»Alles gut? Bist du müde?«
Liebevoll musterte Toni den Omega neben ihm, der verneinend den Kopf schüttelte. Sofort widersprach er sich jedoch selbst, als er müde blinzelte und versuchte, ein Gähnen zu unterdrücken. Toni lächelte und lehnte sich selbst wieder gegen die Wand, an der er lehnte, zurück.
»Wenn du ins Bett willst, sag Bescheid, dann gehen wir heim.«
Danny schüttelte den Kopf, versuchte ein Lächeln.
»Ich bin bloß ein bisschen müde. Nicht schlimm, wegen mir musst du nicht gehen.«
»Sicher?«
»Ja, wirklich.«
»Okay. Komm her, du kannst ein bisschen dösen, wenn du willst.«
Toni klopfte einladend mit einer Hand auf seine Schulter und tatsächlich rutschte Danny näher zu ihm, um seinen Kopf gegen seine Schulter zu lehnen. Seine Gesichtszüge entspannten sich ein wenig, aber er schloss nicht die Augen. Toni spürte, wie ein freudiges Kribbeln seine Brust durchzog, er genoss es, wie zutraulich Danny ihm gegenüber geworden war. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf seine Lippen, während er Danny betrachtete, seine weichen Züge, das hübsche Gesicht, das er vom ersten Moment an so schön gefunden hatte. Der unglaubliche Drang, etwas zu tun, das allen zeigen würde, dass er diesen Omega wollte, dass er hoffte, ihn an sich binden zu dürfen, befiel ihm und aus diesem heraus legte er in einer fast schon beschützerischen Geste einen Arm um den kleineren Körper neben ihm. Angespannt wartete er auf eine Reaktion des Omegas, ob es ihm unangenehm wäre. Von einem Alpha im Arm gehalten zu werden, hatte etwas beruhigendes, war ein Beweis von Nähe und Zuneigung, gab einem das Gefühl, beschützt zu werden, hatte aber gleichzeitig etwas besitzergreifendes, fast schon anzügliches. Danny jedoch schien nicht negativ darauf zu reagieren, lächelte bloß ein wenig mehr, als Toni über seinen Arm streichelte und schloss irgendwann die Augen. Toni betrachtete den Kleinen, der jetzt in seinem Arm noch viel zierlicher, trotz seiner dem eigentlich widersprechenden Figur fast schon zerbrechlich, wirkte und tatsächlich ein Vertrauen ausstrahlte, das Toni selbst kaum glauben wollte.
Als er aufsah, konnte er Kilian lächeln sehen, wie dieser selbst näher zu ihm rutschte und sich zu ihm beugte.
»Ich finde es immer wieder süß, wenn ein Omega vor Müdigkeit kaum wach bleiben kann.«
Toni erwiderte das Lächeln seines Freundes. Die große Gruppe um sie herum hatte sich irgendwann aufgelöst, die meisten wollten auch Metheus die Möglichkeit geben, sich hier im Privaten zu unterhalten. Geblieben waren nur sie und zwei weiter Alphas, die sich jetzt stumm verabschiedeten und aufstanden, um sich den anderen Sprayern anzuschließen und sich mit diesen zu unterhalten.
Obwohl Kilian den Omega nicht angegriffen hatte, verspürte Toni den Drang, Danny zu beschützen.
»Er kann nichts dafür. Er ist ein Omega. Er braucht einfach mehr Schlaf als ein Alpha.«
Kilian nickte, streckte lächelnd eine Hand aus.
»Darf ich?«
Er deutete an, Dannys Arm, den Toni immer noch unafhaltsam streichelte, zu berühren, hielt aber inne und wartete auf eine Antwort. Toni schluckte, schüttelte dann den Kopf.
»Lass ihn schlafen. Danny ist nicht an mich gebunden, ich kann das nicht entscheiden. Und ihn deswegen zu wecken wäre unfair.«
Kilian nickte, zog sofort die Hand zurück, ohne Anstalten zu machen, ihn trotzdem zu berühren.
»Du hast recht. Tut mir leid, ich hab nicht dran gedacht, dass er gar nicht dir gehört.«
Toni nickte bloß, lächelte und streichelte weiter über Dannys warme Haut.
»Wann macht ihr es offiziell? Jeder kann sehen, worauf das hinauslaufen wird. Ihr mögt euch.«
Toni lauschte dem ruhigen, gleichmäßigen Atem Dannys. Als Omega brauchte er wirklich mehr Schlaf als ein Alpha und Beta, weshalb er jetzt auch so schnell eingeschlafen war.
»Ich weiß es nicht. Bald. Irgendwann die nächsten Tage denke ich.«
Metheus nickte.
»Trau dich. Er wird nicht nein sagen.«
»Ich will ihn nicht zwingen.«
»Tust du nicht. Du gibst ihm die Wahl, abzulehnen, wenn er nicht will, dass du ihn an dich bindest. Selbst das müsstest du nicht, du könntest es einfach tun, ihn dazu zwingen.«
»Das würde ich niemals tun. Er würde mich dafür hassen.«
»Ich weiß. Ich sag ja auch nur, theoretisch könntest du. Und das weiß Danny. Er wird es zu schätzen wissen, dass du ihm die Wahl lässt. Und er wird ja sagen, so verliebt, wie ihr euch anschaut.«
Toni schüttelte bloß lächelnd den Kopf, widersprach aber nicht. Von seiner Seite aus war es ja auch die Wahrheit. Er konnte und wollte nicht leugnen, dass er Danny wirklich gerne mochte.
»Ich freue mich für dich. Danny ist ein sehr, sehr hübscher Omega und scheint ja auch vom Charakter süß zu sein, was ich so mitbekommen habe bis jetzt.«
Toni lächelte dankbar. Bei jedem anderen Alpha hätte so eine Aussage wohl seinen instinktiven Beschützerinstinkt geweckt, aber Kilian war seit vier Jahren mit einem Alpha zusammen, von dem Toni wusste, dass die beiden sich wirklich stark und ziemlich stürmisch liebten. Also nickte er bloß und lächelte.
»Danke.«
Eine kurze Weile lang schwiegen sie bloß, bis Toni das Schweigen wieder brach:
»Wie lange bist du in der Stadt? Wollt ihr die Tage mal wieder vorbeikommen?«
Metheus zögerte, nickte dann.
»Knappe drei Wochen bin ich da. Ich denk ... vielleicht wenn Denis seine Eltern besucht.«
Toni sah ihn ernst an.
»Du weißt, dass er gerne mitkommen kann? Ihr seid beide eingeladen.«
Kurz stockte Metheus, nickte dann aber.
»Tut mir leid. Es ist so ungewohnt ... ihn einfach mitnehmen zu können. Du bist einer der Wenigen, der von ihm weiß.«
Toni seufzte, nickte.
»Du weißt, dass keiner dich hier dafür verurteilen würde? Du könntest ihn jederzeit mit in die Hall of Fame bringen. Das könnte jeder und du erst recht. Es gibt keinen hier, der dich nicht mag. Du bist Metheus.«
Kilian nickte, wirkte ein wenig erschöpft.
»Ich weiß. Danke. Wir kommen auf jeden Fall die Tage mal zu dir.«
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The nights which count ~ boyxboy
Teen FictionWährend Antonio tagsüber ein Alpha wie jeder andere zu sein scheint, ist er nachts einer der bekanntesten Graffiti-Künstler der Stadt. Seine Werke zieren dutzende Wände und werden von Gleichgesinnten oft bewundert. Als er eines Nachts auf den, von s...