Ich war nervös. Nervös wie schon lange nicht mehr. Tief durchatmend versuchte ich mir die letzten Anweisungen von Verena einzuprägen, dann kam Lena mir entgegen und klatschte ab. Ich joggte aufs Feld und wurde mit einem fetten Applaus der Fans begrüßt. Am lautesten waren wohl die vier Jungs direkt am Spielfeldrand. Die Zwillinge, Bernd und Julian hatten es sich nicht nehmen lassen, bei meinem "Debüt" dabeizusein. Sobald das Spiel lief, verflog meine Nervosität. Alles war vertraut und ich fühlte mich sofort wohl und geborgen. In den nächsten zehn Minuten passierte nicht viel, aber dieses Spiel war wichtig für uns. Wir mussten gewinnen, damit wir eine reelle Chance auf die Tabellenspitze hatten. Entschlossen ließ ich mich in die Mitte fallen und wartete auf einen Moment der Unkonzentriertheit einer Gegnerin. Diese war nur auf ihre direkte Gegenspielerin Gianna fokussiert und bemerkte nicht, wie ich von hinten kam. Geschickt spitzelte ich ihr den Ball zwischen den Füßen weg und startete eine Angriff. Bis alle kapiert hatten, worum es ging, war ich schon fast durch. Zwei Abwehrspielerinnen auf einmal warfen sich mir in den Weg, aber ich schnippte die Kugel hoch in die Luft und quetschte mich zwischen den beiden durch, dem Ball hinterher. Auf der anderen Seite lief Laura, die heute ihr letztes Spiel vor einer längeren Mutterschutzpause machen würde, und ich spürte einfach, dass sie ihn reinmachen würde. Sie ließ sich kurz zurückfallen, um nicht im Abseits zu stehen, und diesen winzigen Augenblick nutzte ich aus, um ihr den Ball zuzuspielen. Die Gegnerin, die das Abseits sozusagen aufgehoben hatte, war hinter Laura gerannt, damit sie doch im Abseits stand, aber da hatte ich schon längst abgespielt und deshalb hatte meine beste Freundin jetzt freie Bahn. Mit angehaltenem Atem beobachtete ich, wie sie die Torhüterin tunnelte und den Ball dann mit Leichtigkeit im freien Tor versenkte. Jubelnd riss ich die Arme hoch und rannte zu ihr. Wir umarmten uns lachend und fast alle aus dem Team kamen dazu. Nachdem wir uns voneinander gelöst hatten, schaute ich auf den Linienrichter, der das Schild mit der Nachspielzeit hochielt. Zwei Minuten. Ich klatschte motiviert in die Hände. "Also los, zwei Minuten Power noch und dann ist der Sieg unser!", rief ich laut und wir joggten alle zurück zu unseren Positionen, sodass das Spiel weitergehen konnte. 120 Sekunden später fielen wir uns erneut jubelnd in die Arme. Es war vorbei, wir hatten es geschafft! Mit dem zweiten Tabellenplatz ging es für uns in die Winterpause, damit konnten wir mehr als zufrieden sein. Feiernd liefen wir in die Kabine, wo jedoch entschieden wurde, heute keine Mannschaftsparty zu machen, da demnächst Weihnachten war und heute die letzte Gelegenheit, noch letzte Geschenke zu kaufen. Deshalb verabschiedeten wir uns nach dem Duschen alle voneinander und wünschten uns gegenseitig vorträglich frohe Weihnachten. Als ich vor dem Stadion rauskam, wurde ich direkt in eine Gruppenumarmung mit Sven, Lars, Bernd und Julian gezogen, die ich lächelnd über mich ergehen ließ. Nachdem ich mich schließlich befreit hatte, grinste ich die Jungs herausfordernd an. "Also, was steht jetzt an?" "Na was wohl? Party natürlich! Ihr seid Tabellenzweite, wir sind Dritte! Das muss gefeiert werden." "Okay okay, hab ich noch Zeit mich zu Hause fertig zu machen?" "Klaro Schwesterchen, genau da fahren wir jetzt hin und du bekommst zwanzig Minuten. Geduscht hast du ja schon." Ich nickte zufrieden und wir stiegen aufgeteilt ins Svens und Lars' Autos. Zuhause angekommen machten die Jungs es sich im Wohnzimmer bequem, während ich in mein Zimmer ging und mich vor meinen Kleiderschrank stellte. Es galt zu bedenken, dass immer noch Winter und damit eine gewisse Kälte dabei war. Also entschied ich mich letztendlich für eine dunkle Jeggins, ein weißes T-Shirt mit Aufdruck und meine geliebte Lederjacke. Nachdem ich alles anhatte, machte ich ordentliche Locken in meine Haare und schminkte mich etwas, dann zog ich meine Schuhe an, packte mein Handy ein und lief wieder runter, wo die Jungs mich mit offenes Mündern begrüßten. Grinsend drehte ich mich einmal im Kreis. "Na, nehmt ihr mich so mit?" "Na klar. Und du warst echt mega schnell, wer hätte das gedacht." "Ey!" Gespielt beleidigt boxte ich Lars gegen die Schulter, bevor ich mich bei ihm einharkte und wir die Wohnung verließen. Bis zum ausgesuchten Club waren es nur wenige Minuten, weshalb wir zu Fuß gingen. Dort angekommen erwarteten uns schon Laura und der Großteil von der Leverkusener Männermannschaft. Ich begrüßte alle mit Umarmungen und machte mich dann sofort auf den Weg zur Tanzfläche. Dort wurde ich jedoch schnell wieder zurückgeholt, um gemeinsam mit den anderen anzustoßen. Anschließend blieb ich an der Bar sitzen und beobachtete die Leute. Irgendwann erschien Julian und setzte sich auf den Hocker neben mich. Lächelnd musterte ich ihn und spürte, wie mein Herz wieder wie wild zu pochen begann. Und in diesem Moment wurde mir klar, dass ich bereit war. Bereit für Julian, für seine Liebe, für eine Beziehung. Durch die regelmäßigen Gespräche mit der Psychologin war mir klar geworden, dass Johanna nie zwischen uns gestanden, sondern uns eher verbunden hatte. Sie war Teil unserer Geschichte, ein Teil, den wir niemals vergessen würden. Und Julian war einfach perfekt. Obwohl ich nie auf seine Liebeserklärung damals in unserer Wohnung eingegangen war, war er zu jeder Zeit für mich da gewesen, hatte ein offenes Ohr gehabt und mir geholfen. Ohne weiter darüber nachzudenken, beugte ich mich vor und legte meine Lippen auf Julians. Er wirkte erst überrascht, erwiderte dann aber den Kuss und begann zu lächeln, was ich ihm gleichtat. Als wir uns voneinander gelöst hatten, blieben wir Stirn an Stirn sitzen und Julian nahm meine Hand in seine, um unsere Finger zu verschränken. "Sollte das das heißen, was ich denke, das es heißen sollte?" Ich musste lachen und nickte leicht. "Ja, genau das soll es heißen. Ich bin bereit, Julian. Mehr als das, ich will nichts mehr ohne dich." Der Blonde lächelte mich sanft an, dann legte er seine Lippen auf meine und es bedurfte keiner weiteren Worte.
Und da ist das Happy End, sie sind endlich zusammen ٩(^‿^)۶
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Plötzlich zwei Brüder?
FanfictionEmily fühlt sich wie in einem schlechten Film. Ihre Mutter ist gerade gestorben und hat ihr einen Brief hinterlassen, in dem die 20-Jährige erfährt, dass sie adoptiert und durch eine Affäre ihres Vaters entstanden ist. Entschlossen macht sie sich au...