Amor

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Ardy war schon immer anders, als die anderen. Damals jedoch, als er vier Jahre alt war, wusste er das nicht. Er tat unbewusst Dinge, die kein anderer konnte.
Er brachte zwei Menschen zusammen.

Allein der Gedanke daran, dass zwei Menschen gut zusammen passen würden, ließ es wahr werden. Aber er konnte auch dafür Sorgen, dass sie sich wieder trennen. Wenn er also fand, dass sie nicht mehr zusammen passten, wünschte er sich, dass Schluss zwischen ihnen war. Und so geschah es auch. Seine letzte Fähigkeit war, dass sich zwei Menschen gut miteinander verstanden. Egal ob er den Streit beendete oder einfach zwei zueinander führte. Aber genauso, konnte er das Gegenteil verursachen.

Keiner wusste oder bemerkte diese Fähigkeit. Alle hielten es für Zufall und lächelten ihn nur beeindruckt an.

Bis zu seinem siebten Lebensjahr. Denn dann, wurden die Götter auf ihn aufmerksam. Sie entdecken, dass der kleine Junge etwas Besonderes war. Eines Tages also, kamen vier von ihnen, mitten in der Nacht auf die Erde, um den kleinen Jungen zu sich zu holen. Damit niemand Verdacht schob, weil Ardy nun für immer fort war, löschten sie der Familie, und allen die Ardy kannten, die Erinnerung an ihn. Und da Ardy zu diesem Zeitpunkt tief und fest schlief, konnten sie ihm seine Erinnerung genauso nehmen. So wuchs er im Reich der Götter auf und lernte seine Kräfte richtig und zielsicher anzuwenden. Sie gaben ihm Pfeile und Bogen.

Ein neuer Gott war geboren, dessen Namen nun jeder kannte.

Amor.

-

Wieder einmal bekam er den Auftrag, zwei, sich ziemlich mögende, Menschen zusammen zu führen. Seine Gabe machte ihm wirklich Spaß, da er es liebte diese Leute glücklich zu sehen, aber er würde auch gerne dieses Glück verspüren. Ardy wusste, dass es jedoch niemals dazu kommen würde.

"Luna Darko und Taddl Tjarks" war auf dem kleinen Brief geschrieben, auf welchem er immer die Namen der Menschen standen, welche einen kleinen Schubs brauchten.

Ardy ließ sich die Namen dieser Menschen noch einmal durch den Kopf gehen. Sie waren beste Freunde gewesen und waren sogar schon ein wenig in den jeweils anderen verknallt. Aber keiner von ihnen wolle den ersten Schritt machen.

,,Beeil dich, sonst verpasst du das Abendessen wieder!", meinte Marley, sein bester Freund, zu ihm und gab ihm einen warnenden Blick.
Marley war ein Schutzengel. Zwar sagte er immer wieder, dass er nur einer von vielen Schutzengeln war, jedoch sah Ardy das anders. Er fand, dass Marley seinen Job besonders gut machte. Vor allem hatte er, in Ardys Augen, ein unheimliches Glück ein Schutzengel zu sein. Immerhin durften diese einmal im Jahr Kontakt zu ihren Schützlingen aufnehmen. Zwar nur für eine Minute, aber selbst diese eine Minute würde Ardy reichen. Schließlich war Ardy der Kontakt zu Menschen strengstens verwehrt.

,,Ja ja, ich beeil mich.", entgegnete Ardy und spannte seine Flügel. Sie waren so weiß wie die Wolken an einem sonnigen Tag, jedoch nicht sonderlich lang. Bis zu seiner Hüfte führten sie. Es war selten, dass Flügel göttlicher Wesen so kurz waren, "..doch somit auch etwas besonderes", wie Marley ihn jedes Mal erinnerte, wenn Ardy sich verunsichert fühlte. Doch seine Flügel waren ihm von Tag eins treu, hielten und brachten ihn wohin er wollte - dafür war er dankbar.

,,Aber ich kann nichts versprechen!", grinste Ardy und flog davon. Marley, der sah, wie sein Kumpel in den Wolken verschwand, schüttelte nur schmunzelnd den Kopf.

Hoch oben in der Luft fühlte Ardy sich frei. Er liebte es einfach zu fliegen. Es war eines der besten Dinge an seiner Gabe. Das Allerbeste war es nicht. Nicht einmal Liebe zu verbreiten war das beste für ihn. Nein, er fand es viel, viel schöner die Menschenwelt zu betrachten. Sie war so anders als seine und so faszinierend. Die Menschen lebten in einem ganz anderem Zyklus, es gab Essen und Trinken - Dinge die Ardy weder brauchte, noch wirklich kannte. Menschen mussten jeden Tag schlafen, während er dies nur einmal im Monat benötigte. Zudem gab es ganz andere Tierarten, als im Himmel. Schon oft hatte er davon geträumt einfach nur auf die Erde zu kommen, um Tiere zu beobachten. Es gab einfach so vieles, was er noch nicht kannte und gerne verstehen möchte.

Tardy OSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt