Kapitel 6

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"Heute Nachmittag. Dein Bräutigam darf nicht dabei sein. Das ist so." erzählte sie mir.

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Ich hatte inzwischen schon einen schönen Saree von Radha bekommen,damit ich für den Rest des Tages nicht mit so einer hässlichen Arbeitskleidung rumlief.

Sie hatte mir einen dunklen Saree gegeben.Und sie hatte gesagt,dass sie mir meinen Saree für heute Nachmittag nach dem Essen geben würde.Momentan saßen wir am großen Esstisch im Esszimmer.

Sumitra hat ihre geliebten Gemüsefladen gemacht. Nun ja, die schmeckten echt gut! Das fand ich, musste mal gesagt werden!

Also öffnete ich sogleich meinen vollen Mund und sprach: "Ihre Gemüsefladen sind echt klasse!" Sumitra lächelte nur und alle anderen am Tisch lächelten auch, bis auf Geeta. "Man spricht nicht mit vollem Mund!" motzte sie und zuckte zimperlich. Alle anderen konzentrierten sich auf ihr Essen, bis auf ich. Ich verschwand mit meinem Teller in mein Zimmer und aß dort weiter. Dort ließ ich meinen Gedanken freien Lauf..

Wieso versucht Geeta mich immer zu unterdrücken und wie ein Dummkopf darzustellen?! Ich habe ihr nie etwas getan. Naja, dass ich auf sie gerannt bin, war ein Unfall! Aber dennoch wusste ich nicht was dahinter steckte? Was habe ich, was sie nicht hat? Vielleicht ist sie in meinen Eh-

Die Türklinke bewegte sich blitzartig und Radha warf mir einen wunderschönen Saree zu. Ich erschrak und warf meinen Teller nach oben,  sodass die Fladen auf meinem Bett fielen. "Mist!" fluchte ich und sammelte die Fladen ein. "Warte ich helfe dir und.. tschuldige.." zweifelte sie und half mir mit dem Aufsammeln des Brotes.

Nach einer Weile war mein Bett wieder sauber und schon wechselte Radha das Thema.. "Zieh das an!" zwang sie mich heute schon zum zweiten Mal. Der Saree lag auf meinem Schminktischstuhl.

Ich betrachtete den Saree genauer.. Er war leuchtend blau und hatte goldene Stickereien. Viele weiße Muster zeichneten sich auf den feinen blauen Stoff. Der Saree hatte den Geruch frischer Rosen. Einfach wundervoll!

Ich schlüpfte in das prachvolle Meisterwerk eines Sarees und betrachtete mich im Wandspiegel.

"Und? Wie findest du den Saree?" lächelte sie stolz.

"Er ist einfach unbeschreiblich schön!" staunte ich und merkte,dass sie etwas hinter ihrem Rücken versteckte. Sie überraschte mich sofort und hing mir eine große, goldene Kette, mit vielen blauen Edelsteinen, um den Hals. Die Ohrringe, sagte sie, sollte ich mir selber anziehen. Das tat ich auch und staunte vor mich hin. Mit so großen goldenen Ohrringen und einer solch wundervollen Kette, war mein Outfit für den Vortrag perfekt. Radha zog mich zu sich, an den Schminktisch, und schminke mich. Sie verwischte das schwarze Lidschatten mit dem leuchtendem blauen Lidschatten. Dazu trug sie mir einen knallroten Lippenstift auf die Lippen.

"Du bist wunderschön, Shanti!"äußerte sie.

"Dankeschön." sprach ich verlegen und ließ meine Hände zusammen hinter meinem Rücken hängen.

"Und du musst noch die Armreifen anziehen..." erzählte sie und hielt mir die goldenen Armreifen hervor, die mir mein morgiger Bräutigam letzte Nacht überreichte. "Mach ich." versprach ich ihr und zog mir die Armreifen über.

Die passenden Schuhe hatte ich den ganzen Tag schon an.

Ich schloss die Zimmertür hinter mir und folgte Radha, die die Treppen nach oben rannte. Dort bog sie gleich nach links und betrat eine goldene Tür.

Als ich sah wie es hier aussah, fiel mir die Kinnlade runter.

Ich sah vor mir einen großen orange-goldenen Raum der voller Menschen war, die an einer Ecke saßen. Die Familie war so unbeschreiblich groß.. Der Boden war violett. Gegenüber der Ecke waren drei Treppenstufen. Diese musste ich hochsteigen. Ich stand momentan gegenüber der ganzen Familie, außer meinem morgigen Bräutigam, denn der durfte nicht dabei sein, wer weiß warum..

Ich knetete meine Hände schüchtern und schaute nervös auf den violetten Boden.

"Shanti! Sag doch was!" flüsterte meine Schwiegermutter laut zu mir. Ich richtete sofort meinen Blick zu der überdimensional großen Familie und begann dann mit einem starken Selbstbewusstsein zu sprechen: "Namaste!" begrüßte ich alle vorerst. "Ich stehe nun vor euch.. Denkt euch jetzt nicht, dass ich das umsonst tue, denn ich gehöre morgen zur Familie. Zu dieser Familie." mein rechter Arm wanderte über die ganze Familie.

"Und ich werde absofort eure Sitten und Gebräuche nach ahmen. Ich werde versuchen so zu werden, wie ihr es seit.."

Viele schauten mich mit einem stolzen Blick an. Meine Schwiegermutter fing an zu klatschen. Danach klatschte Sumitra und danach alle im Saal.

Ich lächelte zufrieden und verabschiedete mich mit einem Namaste,  bis ein Mann von ihnen rief: "Ich habe noch eine Frage!"

"Bitte?" fragte ich und wartete auf seine Aussage.

Er rieb sich mit seinem Zeigefinger an seinem schwarzen Bart und seufzte.

"Sind sie einer der Frauen hier, die in schmarotzer Familien aufgewachsen sind und bei uns verkauft wurden?" zischte der Mann mit einem dreckigen, frechen Blick. Ich wurde stocksteif und riss mein Mund auf. Ich wollte ihm gerade vor allen anwesenden anschimpfen, bis mich mein Verstand beruhigte. Ich schluckte den Klos runter ,der sich in meinem Hals gebildet hatte und begann wieder eine äußerst lehrreiche Rede:

"Ja, ich komme aus einer armen Familie.. Aber nicht aus einer schmarotzer Familie.. Wissen sie, wen man zweifellos Schmarotzer nennen könnte? Männer,wie sie! Schämen sie sich denn garnicht vor allen anwesenden hier.. so eine unseriöse und unverschämt arrogante Frage zu stellen? Es sind gerade Frauen anwesend, wie ich befürchte, die sich jetzt völlig gedemütigt und verletzt fühlen. Ich bitte sie,  mit all meinem Stolz, jetzt hier zu mir zu kommen und sich zu entschuldigen, denn.. Stellen sie sich mal vor.. Sie würden einer dieser Frauen sein.. Wie würden sie sich fühlen?!"

fragte ich und schaute ihn erwartungsvoll an. Doch er senkte seinen Blick nur und schämte sich so sehr, dass ich mir vorstellen konnte, wie sehnlichst er sich wünschte, dass der Boden jetzt unter seinen Füßen aufriss.

Doch dann bemerkte ich wie er lauthals etwas brüllte, was ich nicht fassen konnte,..

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