Kapitel 11

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Ich rannte aus dem Haus. Natürlich hatte ich schon Schuhe an. Ich wollte einfach weg. Ich spazierte ein bisschen. Nun, um genauer zu sagen, den Weg den ich und Rohan das letzte mal spaziert sind.

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Ich lag gerade in meinem Bett und heulte. Nachdem ich von meinem, erholendem Spaziergang wieder zuhause war, bemerkte ich, dass keiner zuhause war. Das bedeutete; kein Rohan. Er war bestimmt enttäuscht, wegen meiner Reaktion. Wer weiß, was er wohl macht?! Es war gerade Nachmittag und statt,dass ich im Wohnzimmer mit ihm sitze, sitze ich gerade in meinem Bett und lehne meinen Kopf an meine, bereits angezogenen Knie und weine. Meine Tusche ist bestimmt schon so verschmiert,  dass ich ,wenn ich mich im Spiegel betrachte, in Ohnmacht fallen würde. Jedoch konnte ich nichts gegen meinen Hunger tun. Ich schaffte es mit viel Kraft mein Zimmer zu verlassen und dann unten in die Küche zu schlendern. Dort holte ich mir einfach ein Brot und ein Glas Wasser und lief dann ins Wohnzimmer. Rohan war immer noch nicht da.

Ich entfernte nachdem ich fertig ausgetrunken und gegessen hatte, mein Make-Up..

Rohans Sicht:

Sie drückte mich weg und richtete sich dann wieder.. Ich grinste nur und saß belustigt auf der Couch. Sie begann zu schimpfen: "Du übertreibst es dermaßen! Ich meine, wir kennen uns nicht einmal!" Da ich sowieso nichts sagen konnte, da sie schon irgendwie recht hatte, kratzte ich mich am Hinterkopf und erzählte ihr einfach die Wahrheit: "Ich kann mich bei dir nicht zusammenreißen." 

Sie rannte raus.. Weiter wusste ich nicht.Ich war irgendwie traurig. Ich ging aber dennoch davon aus, dass sie nur einen kleinen Spaziergang machte. Oh nein.. Ich habe völlig vergessen ihr zu sagen, dass ich einen Brief von meinen Eltern erhalten habe! Na ja egal.. Ich überlegte eine Weile, wie ich ihr erzählen konnte, dass ich weg bin. In dem Brief meiner Eltern, stand, dass Shanti und ich für ein paar Tage auf den kleinen Sohn von Geeta aufpassen sollten. Weshalb genau wir das tun mussten, wusste ich nicht. Ich schätze mal um zu testen, wie sie, ich meine natürlich wir, mit Kindern umgehen, da meine Eltern ja auch noch ein Enkelkind erwarten. Ich fing an zu grinsen. Mein Kind. Unser Kind. Das hörte sich toll an!

Ich lief die Treppen nach oben und holte eine kleine, kesselartige, runde Box die mit etwas blauem gefüllt war. Tinte. Eine Feder hatte ich zum Glück auch, die ich dann benutzte. Meine rechte Hand, die die Feder fest umschloss, tunkte die Federspitze in die Tinte. Meine linke Hand drückte das gelbliche Papier fest auf dem Untergrund, damit falls die Tinte zu schnell über das Blatt fuhr, nicht alles verschmierte. Somit begann ich zu schreiben..

Ich verließ das Haus, um Sanjay mitzunehmen..

Shantis Sicht:

Ich machte mich auf die Suche nach meinem Mann. Er war einfach spurlos verschwunden. Es ist wohl selbstverständlich , dass ich mir Sorgen um ihn mache. "Meine Güte, werd nicht so melodramatisch!" mischte sich meine innere Stimme mit ein. Ich wollte gerade die Haustür öffnen, bis ich auf einen der Schränke und Regale einen Zettel sah. Diesen schnappte ich mir sofort und musterte ihn. Darauf stand geschrieben: 

Shanti, mein Schatz, mach dir keine Sorgen um mich! Ich hole nur den kleinen Buben von Geeta und meinem Bruder Raj, die du schon kennen gelernt hast, nicht wahr? Ich bin bald da. Geh nicht raus, bevor ich da bin! Ich will dich nicht extra suchen gehen und höllische Angst um dich bekommen. Deshalb bleib da. Ich will so etwas schönes, wie dich ,nie verlieren. Dein Ehemann. 

Mein Bauch füllte sich mit vielen Schmetterlingen. Ich lächelte mit Tränen in den Augen und las mir den zuckersüßen Brief ungefähr noch 10mal durch. Nach dem ich den Brief in eine kleine Schublade, in meinem Schminktisch, gelegt hatte, damit er nicht verloren ging, erleutete das Glöckchen an unserer Haustür. Ich flitzte die Treppen runter und öffnete die Tür..

Mein gutaussehender Rohan stand nicht dort. Vor mir waren Geeta und Raj ihr Ehemann. In der Mitte war ihr kleiner Junge Sanjay. Er war wirklich süß. Naja, er war auch nicht gerade groß. Ich schätzte ihn auf die 4Jahre. Goldig, dieser kleine Junge!

