel Geld kosten, oft auch Sozialarbeit, aber nicht unsere Freiheit. Und gegen die Omegas, die ihre Alphas bei sowas begleiten, wird zwar auch Klage eingereicht, aber sie kommen meistens ungestraft davon. Beziehungsweise ... ihre Strafe wird ihren Alphas überlassen. Aber kein Sprayer würde seinen Omega dafür bestrafen, dass er mit ihm sprayen geht. Also fällt das flach.«

»Also, wenn du mich mitnehmen würdest ...?«

Toni lächelte ermutigend.

»Du bist nicht an mich gebunden.«

Sofort verfinsterte Dannys Miene sich wieder, wurde ein Stück trauriger.

»Stimmt. Meinst du ...«

Er unterbrach sich selbst, schien nicht weitersprechen zu wollen.

»Sag ruhig, was du sagen willst.«

»Dass ich irgendwann ... ich meine ... ob es da irgendeine Möglichkeit gibt. Ich ... ich bin sehr viel lieber bei dir als bei Leon.«

In diesem Moment fühlte es sich an, als würde Tonis Herz Purzelbäume schlagen und Freudensprünge machen, für einen kurzen Moment glaubte er, vor Glück augenblicklich zu platzen. Er hatte es geschafft. Danny ging es besser und er fühlte sich wohl bei ihm, schien sich an ihn binden lassen zu wollen.

»Danke.«

Für den Moment brachte er nicht mehr heraus als dieses eine Wort und so saßen sie eine ganze Weile lang nur da, Danny wieder an den Alpha gelehnt und ließen ihre Gedanken schweifen. Alles um sie herum, inklusive des Blackbooks, war vergessen.

Tonis Denken arbeitete auf Hochtouren und er arbeitete fieberhaft daran, eine Lösung für sie zu finden. Seine Hand streichelte durch Dannys Haare, die so angenehm weich waren und nach ihm dufteten.

»Wie viele Leute kennen diesen Leon und dich?«

»Er hat schon relativ viele Freunde. Von denen habe ich vielleicht so ... vier oder so getroffen. Wenn er Besuch hatte, hat er mich immer irgendwo eingesperrt, meistens in so einer Besenkammer, wo man das Licht nur von Außen anschalten konnte. Ich saß dann im Dunklen und ... er kam an diesen Nachmittagen oder Abenden zwar meistens irgendwann mal rein und hat nach mir geschaut, aber ... ich hatte immer Angst, dass seine Freunde irgendwie spontan über Nacht bleiben würden oder so und ich dann bis in der Früh oder Vormittag dort eingesperrt sein würde.«

The nights which count ~ boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt