15. Schlafen

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Es war bereits nach Mitternacht, als Toni und Danny sich wieder auf den Heimweg machten. Normalerweise wäre Toni noch bis Einbruch der Dämmerung geblieben. Er war einer der größten Sprayer in der Hall of Fame, zwar nicht so bekannt wie Metheus, aber dennoch jemand, zu dem die Meisten aufsahen.
Zusammen mit vier weiteren war er dieses alte Gebäude ausfindig gemacht, sie hatten monatelang den meisten Schutt und Müll beiseite geräumt und schließlich das geschaffen, was die Hall of Fame nun war.
Das alte Gebäude war für ihn eine Art zuhause, ein Ort, an dem er sich wohl fühlte, an dem er gerne war.
Wie jedes Mal war er nur ungern gegangen, es gab noch viel zu viele Freunde und Bekannte, mit denen er nicht oder nur kurz gesprochen hatte (besonders heute, da er den meisten Teil seiner Zeit mit Metheus verbracht hatte, anstatt sich mit mehrere Gruppen zu unterhalten) und wäre da nicht Danny gewesen, der so zutraulich an ihn gekuschelt geschlafen hatte und der nun definitiv endlich ein warmes Bett verdient hatte, wäre er mit Sicherheit auch noch geblieben.
Die kühle Luft und Bewegung auf dem Heimweg schienen Danny endlich wieder ein bisschen wacher zu machen und dennoch war Toni froh, als sie endlich wieder die Wohnung betraten.
Danny zögerte, ging dann aber ein paar Schritte in Richtung Badezimmer.
»Ich geh Zähne putzen.«
Toni nickte, sah dem Kleinen hinterher, wie er im Flur verschwand. Seine Beine trugen ihn von alleine zum Kühlschrank und für ein paar Sekunden starrte er wie hypnotisiert auf die fast leeren Fächer - er würde morgen unbedingt wieder einkaufen gehen müssen, soweit er nach der Arbeit dazu kommen würde - bevor er ihn unverrichteter Dinge wieder schloss.
Kaum hatte er sich auf dem Sofa niedergelassen, sein Kissen ausgeklopft und das Buch, in dem er am Vorabend noch kurz gelesen hatte, zur Seite gelegt, hörte er, wie Danny wieder über den Flur in Richtung Wohnzimmer tapste. Er lächelte, als der Omega in der Tür erschien, wartete darauf, dass er ihm eine gute Nacht wünschte, bevor er wieder ins Schlafzimmer gehen würde. Stattdessen aber wanderte Dannys Blick nervös durch den Raum, bevor er sich an den Fenstern hinter Toni festhielt. Irgendetwas beschäftigte ihn, das sah der Alpha sofort.
»Toni? Willst du … also … wenn du willst, kannst du - also … Willst du irgendwann wieder im Schlafzimmer schlafen?«
Überrascht sah Toni auf. Sofort schlich sich ein sanftes Lächeln auf seinen Lippen.
»Willst du das denn?«
»Ich … ich fände es okay. Es - ich finde es nicht fair, wenn du wegen mir auf dem Sofa schlafen musst. Und es ist - ich mein, das Bett ist ja groß genug.«
Toni konnte nicht anders, als noch breiter zu grinsen. Das war wirklich verdammt süß von Danny. Der Omega selbst wirkte nervös, fast schon, als wäre es ihm unangenehm.
»Wenn dir das wirklich nichts ausmacht, gerne. Aber du bist mir das nicht schuldig oder so, wirklich. Wenn du das nicht willst, ist es okay, du musst es nur sagen.«
»Nein - nein, es ist okay. Denke ich.«
»Okay. Gerne. Aber wenn irgendetwas sein sollte …«
»… sag ich es dir, ja. Versprochen.«
Ungeahnte Glücksgefühle durchströmten Toni. Es machte ihn - auch wenn es irrsinnig war - in gewisser Weise stolz, dass Danny ihm so weit zu vertrauen schien. Dass er von sich aus anbot, mit Toni in einem Bett zu schlafen und dass er sich inzwischen - ganz im Gegensatz zu noch vor zwei Wochen - traute, ganz normal mit ihm zu sprechen, ohne irgendwie Angst oder auch nur übermäßig Respekt vor ihm zu haben.
»Okay. Sehr gerne.«
Toni hob seine Decke und das frisch aufgeklopfte Kissen vom Sofa, bevor er Danny ins Schlafzimmer folgte und dort seine Last auf die Matratze fallen ließ. Als er merkte, wie unsicher der Omega jetzt auf einmal wirkte, überlegte er fieberhaft, wie er ihn am besten beruhigen konnte.
