Ich quietschte erschrocken, als ich plötzlich hochgehoben wurde. Panisch schaute ich auf die Person, die mich wie ein Schraubstock festhielt und musste im nächsten Moment lachen, weil ich mich so erschreckt hatte. "Mann Bernd, das war der Schock meines Lebens!" Ebenfalls lachend ließ der Torwart mich wieder runter. "Ich weiß, du hast nämlich kein bisschen auf mich reagiert, als ich dich angesprochen habe. War Geschichte mal wieder so spannend?" Ich nickte einfach, denn eigentlich hatte ich keine Ahnung mehr, was ich gerade gelesen hatte. "Ich finde das echt stark, also dass du neben dem Fußball noch studierst." "Tja, wenn das mit der Karriere nicht klappt, brauche ich ja was anderes. Und sollte es klappen, dann bin ich auch irgendwann zu alt und brauche einen anderen Job." "Klar, aber du bist erst 20, du hast noch alles vor dir. Und jetzt komm', wir gehen was Essen." "Essen?", hakte ich verwirrt nach. "Hast du das etwa vergessen? Sven, Lars, Julian, du und ich wollten doch heute ins Restaurant." Mit großen Augen starrte ich ihn an. "Mist, das hab ich wirklich total vergessen. Gib' mir fünf Minuten!" Hektisch riss ich die Tür meines Kleiderschranks auf und zog eine dunkle Jeans und eine Bluse raus. Dann verschwand ich im Bad, wo ich mich frisch machte und die neuen Klamotten anzog. Meine Haare flocht ich am Ansatz und ließ die untere Hälfte offen, dann erneuerte ich noch schnell mein Make-Up und musterte mich ein letztes Mal im Spiegel. Leicht keuchend eilte ich zurück in mein Zimmer, schlüpfte in meine geliebten Stiefeletten, packte meine Kleinigkeiten in eine Tasche, schulterte diese und joggte dann die Treppe runter. Meine Brüder, Julian und Bernd warteten schon und zogen alle vier grinsend die Augenbrauen hoch, als ich die letzten Stufen nach unten schlitterte. "Ich bin fertig", informierte ich sie keuchend und natürlich unnötig, denn wenn ich nicht fertig gewesen wäre, wäre ich ja jetzt nicht hier. Nach Luft schnappend folgte ich den Jungs aus der Wohnung und dem Haus. Wir fuhren mit Svens und Bernds Autos in eine Bar, wo man aber auch was essen konnte. Dort angekommen setzten wir uns an den Tresen und bestellten uns Getränke und die Karte. Als diese kam, entschied ich mich für einen Salat mit karamellisierten Nüssen. Nachdem wir bestellt hatten, drehte ich mich auf meinem Barhocker ein wenig, sodass ich nach links zu meinen Brüdern schauen konnte. Wir saßen um eine Ecke herum und ich saß mit den Beiden auf der einen und Julian und Bernd auf der anderen Seite. "Wie war euer Training?" "Nicht wirklich zufriedenstellend. Nächstes Mal müssen wir mehr Gas geben und uns besser konzentrieren." Ich nickte nur und stellte in diesem Moment wieder fest, wie müde ich war. Denn der Stoff, den ich durch das Training vorgestern in der Uni verpasst hatte, war extrem anspruchsvoll und ich hatte die gesamte Nacht damit verbracht, mir die Sachen anzueignen. Zum Schlafen war ich dadurch nicht gekommen, aber ich wollte auch nicht auf das Training verzichten. Leise seufzend rieb ich mir kurz die Schläfen und mischte mich dann in das Gespräch der Jungs ein, bis unser Essen kam. Als wir fertig waren, bestellte ich mir noch einen Shot, wobei meine Brüder mich ernst anschauten. Meine Güte, es war doch nur ein Mini-Glas mit kaum Inhalt, da mussten sie doch nicht gleich so ein Theater machen. Ich verdrehte die Augen und als meine Bestellung kam, stürzte ich das Zeug mit einem Schluck runter und nickte dem Barmann dankbar zu. Sven bezahlte für uns alle, weil er ja eingeladen hatte, dann verließen wir die Bar und liefen zu den Autos. "Lässt du mich fahren?", fragte ich Bernd mit meinem besten Hundeblick. "Bei dem Blick kann ich eigentlich nicht nein sagen, aber du hast was getrunken. Also nein, tut mir Leid." "Du bist doof, das war doch gar nichts." So langsam ging es mir echt auf den Keks, das die Jungs so ein Theater darum machten. Sie wussten doch bestimmt, dass man von einem kleinen Shot noch nicht gleich sturzbesoffen war. Außerdem konnte ich noch gerade gehen und stehen und lallte nicht. Genervt verdrehte ich die Augen und ließ mich beleidigt bei Sven und Lars auf die Rückbank fallen. Wir fuhren zurück zur Wohnung, wo die Jungs sich ins Wohnzimmer setzten und irgendwas von Fifa laberten. "Ich geh' hoch an meine Uni-Sachen", informierte ich die vier und sie nickten und konzentrierten sich dann auf die Controller in ihrer Hand. Ich lief nochmal in die Küche und machte mir eine Tasse Kaffee, dann ging ich wirklich hoch. Seufzend ließ ich mich auf meinen Schreibtischstuhl plumpsen und öffnete meine Bücher. Dann fuhr ich den Laptop hoch und begann zu arbeiten. Im Laufe der nächsten Stunden holte ich mir noch fünf Mal Kaffee nach, weil mir vor Müdigkeit ständig die Augen zufielen, dann hatte ich endlich alles erarbeitet und meine Hausarbeit beendet. Erleichtert legte ich meinen Kopf auf den Tisch, schloss die Augen, und bevor ich sie wieder öffnen konnte, war ich eingeschlafen.
"Hey Kleine, aufwachen." Jemand rüttelte mich an der Schulter und ich zuckte erschrocken zusammen und richtete mich auf. "Ich bin wach, total wach. Wo bin ich?" "In deinem Zimmer, am Schreibtisch. Du musst gestern wohl eingeschlafen sein, wir haben gar nicht mehr nach dir geschaut, weil Julian und Bernd so lange da waren." Alarmiert sprang ich auf. "Wie viel Uhr ist es?" "Halb acht, wieso?" "Verdammt, ich komm' zu spät!" Ich verließ meinen Stuhl so ruckartig, dass er umgekiptt wäre, wenn Sven ihn nicht festgehalten hätte. Aber darauf achtete ich gar nicht richtig, stattdessen riss ich meine Schranktür auf uns zerrte irgendwelche Klamotten raus, mit denen ich direkt im Bad verschwand. Meine Morgenroutine kürzte ich ab und verließ um fünf vor acht keuchend die Wohnung. Etwas über der Geschwindigkeitsbegrenzung fuhr ich zur Uni, wo ich ein einziges Mal in meinem Leben Glück hatte und sofort einen Parkplatz am Gebäude fand. Als ginge es um mein Leben rannte ich zu meiner Vorlesung und schaffte es gerade noch rechtzeitig. Außer Atem ließ ich mich neben Marie plumpsen und holte meine Sachen raus, dann versuchte ich mich zu konzentrieren. Aber es klappte nicht. Meine Gedanken glitten immer wieder zu Julian, der gestern mal wieder verboten gut ausgesehen hatte. Ein leises Seufzen entwich mir und kurzerhand holte ich aus meiner Tasche eine Tablette BrainAktiv, dann begann ich, mir Notizen zu machen.
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Plötzlich zwei Brüder?
FanfictionEmily fühlt sich wie in einem schlechten Film. Ihre Mutter ist gerade gestorben und hat ihr einen Brief hinterlassen, in dem die 20-Jährige erfährt, dass sie adoptiert und durch eine Affäre ihres Vaters entstanden ist. Entschlossen macht sie sich au...