Kapitel 5

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Diesmal war meine Welt schwarz.

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"Aufwachen! Aufwachen!" rief Radhas Stimme.

Ich wollte einfach nicht aufstehen. Sie sollte mich gefälligst in Ruhe lassen!

Doch als sie bemerkte,dass ich mich nicht vom Fleck rührte, warf sie mit ihren Fingern Wasser auf meinem Gesicht.

"Na geht doch!"lächelte sie und brachte den kleinen goldenen Krug wieder zurück. Ich seufzte nur und wollte mich,dann auch schon umziehen. Doch als ich meinen Kleiderschrank öffnete, sah ich einen Haufen voller Sarees.

Ich wollte mir den hellgrünen Saree anziehen, bis Radha ihn mir aus der Hand riss und wieder in den Kleiderschrank stopfte.

"Keine Sarees heute am Morgen!Du kriegst deine Arbeitskleidung."

Ich schaute sie schräg an und fragte:"Arbeitskleidung?"

Sie seufzte und klatschte sich auf die Stirn: "Du bist aber schlau! Wer wäscht denn unsere Kleidung? Waschen sich die Sarees von alleine?"

"Oh.. achso!"kicherte ich.

Sie verließ das Zimmer und kam nach ein paar Minuten mit zwei weißen, alten Kleidern wieder. "Zieh das an." befahl sie mir. Ich musterte das Kleid..

Es war,wie schon gesagt, weiß und älter. Es hatte einen runden Ausschnitt und ging bis unter den Knien.

Nachdem ich mich umgezogen hatte, bemerkte ich dass Radha sich auch schon umgezogen hatte.

Das ging aber schnell. Dennoch stand ihr das Kleid. Ihre Haare hatte sie zu einem Dutt gemacht. Sie war dezent geschminkt und ich sah aus wie ein Monster , mit meiner verwischten Wimperntusche. Ich schminkte mich ab und folgte ihr danach.

Diesmal liefen wir die Treppen ganz hoch,  bis es keine Treppen, die nach oben führten, mehr gab.Meine Füße schmerzten schon etwas.

Wir waren im obersten Teil des Palastes angekommen.

Wir liefen wieder durch so einen durchsichtigen Flur. Doch dieser Flur beinhaltete nur die Farbe blau.

Sie lief den langen Flur bis ans Ende entlang. Dort lag ein Wäschekorb,dass so gleich von ihr ergriffen wurde. Danach lief sie wieder zurück und bog inmitten des Flures an einer Tür ab und öffnete diese. Meine Augen weiteten sich.

Eine lange Treppe ohne Treppenzaun(?) führte nach ganz runter.

Ich sah hinunter. Mein Magen verkrampfte sich und ließ mich zittern. Das war ungefähr 10m tief! Meine Güte ist das ein Palast oder ein Berg? Nun ja, ich war noch nie auf einem Berg. Aber ich schätzte es so hoch.

Radha stolzierte mit dem Wäsche Korb in der Hand die Treppe hinunter. Nach einigen Minuten hatte sie schon den Boden erreicht.

Dort saßen mehrere Frauen in dem gleichen Kleid wie wir und waschten die Wäsche. Weiter konnte ich nicht erkennen,denn die Wand des Palastes versperrte mir die Sicht.

Ich riss mich zusammen und lief die Treppe sanft hinunter. Als ich endlich den Boden erreichte, bog ich nach rechts und lief auf Radha zu.

"Hier nimm deine Wäsche und wasche sie!" informierte sie mir. "Ich weiß nicht wo meine Wäsche ist." informierte ich ihr ebenfalls. "Mist!Ich hab völlig vergessen dir zu sagen,dass du deine Kleider mitnehmen sollst!"schimpfte sie, "Du weißt doch bestimmt noch wo du hin musst um zu deinem Zimmer zu gelangen? Weil dann könntest du ja auch alleine gehen." Ich nickte und lief die Treppe wieder hoch.

An der Mitte der steilen Treppe stoppte ich und machte wieder Rückkehr.

Ich sprintete die Treppe wieder runter und lief den himmlischen Gartenweg entlang bis zum Eingang.

Neben dem Gartenweg war ein prachtvoller Springbrunnen. Als ich die Eingangstür des Palastes betrat, stoppte ich bei meinem Schwiegervater,der mich grimmig anschaute.

"Du solltest doch im Garten sein und deine Kleidung waschen,Shanti!"

"Ja,Aditya. Aber ich habe meine Kleidung vergessen."seufzte ich, flitzte dann die Treppen nach oben und bog bei meinem Zimmer ab.

Dort riss ich meine Sarees alle aus dem Schrank und rannte die Treppen wieder runter, öffnete die Eingangstür und rannte zurück zu den Frauen, die ihre Kleider alle sorgfältig waschten.

Ich setzte mich neben Radha, zufälligerweise saß auch Geeta dort, und waschte meine Sarees. Jeder tunkte seine Kleider in das verfügbare Wasser, dass in einem Kübel platz nam.

Als alle fertig mit waschen waren, war auch ich fertig. Zeit zum trocknen der Kleider. Alle meine Kleider waren nun gewaschen,was will man mehr? Doch jetzt traf mich der Schlag..

"Shanti?"fragte Radha und schaute ungläubig.

"Was ist?"wunderte ich mich.

"Hast du etwa alle deine Kleider gewaschen?"

"Ja, gibt es da ein Problem?" wollte ich wissen.

"Ja, es gibt dort ein Problem.."

"Du willst mich doch nur auf dem Arm nehmen!"meinte ich, während wir zu meinem Raum liefen. "Nein eben nicht! Du hast nichts mehr zum Anziehen, außer deiner Arbeitskleidung!"

Mir stockte der Atem. Ich stand an meiner Zimmertür, wie angewurzelt. Doch als ich erfuhr, was ich später machen musste,fühlte ich mich viel zu dumm für die Welt.

"Und dir hat schon jemand erzählt, dass man nach unserer Tradition, einen Tag vor der Hochzeit einen Vortrag halten muss. Das ist ein uralter Brauch. Und in der hässlichen Arbeitskleidung wirst du bestimmt nicht vor unserer ganzen Familie sprechen!" motzte sie. Ich war wie leblos. "Aber einerseits könnten wir dir aus der Patsche helfen.. Da ich mir garantiert sicher bin,dass deine Sarees erst heute Abend wieder trocken sind, werde ich dir einer meiner schönsten Sarees leihen!"sagte sie in einem großzügigen Ton.

Eine Frage war noch nicht gelöst: "Wann muss ich vorsprechen?"

"Heute Nachmittag! Dein Bräutigam darf nicht dabei sein. Das ist so."erzählte sie mir.

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