»Such dir schon mal eine Seite aus. Ich bin im Bad.«
Tatsächlich schien Danny sich, als Toni wieder ins Schlafzimmer kam, etwas wohler zu fühlen. Er hatte sich auf der linken Betthälfte niedergelassen und dort in seine Decke gekuschelt, während Toni sich jetzt neben ihn setzte.
»Tut mir leid, dass ich vorhin so müde war.«
Toni lächelte, warf einen Blick auf die Uhr.
»Es ist halb zwei. Du bist ein Omega, du brauchst nunmal um einiges mehr Schlaf als ich. Dafür kannst du ja nichts. Du warst ja auch nicht der einzige Omega, der geschlafen hat. Das ist relativ regelmäßig so, dass viele der Omegas, die ihren Alpha begleiten, irgendwann eindösen. Oder manche haben auch einfach einen anderen Schlafrhytmus. Ich kenne ein paar Omegas, die den ganzen Tag über, wenn ihr Alpha arbeiten ist, schlafen, um dann abends und nachts mit ihm Zeit verbringen zu können.«
Danny zog die Augenbraue hoch, lachte leise.
»Das ist irgendwie süß.«
»Finde ich auch.«
Kurz schwiegen sie, Toni schaltete das große Licht aus und machte es sich wie Danny im Bett gemütlich. Nur noch die Nachttischlampe erleuchtete den Raum düster und irgendwie war es eine angenehme Stimmung.
»Gehst du morgen wieder hin?«
Toni nickte.
»Ja. Also, wenn nichts dazwischen kommt. Ob du mitkommen willst oder lieber hier bleiben darfst du entscheiden.«
»Ich will mitkommen.«
Toni lächelte erneut. Er hatte Danny de Wahl gelassen und trotzdem wollte er ihn morgen wieder begleiten. Anscheinend hatte es ihm tatsächlich gefallen.
»Gerne. Ich freue mich, wenn du mitkommst.« Er beobachtete, wie der Omega gähnte. »Soll ich das Licht ausmachen?«
Danny nickte, ließ sich auf der Matratze nach unten rutschen, bis er nicht mehr saß, sondern lag, und zog seine Decke über sich. Toni löschte das Licht und tat es ihm gleich.
»Danke, dass du mich heute mitgenommen hast. Das war … schön.«
»Freut mich, Kleiner.«
Wieder herrschte sekundenlanges Schweigen, dann:
»Ich mag es, wenn du mich so nennst.«
»Wie? ›Kleiner‹?«
Dannys Decke raschelte.
»Ja.«
»Ich mag es auch. Es klingt süß.«
»Es klingt wirklich süß. Als wär ich irgendwie … keine Ahnung. Es fühlt sich gut an.«
»Als wärst du was?«
»Keine Ahnung. Süß.«
Toni zog eine Augenbraue hoch, auch wenn Danny es natürlich nicht sehen konnte.
»Du bist süß.«
»Hmm … Naja.«
»Ich finde, du bist unglaublich süß.«
Danny erwiderte nichts mehr und Toni beschloss, es darauf beruhen zu lassen.
»Schlaf gut.«
»Gute Nacht.«
Die Stimme des Kleineren klang schon schläfrig und eigentlich dachte Toni, während er bloß ins nichts starrte und darauf wartete, müde zu werden, dass er längst eingeschlafen war, als Danny neben ihm sich wieder regte und auf einmal näher an ihn rückte.
»Darf ich?«
Seien Stimme war nur ein Flüstern, während er sich leicht an den Körper des Alphas kuschelte, die beschützende Wärme spürte, die von Toni ausging. Dieser sagte nichts, legte bloß seinen Arm um Dannys Oberkörper und zog ihn die paar letzten Zentimeter zu sich, hielt ihn in seinen Armen und spürte, wie Danny sich nach ein paar Sekunden an seinen Körper kuschelte, seinen Duft einatmete und seinen Kopf an Tonis Brust vergrub. Dieser genoss die Nähe und das Vertrauen des Omegas, der ihm gerade so unglaublich nahe sein wollte, hielt ihn, vergrub sein eigenes Gesicht in seinen Haaren und nahm sich vor, ihn immer so gut er konnte vor allem zu beschützen. Er horchte leise und konnte hören, wie die Atemzüe des Omegas nun endlich langsam ruhiger wurden. Leise flüsterte Toni erneut Worte, die in Dannys Haaren ungehört verklangen
»Schlaf gut, Kleiner. Ich hab dich lieb.«

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Hayho, Leute.
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Liebe Grüße, minnicat3

The nights which count ~ boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt