Das Gespräch über eine mögliche (und anscheinend auch ziemlich wahrscheinliche) Bindung war inzwischen drei Tage her. Toni hatte darauf bestanden, dass Danny ihm noch keine Antwort gab, sondern es sich ganz genau überlegte. Wenn er sich an ihn binden ließ, sollte er es aus freien Stücken machen, weil er es wollte und nicht, weil er das Gefühl hatte, es tun zu müssen.
Es war Donnerstag und nachdem Toni nun seit fast zwei Wochen nicht mehr abends unterwegs gewesen war, weder gesprayt, noch seine Freunde aus der Szene getroffen hatte, hatte er beschlossen, das dieses Wochenende nachzuholen.
Es kam ihm so irrsinnig vor, dass er Danny erst seit nicht einmal zwei Wochen kannte, er hatte das Gefühl, als wären es Monate und schon nach dieser eigentlich relativ kurzen Zeit vertraute er dem Omega so weit, dass er beschlossen hatte, ihn Freitag Abend mit zu nehmen, wenn er zum Treffpunkt gehen würde. Vorausgesetzt natürlich, Danny wollte das überhaupt.
Inzwischen sperrte Toni die Schlafzimmertür gar nicht mehr ab, sowie die Wohnungstür nur, wenn er selbst das Haus verließ. Sogar wenn er duschen war oder schlief, hatte er beschlossen, in Dannys Versprechungen zu vertrauen und bis jetzt, ohne enttäuscht zu werden. Der Omega war immer noch bei ihm, Toni hatte nicht mitbekommen, dass er versucht hätte, zu fliehen, und schien ihm zudem Tag für Tag mehr zu vertrauen.
Danny mitzunehmen, wenn er sprayen ging, war für Toni der größte Vertrauensbeweis, den er überhaupt irgendjemandem entgegenbringen konnte und unter anderem deswegen hatte er noch zwei Pläne für den heutigen Abend.
Mal wieder hatte er früher auf der Arbeit Schluss gemacht - das musste auch bald wieder aufhören, auf Dauer konnte er sich das nicht leisten - und war schon am späten Nachmittag wieder nach Hause gefahren. Von einem Kollegen hatte er sich ein Halsband geliehen (er selbst besaß keins, warum auch, wenn er bis jetzt ohne Omega gelebt hatte) und als er es Danny gezeigt hatte war dessen Blick einfach viel zu niedlich gewesen.
»Das ist nicht dein Halsband, nicht das, was dich später, wenn du das willst, als meinen Omega kennzeichnen wird. Es ist nur geliehen und auch schon alt, wenn du dich dafür entscheidest, werde ich dir ein eigenes, neues Halsband kaufen. Aber bis dahin kannst du erst einmal dieses hier tragen, damit andere Alpha zumindest schon einmal sehen, dass sie nicht einfach mit dir machen können, was sie wollen.
Danny streckte vorsichtig die Hand nach dem Lederband aus und lächelte dankbar, als Toni es ihm gab. Kurz betrachtete er es , immer noch dieses süße Lächeln auf den Lippen, das dem Alpha verriet, dass er seine Entscheidung eigentlich schon längst getroffen hatte, bevor er hoffnungsvoll zu dem Größeren aufsah.
»Heißt das ... Nimmst du mich mit raus?«
Toni lächelte, strich dem Omega sanft über die Schulter, zupfte den Saum seines Shirts zurecht.
»Ja. Das heißt es. Ich habe dir versprochen, dich nicht ewig hier einzusperren und ich möchte dieses Versprechen auch halten. Wenn du willst, kannst du mich heute begleiten. Ich muss ein paar Dinge einkaufen, nichts großes.«
Sofort nickte Danny.
»Ja! Bitte. Versteh mich nicht falsch, ich bin dankbar dafür, wie du mich behandelst, aber ... ich würde gerne mal wieder raus. In die Stadt.«
Toni nickte.
»Natürlich. Ich verstehe dich, keine Angst.«
Danny mit halbwegs ausgehtauglichen Klamotten auszustatten war die nächste Herausforderung. Ein einfacher Hoodie von Toni war kein Problem, im Gegenteil sah er in dem viel zu großen Oberteil, wie er sich auch die letzten Tage schon immer getragen hatte, einfach wahnsinnig niedlich aus. Eine Hose war da schon eher das Problem. Toni merkte, dass es dem Omega unangenehm war, in der für ihn ebenfalls riesigen Jogginghose vor die Tür zu gehen.
Schließlich holte Toni einfach Dannys Hose, mit der er ihn an dem Abend gefunden hatte und die er inzwischen gewaschen hatte und Danny zog diese an.
Als sie ihre Schuhe angezogen hatten, legte Toni dem Omega das Halsband um, achtete darauf, dass er trotzdem noch uneingeschränkt atmen konnte und es quasi gar nicht spüren sollte, bevor er vorsichtig mit dem Daumen über den Rand des Leders und die Haut direkt daneben strich.
»Okay?«
Der Omega blinzelte, sah zu ihm auf, nickte dann.
»Dann los. Wenn irgendetwas ist: Sprich mit mir.«
»Bleibst du ... in meiner Nähe?«
Toni schluckte.
»Du bist nicht mein Gefangener.«
»Das meine ich nicht. Ich meine ... bleibst du bitte bei mir? Ich habe Angst, dass irgendwer ...«
Sofort schloss Toni den Kleineren in seine Arme.
»Hey. Alles gut. Ich passe auf dich auf, versprochen. Du trägst ein Halsband, die meisten Alphas werden dich in Ruhe lassen. Und wenn dir doch jemand blöd kommt, bin ich da. Versprochen.«
Danny nickte, atmete tief den Duft des Alphas ein und gegen dessen Haut wieder aus, spürte, wie sich auf seinen Armen eine leichte Gänsehaut bildete. Toni wartete, bis er sich von selbst wieder von ihm löste.
»Bereit? Dann komm. Du darfst vorgehen.«
Toni beobachtete jede Bewegung des Kleineren, als er die Tür unsicher öffnete, wie er sich nach der Sicherheit des Alphas direkt hinter ihm umsah und schließlich seit zwei Wochen den ersten Schritt aus der Wohnung trat.
Er schloss die Wohnungstür hinter ihnen beiden ab und führte den Kleineren durchs Treppenhaus bis zur Haustür, wo dieser kurz zögerte. Toni spürte, wie kühle Finger sich zwischen seine schoben und nahm zur Bestätigung die Hand des Kleineren, der nun, nach fast zwei Wochen Sicherheit, wirklich Angst vor der Öffentlichkeit und all den Alphas dort draußen zu haben schien.
Beruhigend drückte Toni Dannys Hand.
»Na komm. Es dauert nicht lange, aber du musst dich dem hier stellen. Dir kann nichts passieren. Ich bleibe bei dir, keine Angst.«
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The nights which count ~ boyxboy
Teen FictionWährend Antonio tagsüber ein Alpha wie jeder andere zu sein scheint, ist er nachts einer der bekanntesten Graffiti-Künstler der Stadt. Seine Werke zieren dutzende Wände und werden von Gleichgesinnten oft bewundert. Als er eines Nachts auf den, von s...