»Her name is Catherine.«
Die Winchesters nicht bei einem Fall zu begleiten, war nicht einmal das Schlimmste. Das Warten war es. Auf die beiden zu warten, unwissend, was wirklich los war, in welch einer Gefahr sie sich befanden, oder ob es überhaupt eine gab. Und das Alleinsein. Mit niemanden reden zu können, sich nicht ablenken zu können - die Schuldgefühle prasselten auf mich ein, die Erinnerungen an das, was ich getan hatte.
Meinetwegen ist Meg tot.
Meinetwegen wurde Kevin gefoltert.
Meinetwegen wäre beinahe Charlie draufgegangen.
Und unzählige unschuldige Menschen waren es.
Die ganzen Reuegefühle erinnerten mich daran, wie es war, schwach zu sein - und ich bedauerte dies nicht. Ein Teil von mir war froh, das alles zu spüren. Es ließ mich nicht vergessen, was ich getan hatte.
Und es machte mich menschlich.
Sam und Dean hatten verzweifelt versucht, Sarah, eine Frau, der die Winchesters vor Jahren bei einem Fall begegnet waren, zu retten, doch hatte sie Crowley mit Hilfe eines versteckten Hexenbeutels getötet. Und er würde nicht aufhören. Nicht, solange er nicht die Dämonentafel erhielt, den Propheten und mich zurückbekam und die Winchesters mit dem Lösen der Aufgaben aufhörten.
Cas war zudem weiterhin verschwunden. Niemand wusste, wer er war.
Ich hatte mit Sam und Dean gesprochen - sie würde nicht aufhören. Und das nächste Opfer auf der Liste des Königs der Hölle war Jody Mills. Beinahe hätte Crowley sie getötet, doch handelte Dean einen Deal aus. Die Dämonentafel gegen die Engelstafel. Nachdem Dean mit der Erniedrigung, zu Crowley »Ich gebe auf« sagen zu müssen, diesen Deal erhielt, zeigte Kevin, wo sich die Dämonentafel befand. Danach fuhr der Prophet zu mir in den Bunker, der mittlerweile wie ein Gefängnis war.
»Ich denke, die Langeweile hat mit dir ein Ende«, sagte ich, als der Junge langsam die Treppe hinunterlief.
»Du musst also auch hier warten und darauf hoffen, dass Sam und Dean nichts Schlimmes passiert«, bemerkte Kevin.
»Ich hoffe darauf, dass sie's schaffen, Crowley zu überführen«, sagte ich und erhob mich langsam vom Kartentisch.
Kevin musterte mich eindringlich. »Dir geht es immer noch nicht gut, oder?«
Ich lachte leise, erwiderte aber nichts.
»Da ist die Küche.« Ich deutete auf den Raum. »Weil Cas nicht mehr zurückgekommen ist, bin ich einkaufen gegangen. Ich bin nicht besonders begabt im Kochen, aber irgendwas Kleines krieg' ich schon auf den Teller.«
Kevin nickte. »Hört sich gut an.«
Ich zog meinen Cardigan enger und begab mich auf den Weg in die Küche. »Mach's dir gemütlich!«, rief ich dem Jungen noch zu, bevor ich mich dem Kochen widmete.
Es dauerte eine Weile, bis ich ein kleines Gericht zustande gebracht hatte - Makkaroni mit Käse. Mit zwei Tellern bewaffnet ging ich zurück in den Hauptraum, wo Kevin stand; jedoch nicht allein.
»Ernsthaft? Ich hab's gerade mal geschafft, für zwei zu kochen«, brummte ich und stellte die Teller auf den Tisch. »Cas, verdammt, wo warst du?«
»Metatron wurde entführt«, erklärte der Engel, ohne mich anzusehen. »Von Naomi.«
Fassungslos starrte ich ihn an. »Was?«
Er antwortete nicht, und fragend blickte ich zu Dean, doch dieser bedeutete mir mit einem Blick, dass wir später darüber reden würden.
Cas legte Kevin eine der Tafeln auf den Tisch.
»Ist das 'n Witz?«, fragte er.
»Nein, das ist das Wort Gottes«, meinte der Engel.
Ich seufzte genervt auf.
