Etwas, oder Jemand

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P.o.v Ardy

Jede Nacht sah ich ihn. Jede Nacht war er dort, wo ich war. Wenn ich im Bad war, war er auch dort. Wenn ich in die Küche ging, wartete er schon auf mich. Aber nur Nachts. Tagsüber, sah ich ihn nie. Ich weiß nicht was er war, auch wenn er menschlich aussah. Das war er nicht. Seine Augen leuchteten förmlich im Dunkeln, wie bei einer Katze. Noch dazu waren sie eine Mischung aus gelb und blau. Jedoch nicht grün. Einfach unmenschlich.

Er hockte unter meinem Schreibtisch. Jede Nacht war er dort und starrte mich an. Er starrte mich immer an. Noch nie hatte ich gesehen, wie er sich bewegte. Nur wie seine Augen mir folgten, wenn ich mich im Zimmer bewegte.

Anfangs hatte ich panische Angst. Ich sah ihn das erste mal, als ich zwölf war. Ich glaubte nie an Monster, Geister oder ähnliches. Deswegen hatte ich umso mehr Angst. Die ersten Nächte, machte ich durch, weil ich Angst hatte, dass er mich umbringen würde. Jedoch tat er mir nie etwas.

Er machte nichts, außer mich an zu starren.

Aber ich erzählte niemandem, dass er exestierte. Deswegen ließ ich seit dem, auch keinen meiner Freunde bei mir übernachten. Schließlich war ich mir, auch nach sechs Jahren, nicht sicher, ob er real war. Aber er musste es sein. Trotzdem zweifelte ich.

Vor vier Jahren, hatte meine Angst ihm gegenüber nachgelassen. Sehr stark. Ich war Nachts auch nicht mehr länger wach, weil ich wusste, dass er mich nicht verletzen würde. Trotzdem vermeidete ich seine Nähe so gut es ging. Ich benutzte also meinen Schreibtisch kaum noch. Auch wenn er am Tag nicht da war, wollte ich nicht dort hin, wo er für gewöhnlich hockte.

Ich glaubte nicht, dass er mich verletzen würde, aber ich ging auf Nummer sicher. Ich hatte auch noch nie Kontakt zu ihm aufgebaut. Manchmal, dachte ich, dass er vielleicht mein Schutzengel sein würde. Doch das war er definitiv nicht.

Ich hoffte nur, dass er mir niemals etwas tat. Meine Angst, war schließlich nicht zu hundert Prozent weg.

-

Morgen war ein besonderer Tag für mich. Ich zog endlich aus. Natürlich liebte ich meine Eltern und meine Geschwister, aber ich wollte so schnell wie möglich komplett selbstständig werden und ein eigenes, neues Leben anfangen. Eine eigene Wohnung trägt schon so viel dazu bei.

Ich packte meine letzten Sachen in meinen Karton und verschloss ihn. Stolz stellte ich ihn zu den anderen Kartons und betrachtete den Stapel. Schon in wenigen Tagen, würde sich vieles ändern. Fast alles.

Ich beschrieb die Kartons mit den Inhalt, damit ich wusste, wo, was hingehörte. Dann setzte ich mich auf mein Bett und nahm meinen Laptop. Ich schaute mir ein paar YouTube Videos an.

Es war Abends. Um genau zu sein, war es halb elf. Bald würde er kommen. Er würde mich wie immer anstarrten. Doch dann fiel mir ein, dass ich meinen Schreibtisch noch auseinander bauen musste. Und schon verspürte ich Angst. Machte ich somit sein zu Hause kaputt? War es überhaupt sein zu Hause? Hatte er eins?

Egal wie es war, ich musste den Schreibtisch auseinander bauen. So konnte ich ihn nicht mitnehmen und ich brauchte ihn noch. Ich hatte also keine andere Wahl.

Ich stand auf und ging auf den Schreibtisch zu. Eine Weile starrte ich ihn nur an. Er könnte jeden Moment auftauchen. Ich beschloss also, mir Kopfhörer zu nehmen und mich abzulenken, während ich langsam anfing die Schrauben an der einen Seite zu entfernen. Es dauerte etwas, weil ich einen Schraubenzieher benutzte, da es schon spät war und ich niemanden wecken wollte.

Als ich dann die Seite wechselte, erschrack ich.

Er war dort. Er starrte mich wieder nur an. Aber ich erschrack so, das ich nach hinten fiel und mich auf meinen Ellenbogen abstütze. Ich sah ihn an. Natürlich erwartete ich keine Reaktion von ihm.

Tardy OSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt