3. Entführt

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»Vorsicht, Kleiner, ich leg' dich hier ab. Halt' bitte still.«
Sanft legte Antonio den Omega auf seinem Bett ab. Kurz betrachtete er Danny, wie er nun in seiner Wohnung lag, immer noch die Beine gefesselt und geknebelt, die Augen groß. Seine Arme lagen zwar sichtlich angespannt neben seinem Körper, aber der Omega hielt sein versprechen und hatte noch keine Anstalten gemacht, einen Befreiungsversuch zu starten. Zu groß wahrscheinlich die Befürchtung, dass er ansonsten doch gefesselt werden würde. Toni konnte sich an ihm gar nicht satt sehen, doch er wollte Danny nicht länger quälen. Dieser hatte sichtlich Angst, nun, da er wirklich aus seiner vertrauten Umgebung weg war, noch mehr als zuvor. Antonio verschloss die Tür, setzte sich neben ihn auf das Bett und nahm ihm den Knebel ab, die Fesseln folgten.
Danny setzte sich etwas ungelenk wieder auf, nun, da er davon wusste, sah Antonio auch, wie er versuchte, seine Handgelenke zu schonen.
Draußen dämmerte es inzwischen schon wieder, doch die schweren Vorhänge hielten die dunkel-wohlige Gemütlichkeit in Antonios Zimmer.
»Was … Warum bin ich … hier?«
Zärtlich strich Toni dem Omega durch die Haare, versuchte, zu ignorieren, wie dieser dabei etwas zurückwich.
»Mach dir darum keine Gedanken. Du wirst jetzt erst einmal hier wohnen, mehr musst du nicht wissen. Keine Sorge, ich werde dir nicht weh tun, im Gegenteil. Ich will, dass es dir gut geht. Wenn irgendetwas ist, sag es mir bitte. Dort ist ein Bad. Vom Bad führt auch eine Tür in den Flur, aber die wird vorerst abgesperrt bleiben, so wie die Zimmertür hier auch. Das Zimmer hier wird in den nächsten Tagen der Ort sein, an dem du dich aufhältst. Aber keine Angst. Ich werde dich nicht zwingen, den Rest deines Lebens in einem dunklen Keller ohne Fenster oder so zu verbringen. Die Fenster hier sind zwar verriegelt und ich wäre dir auch äußerst dankbar, wenn du hier keine der Scheiben einwerfen würdest, aber du wirst bald wieder raus dürfen, versprochen.
»Warum … warum bin ich hier? Muss ich irgendwie -«
»Du musst gar nichts. Versprochen. Ich zwinge dich nicht dazu, irgendetwas zu tun, was du nicht willst.«
Danny schwieg und wieder befiel Toni der Gedanke, dass irgendetwas an seiner Art, zu sprechen, merkwürdig war. Doch so sehr er auch überlegte, er bekam nicht zu greifen, was es war.
Jetzt kam der Teil, bei dem er immer noch Angst hatte, wie Danny reagieren würde.
»Du musst dich leider ausziehen. Also nicht ganz, aber Hose und Oberteil. Du kriegst auch gleich neue Klamotten, keine Angst.«
Danny wirkte für einen kurzen Moment wie erstarrt, begann dann aber zu Tonis Erstaunen wortlos und ohne ein Wort des Widerspruchs, seine Hose zu öffnen. Kurz wunderte der Alpha sich, dass er nicht mit dem Shirt begann, er hätte es zumindest so getan. War untenrum nicht viel privater als der Oberkörper?
Am liebsten hätte Toni sich weggedreht, dem Kleinen diesen Rest seiner Privatsphäre gelassen, aber es ging nicht. Er musste sicher gehen, dass er kein Handy oder so aus seinen Taschen schmuggeln konnte.
Als Danny nur noch in Unterhose vor ihm saß, die Arme krampfhaft vor dem Bauch verschränkt und den Blick nervös auf das Bett gerichtet, seufzte Toni.
»So reicht.«
Er ließ sich die Klamotten geben und bemühte sich, Danny dabei nicht anzusehen, um ihm die Situation nicht noch unangenehmer zu machen. Kein Handy, kein gar nichts. Wahrscheinlich hatte es ihm dieser Alpha, der ihn rausgeworfen hatte, alles selbst schon abgenommen. Er hätte gerne gefragt, wusste aber nicht, wie Danny auf Fragen zu seinem Leben mit diesem Alpga reagieren würde und wollte nichts riskieren, ausgerechnet jetzt, da er eh schon halb nackt so verletzlich war. Jetzt war nicht der Zeitpunkt, es herauszufinden.
Er legte die Klamotten auf einem Stuhl ab (wo Danny sie sich zur Not auch wieder holen konnte) und holte dafür Jogginghose und ein einfaches T-Shirt aus dem Schrank, dazu eine Sweatjacke. Alles drei brachte er Danny, der es auch sofort wieder anzog, wieder Sgirr und Jacke zuerst. War es, weil er nicht ganz dünn war? Schämte Danny sich so sehr für seinen Körper?
»Was deine Handgelenke angeht: Bist du dir sicher, dass es ein Bruch ist?«
»Ja. Leon war mit mir beim Arzt deswegen und der hat es geröntgt.«
»Und hat der irgendetwas gesagt? Oder etwas verschrieben? Irgendeine Medizin?«
Danny schüttelte den Kopf.
»Nein. Er meinte bloß zu Leon, dass beide Handgelenke gebrochen wären, es aber keine komplizierten Brüche wären.«
»Hast du denn Schmerzen?«
»Ja.«
»Brauchst du Schmerzmittel?«
»Nein, schon okay … denke ich. Danke.«