Hinter ihnen stand der Mann, den ich heute sehnsüchtig suchte. Ich begrüßte Geeta und ihre kleine Familie erstmal mit einem Namaste und ließ sie dann auch rein. Sie musterten unseren Flur und liefen dann ins Wohnzimmer. Rohan wollte auch rein laufen, doch ich ließ ihn nicht. Ich schubste ihn zurück und ging auf ihn zu. Wir waren im Hof.

Er schaute mich verwirrt an. "Was ist los?" grinste er.

"Was los ist? Du gehst ohne mir Bescheid zu sagen weg und lässt mir einen Brief da! Eigentlich sollte ich nicht schimpfen, aber ich hab dich sehnsüchtig gesucht!Und das war anstrengend!" schimpfte ich und schaute in seine wunderschönen braun-grünen Augen. In diese Augen verliebte ich mich sofort. Ich umschlung meine Arme um seinen Nacken und er zog mich mit seinen Händen an meinen Hüften an sich. Ich funkelte ihn glücklich an. Er tat das selbe, bis er mit seinen Lippen näher an meinen kam. Doch ich schaute ihn nur mahnend an, dennoch auch hilflos. Er bemerkte das und legte seine Lippen dann vorsichtig auf meine rechte Wange. Ein winziges Geräusch entstand dabei und ließ mich für kurze Zeit meine Augen schließen.

Er löste sich inzwischen von mir und verschränkte dann meine Finger mit seinen Fingern. Das Gefühl in meinem Bauch war einzigartig und wundervoll! Wenn er sich auch nur etwas näherte, kribbelte mein Bauch wie verrückt und mein Herztempo vorschnellerte sich sofort.  Wir liefen, Händchen haltend, ins Wohnzimmer und setzten uns auf die Couch im Wohnzimmer. Ich stand nach einem kurzen Gespräch wieder auf und machte in der Küche für allen einen Tee. Mit einem Tablett in den Händen, auf denen 4Gläser Tee plaziert waren und ein kleineres Glas Wasser, lief ich auf alle zu. Als erstes hielt ich meinem Schwager Raj, das Tablett vor die Nase, der dann dankend den Tee  annam. Danach wechselte ich zu Geeta, die mich zufälligerweise anlächelte. Und es war nicht einer dieser falschen Lächeln. Es sah aus wie ein ehrliches, aufrichtiges Lächeln. Ich lächelte natürlich zurück um die Situation nicht zu verschlimmern. Sanjay nam ungeduldig sein Wasser und nippte am Glas. Zum Schluss ging ich zu Rohan. Zu dem Mann, der mein Herz immer schneller schlagen ließ, bis es irgendwann explodiert..

Ich lächelte ihn schüchtern an. Er lächelte mich auch an, aber nicht schüchtern, sondern so, als ob ihm egal wäre, was jeder denkt und fühlt und er es trotzdem tut; mich anlächeln. Ich stellte das Tablett wieder auf den Tisch und setzte mich dann neben Rohan.

"Nun ja, also wir wollten euch fragen, ob ihr vielleicht auf unsern Sanjay aufpassen könntet, da Geeta und ich einbisschen reisen wollten, nur wir allein.." erzählte uns Raj.

Ich nickte und Rohan schüttelte seinen Kopf. Er  sagte: "Nein. Tut mir leid! Ich und meine Frau sind auch erst seit kurzem verheiratet und.." Ich begann dazwischen zusprechen, da ich gern auf den kleinen aufgepasst hätte.

"Hört nicht auf Rohan. Wir würden gerne auf Sanjay aufpassen. Wann wollt ihr ihn ihn wieder abholen? Und wieso wolltet ihr eigentlich, dass ausgerechnet wir auf ihn aufpassen und nicht irgendein anderer?" lächelte ich.

Beide schauten sich tief in die Augen. Geeta öffnete ihren Mund: "Nun, ihr solltet euch ein bisschen in der Elternrolle gewöhnen und Verantwortung besitzen. Sumitra und Lachchi haben uns gebeten, dass ihr auf ihn aufpasst. Raj und ich kommen ungefähr in 5Tagen wieder, also braucht ihr auch nicht lange aufpassen." erklärte sie mir und lächelte. Ich staunte in mich hinein.

Geeta ist sehr hübsch. Nach ein paar Minuten bemerkte ich wie alle aufstanden und das Wohnzimmer verließen.

Wir verabschiedeten uns an der Haustür. Sanjay fing an ein bisschen zu weinen, weshalb er richtig süß und bemitleidend aussah. Ohh..

Meine Augen füllten sich einwenig mit Tränen, als sie sich verabschiedeten. Geeta rief noch: "Pass gut auf ihn auf!" "Mach ich!"rief ich zurück und somit verschwanden sie aus unserer/meiner Sicht.

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