»Los, übersetz es«, forderte Dean den Jungen herrisch auf. »Es ist 'ne Tafel, genau wie die letzte.«
Kevin schnaubte. »Okay, das hier ist die Engelstafel. Die hab ich noch nie vorher gesehen. Und ihr wollt, dass ich sie übersetze? In nicht mal sechs Stunden?« Fassungslos richtete er sich auf und wandte sich ab. »Dabei hat es mich sechs Monate und eine tote Mutter gekostet, um gerade mal ein Stück der Dämonentafel zu entziffern.« Er goss sich etwas Brandy in ein Glas. »Ihr habt es selber gesagt. Heute morgen. Ich bin raus. Das war's, okay? Das waren deine Worte.«
Er ließ sich auf einem Sessel nieder.
»Ja, doch -«, setzte Dean an.
»Und komm mir jetzt nicht »mit Kerle wie wir sind doch niemals raus«. Verstanden?«
Abrupt teleportierte Cas sich vor Kevin und riss ihn am Kragen hoch, so dass dem Jungen das Glas aus der Hand fiel und klirrend auf dem Boden zersprang.
»Es stimmt.«
»Cas -«, versuchte Dean seinen Freund zu beruhigen, doch achtete dieser nicht drauf.
»Es gibt keinen Weg raus. Nur Pflichten.«
»Lass mich los!«, rief Kevin und versuchte sich verzweifelt aus dem Griff des Engels zu befreien. Erfolglos.
»Du bist ein Prophet Gottes, zu jeder Zeit, und für immer.«
»Verdammt, Cas!«, donnerte ich und packte den Engel an der Schulter, doch schubste er mich nur zurück.
Mit einem groben Griff schob Castiel den Propheten zur Engelstafel hin.
»Also, ist dir klar, worin deine Aufgabe besteht?«, fragte er harsch.
Kevin nickte hastig, aber schweigend. Er wagte es nicht, zu widersprechen.
»Dann fang an. Wir müssen weiter.«
Ohne ein Wort der Erklärung packte Cas Dean und teleportierte sich und ihn davon.
Schweigend setzte Kevin sich an den Tisch und begann, die Engelstafel zu übersetzen. Ich schob ihm wortlos einen Teller hin, den er nur kurz beäugte und ohne Weiteres stehenließ.
Ich seufzte frustriert auf, zog meinen Teller näher und stocherte mit der Gabel darin herum. Mein Hunger war mir vergangen, und ich schob den Teller zurück. Ich beobachtete Kevin, während ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht pustete, den Kopf kurz schüttelte, damit meine Haare sich einigermaßen richteten, und mich dann gelangweilt im Stuhl zurücksinken ließ.
Genervt blickte Kevin auf. »Du störst mich noch mehr als Dean, und der war schon anstregend.«
Ich antwortete nicht, und der Junge widmete sich wieder seiner Tafel.
»Darf ich mal?«, fragte ich.
Verwundert sah er mich an, und ich deutete auf die Engelstafel. Er schob sie mir nach kurzem Zögern herüber. Ich nahm sie und hielt sie in einiger Entfernung vor mein Gesicht. Nachdenklich kniff ich die Augen zusammen, die Zeichen prüfend musternd.
Ein leichtes Ziehen durchzog kurz meinen Kopf. Ich hatte das Gefühl, dass meine Augen zu tränen begannen, doch wurden sie nicht feucht.
Allmählich entspannte sich meine Muskeln, und auf einmal war es, als würde sich alles zusammensetzen und als würde alles klar werden.
»Kannst du's lesen?«, fragte Kevin. »Was steht da?«
Ich sah auf und übergab ihm die Tafel. »Die Schließung des Himmels.«
»Mehr nicht?«
»Viele Abschnitte kann ich nicht lesen. Es ist, als hätte Metatron da beabsichtigt so rumgefuscht, dass sie für die Propheten unleserlich werden.«
Kevin zog verwundert die Stirn in Falten. »Aber da müsste was mit einem Nephilim stehen. Oder etwas über Amors Bogen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein.«
Kevin atmete tief durch, fuhr sich mit der Hand über die Stirn und sah mich fragend an. »Warum kannst du sie lesen? Du bist kein Prophet.«
»Keine Ahnung.« Ich zuckte mit den Achseln. »Ich hatte es einfach so im Gefühl.«
Er seufzte. »Ist ja auch egal. Ich muss Dean anrufen.«
Und tat das er. Er erklärte dem Winchester, dass da weder von was von einem Nephilim noch Amors Bogen stand.
»Dean?«, fragte Kevin irgendwann. Er schaltete das Handy laut, damit ich mithören konnte, doch kam keine Antwort von Dean zurück. »Dean?«
»Schht!«, zischte ich, als ich im Hintergrund bei Dean und Cas eine Frauenstimme vernahm.
»Er hat gesagt, er richtet die Dinge im Himmel, nicht wahr?«, hörte ich Naomi sagen. »Einen Nephilim töten, Amors Bogen rausschneiden - es ist eine Lüge. Alles davon! Ich habe in seinen Kopf gesehen.«
»Das hast du bei uns allen«, entgegnete Cas ernst. »Das ist das Problem.«
»Nein, Castiel, das stimmt nicht!«
»So machst du das immer. Du verdrehst die Dinge. Ich versuche, den Himmel zu retten, Naomi! Metatron hat dieselbe Absicht.«
»Metatron versucht rein gar nichts zu retten. Er will alles vernichten. Als Rache dafür, dass er vertrieben wurde.«
»Wie denn vernichten?«, fragte Dean verwundert.
»Dean ...«, knurrte Cas warnend.
»Er verbannt alle Engel aus dem Himmel«, sagte Naomi mit zittriger Stimme. »Genauso wie Gott Luzifer verstoßen hat.«
»Er will euch verbannen?«, meinte Dean verwundert. »Aber wohin? In die Hölle?«
»Hierhin. Tausende von uns verloren auf der Erde.«
»Lügen!«, spie Cas aus.
Metall klirrte.
»Warte!«, rief Dean.
»Unsere Mission war es«, sagte Naomi vorsichtig, »Gottes Schöpfung zu beschützen. Ich weiß nicht, wann wir das vergessen haben ...« Ihre Stimme klang brüchig - sie weinte. »Ich wünsche mir so sehr, ihr würdet die Tore der Hölle schließen, aber ich habe dir gesagt, du könntest mir vertrauen. Wenn Sam alle Aufgaben durchgeführt hat, ist das sein Ende.«
»Was genau soll das bedeuten?«, wollte Dean wissen.
»Ich hab' es in Metatrons Gedanken gesehen. Das war immer Gottes Absichts. Das letzte Opfer, das von einem verlangt werden kann.«
Entrüstet starrten Kevin und ich uns an.
»Was dich betrifft, Castiel, ich bitte dich, du musst damit aufhören. Metatron wurde neutralisiert, und falls du möchtest, kannst du wieder nach Hause. Wir würden einen Weg finden.«
Schweigen.
»Hey, schießt los«, sagte Dean auf einmal an uns gewandt. »Wie sieht's aus? Lügt sie?«
»Ähm, ich weiß es nicht«, meinte Kevin.
»Dann find's raus!«
Dean legte auf.
Abrupt erhob ich mich.
»Wo willst du hin?«, fragte Kevin mich sofort. Panik erfüllte seine Stimme.
»Ich muss zu Sam und ihn aufhalten«, erklärte ich und wandte mich ab.
»Wie willst du das machen? Du wirst niemals rechtzeitig da sein!«
»Mir wird schon was einfallen ...«, murmelte ich und lief los, als mich auf einmal ein unheilvoller Schmerz durchzog. Ich stöhnte auf, und mit zittrigen Händen klammerte ich mich an eine Stuhllehne.
Kevin sprang auf. »Cat? Cat?«
»Ich ...«
Schmerzen.
Schreie.
Stimmen.
»Ihr Name ...«
Ich stöhnte auf, während sich die Stimme der Frau wie Feuer in meinen Kopf brannte. Ich verlor jegliches Gefühl in meinen Armen und Beinen und rutschte zu Boden.
»Ihr Name ist ...«
Nur verschwommen bemerkte ich, wie Kevin zu mir hastete und mich an den Schultern packte. Ich schnappte nach Luft, doch war es, als wäre meine Kehle zugeschnürt.
»Ihr Name ist Catherine ...«
Die Engel fielen, und mein Herz setzte aus.1628 Wörter
Okay. Wie viel Hate bekomme ich jetzt 😂
Was, glaubt ihr, ist mit Catherine los?
Ist sie tot?
Und wer war die Stimme?
Und warum konnte sie eventuell die Engelstafel lesen?
Es folgt wie immer noch eine Danksagung!
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The Demon Inside Me || Supernatural Staffel 8
FanfictionBuch 6 Gefühllos, kaltherzig, dämonisch - so würde man am besten die neue Catherine beschreiben. Crowley hatte es geschafft - er hatte die Jägerin auf seine Seite gezogen, doch war diese Frau nicht so einfach zu bändigen, wie er dachte. Denn sie lie...