»Okay. Wenn du es dir doch überlegst und etwas gegen die Schmerzen willst, bringe ich dir gleich noch eine Tablette und ein Glas Wasser vorbei.«
»Danke.«
Und in diesem Moment erkannte Tony, was an Dannys Art zu reden so merkwürdig war.
Der Alpha beugte sich zu der Nachttischlampe und schaltete sie ein, was den Kleineren verwirrt ins plötzlich so helle Licht blinzeln ließ.
»Mach bitte Mal deinen Mund auf.«
Ohne zu Widersprechen leistete Danny Folge und sofort wurde Toni in seiner Vermutung bestätigt.
»Dir fehlen die Eckzähne. Wurden deine Omegaknochen nicht entfernt?«
Die Omegaknochen waren kleine, beim Omega zusätzlich angelegte Knochen unter den vier Eckzähnen, die sich irgendwann zwischen Beginn der Pubertät und Mitte der Zwanziger verschoben und so gegen die Eckzähne drückten, dass diese, für den Omega sehr schmerzhaft, ausfielen. Und wenn das erst einmal passiert war, war es nicht nur demütigend, sondern unter Umständen auch dauerhaft schmerzhaft für den betroffenen Omega. Mit Erlaubnis seines Alphas konnten diese jedoch rechtzeitig, bevor es so weit kam, heraus operiert werden, was heute üblich war, und die meisten Omega durften ihre Zähne behalten. Schien so, als wäre dieser Leon wirklich ein sadistischer Mistkerl, wenn er Danny diese Operation nicht erlaubt hatte, wovon Antonio ausging.
»Nein.«
Der Alpha seufzte. Am liebsten hätte er Danny geholfen, die Zeit zurück gedreht und ihn eigenhändig zu dieser Operation gebracht, aber das war nunmal nicht möglich.
»Ist gut. Tut mir leid, wenn ich dich irgendwie zu sehr bedrängt habe oder so. Schlaf jetzt am Besten eine Runde, du warst ja die halbe Nacht wach. Ich werde rüber ins Wohnzimmer gehen. Wenn etwas ist, klopf an die Tür oder die Wand hier, dann komme ich.
Danny nickte, stockte dann aber.
»Warum … bist du so?«
»Warum nicht? Was hätte ich davon, gemein zu dir zu sein?«
»Ich weiß nicht … Du hast mich entführt.«
Antonio lächelte sanft.
»Ich glaube, du siehst die ganze Situation hier immer noch ganz falsch. Du bist nicht mein Gefangener. Du bist mein Gast.«
»Den du in deinem Schlafzimmer einsperrst?«
Toni schluckte. Er wollte nicht der Böse sein. Er war nicht der Böse.
»Vertrau mir bitte.«
Danny reagierte erst gar nicht, nickte dann aber wie in Zeitlupe. Toni beschloss, ihn erst einmal alleine zu lassen. Die Situation war für ihn wahrscheinlich ziemlich überfordernd und er war wohl das beste, ihn all das erst einmal in Ruhe verarbeiten zu lassen.
»Ich bring' dir gleich noch die Tablette.«
In der Tür drehte der Alpha sich noch einmal zu dem Kleineren um, beobachtete, wie dieser unsicher neben sich auf die Matratze starrte.
»Noch eine Sache: Nimmst du die Pille?«
Da jeder Omega von einem Alpha geschwängert werden konnte und es bei ungebundenen Omegas häufig zu Vergewaltigungen kam, begannen die meisten Omegas mit Beginn ihrer Fruchtbarkeit, eine Pille zu nehmen, die verhinderte, dass sie schwanger wurden. In den meisten Fällen wurde diese nicht abgesetzt, wenn der Omega gebunden wurde, damit sein Alpha nicht extra verhüten musste.
Erschrocken sah Danny auf.
»Ich … wieso? Willst du … du meintest, ich müsste nichts -«
»Nein. Hey, Keine Angst. Ich werde keinen Sex mit dir haben. Wenn du deine Pille jetzt aber absetzt, wird sie dich die nächsten Monate nicht mehr sicher schützen. Nimmst du sie?«
»J- ja.«
»Gut. Dann werde ich dir morgen welche besorgen. Aber jetzt gute Nacht. Bis gleich, ich komme gleich nochmal wegen der Tablette.«
Als er mit dem versprochenen Glas Wasser und der Schmerztablette zurückkam, schien der Omega immer noch genau so dazusitzen. Toni seufzte innerlich, während er das Mitgebrachte auf seinem Nachttisch abstellte.
»Mach es dir gemütlich und schlaf eine Runde. Wenn etwas ist: Wie gesagt, klopf einfach.«
Toni wollte gerade gehen, als Danny ihn aufhielt.
“Wie - wie heißt du?“
Antonio lächelte sanft und beruhigend.
“Toni.“
Danny nickte, schien aber nichts mehr antworten zu wollen, also verließ Toni sein Schlafzimmer und drehte den Schlüssel im Schloss, bevor er aus dem Badezimmer seine Zahnbürste holte und die Tür dann ebenfalls abschloss.
Als er wenig später auf seinem Sofa im Wohnzimmer der kleinen Wohnung lag, eine dünne Decke über sich gezogen, hörte er auf irgendwelche Geräusche aus dem Schlafzimmer, die ihm verraten würden, wie es Danny ging. Doch egal, wie angestrengt er lauschte, hörte er nichts, bloß irgendwann ein leises Knarren, das wahrscheinlich vom Bett kam.
Das war doch eigentlich ein gutes Zeichen.

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Minni nutzt nachts das WLAN der Beachbar, um Kapitel hochzuladen.
Ich freue mich über jeden Kommentar!
Kapitel kommen hier erst einmal alle zwei Tage :)

The nights which count ~ boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt