-vierundzwanzig-

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Als wir aus dem Buckel einer Hexen-Statue klettern sollte ich mich sicher fühlen, aber das tue ich nicht.
Schüler rennen gehätzt an uns vorbei. Einigen rollen dicke Tränen die Wangen runter, andere machen nur entsetzte Gesichtsausdrücke. Ich muss sie nicht fragen um zu wissen, dass die Nachricht schon angekommen ist.
"Wir müssen dich sofort zu Madam Pomfrey bringen" erklärt mir Sirius in einem Ton, der kein Wiederspruch duldet. Ich hätte aber auch so nicht vor gehabt zu wiedersprechen.
Der Schmerz kam plötzlich und ist so auch wieder verschwunden, wer sagt, dass er nicht wieder auftauchen wird. Tief in mir weiß ich, dass es wieder kommen wird.
Sirius hilft mir zum Krankenflügel zu laufen. Mitlerweihle kann ich es schon mehr oder weniger selbstständig. Davor treffen wir auf mehrere aufgebrachte Schülergruppen und, wie ich daher erahne, sind wir auch nicht die einzigen, die bei Madam Pomfrey hilfe suchen.
Im Krankenflügel sind schon ein paar Betten besetzt, aber ich schaue sie mir nicht genauer an. Madam Pomfrey kommt sofort zu uns rüber gelaufen und frägt, was passiert ist.
Als wir alles fertig erklärt haben schaut sie uns nachdenklich an. "Ein giftgrüner Blitz mit einem Glassplitter glitzern?" sagt sie und wir bestetigen es mit einem nicken. "Sie sind nicht die ersten, die mir davon erzählen, Black. Ihr Freund ist ebenfalls hier" erklärt sie uns. Gleichzeitig reißen wir die Augen auf.
Wie Sirius schaue ich jetzt das erste mal richtig durch den Raum. Tatsächlich. Auf einem der Betten etwas weiter weg von uns liegt Lily, die vor Schmerz ihr Gesicht verzerrt und neben ihr hält James ihre Hand.
"Lily!" schreie ich ihnen zu. Madam Pomfrey will mich aufhalten, aber ich stütze mich an dem Bett neben mir ab und hangel mich so zu ihnen. Sirius rennt hinter mir nach. "Was ist passiert?" frage ich James aufgebracht
Sein Gesicht ist weiß. Seine Haare kleben an seinem Gesicht und er schaut so verstört aus, dass ich mich um ihn genau so sorge, wie um Lily. "Es... ich... ich wollte sie retten, aber... da war dieser Fluch. Nicht ganz wie der Todesfluch, aber... aber schlimmer. Glizernd. Ich wollte sie beschützen... ich... ich hätte mich nicht duellieren sollen.... ich..."
Sirius läuft um mir herum und legt seine Hand auf James schultern. Sie müssen nicht viel reden um sich zu verstehen.
Ich schaue auf Lilys Bein. Ein riesiges Loch wurde in ihre Hose gebrannt. Wie es ausschaut hat auch sie den Fluch nicht ganz abbekommen, sondern nur gestriffen. Trotzdem ist mehr von ihrer Hose weg, als von meinem Pulli und die Haut darunter ist nicht unversehen. Im Gegensatz zu meiner ist dort ein kohl schwarzer Fleck. Als ich länger hinsehe erkenne ich auch, dass sich der Fleck vergrößert, wie Kuchenteig, der auf ein Bleck gekleckst wurde.
"Poppy... sie weiß auch nicht, was das für ein Fluch war. Sie hat versucht... aber nichts wirkt. Die Leute vom St Mungo sind... keiner weiß, was es ist." pure verzweiflung lag in seiner Stimme. Ich würde mich jetzt gerne um ihn kümmern, aber ich weiß, dass er wieder gut wird.
Die ganze Farbe ist Lily aus dem Gesicht gewichen. Sogar ihre Lippen sind weiß. Ihre roten Haare lassen das ganze noch unnatürlicher und gefährlicher wirken.
"Wo ist der Rest?" frägt Sirius, als ich mir Lilys Wunde genauer anschaue. "Wir haben sie verloren. Katy und Grace wollten uns etwas zum trinken holen, bevor es angefangen hat und Moony, Wormtail und Maddy haben wir im Gewühle nicht mehr gefunden" sagt James
Sofort muss ich an Hee denken. Was ist mit ihr- Drachenblut! Mein eigener Gedanke wird von einem neuen unterbrochen.
"Drück Lilys Unterschenkel ab!" unterberche ich die verzweifelte Unterhaltung zwischen James und Sirius "Was?" fragen beide Synkron "Umfasse ihrenUnterschenkel unter ihrem Knie und drücke so fest du kannst." erkläre ich ihm und zerreiße ohne zu zögern Lilys Hose. Ich hoffe sie wird es mir später nicht übel nehmen. "Bitte, James" flehe ich ihn an "Ich habe dir in Hogsmead vertraut. Jetzt vertraue mir"
Vertraue mir. Vertraue mir.
Ob ihn das oder der Gedanke daran, dass ich im Moment die einzige bin, die Idee hat überzeugt hat, weiß ich nicht, aber das ist auch egal. Letztendlich tut er, was ich gesagt habe.
Dann packe ich Sirius und ziehe ihn aus dem Zimmer. Meinen Beinen scheinen sich wieder in normale Beine verwandelt zu haben. Ob es nur für einen Moment so oder nicht, ist mir jetzt egal. Ich muss so schnell wie möglich in das Zaubertränke Klassenzimmer.

Ich reiße die Türe auf und renne fast in Professor Slughorn "Ms Johnson" wundert er sich "Was machen sie denn hier?"
"Tut mir leid" sage ich nur, während ich mich versuche an ihm vorbei zu quetchen, ohne seine eigentliche Frage zu beantworten.
Ich renne zu den Zutaten Schrank und nehme alles raus, was ich greifen kann. Sirius steht, genau so verwirrt, zwischen Slughorn und dem Pult.
"Ich brauche einen Kessel, ein Brett und ein scharfes Messer! Schnell Sirius!" befele ich ihm. Er tut, was ich ihm sage und stellt alles ordentlich auf einen Tisch "Was bei Merlins Bart hast du vor, Bee?" frägt er mich, aber ich habe keine Zeit jetzt auf unnötige Fragen zu antworten.
"Ich versuche das Leben meiner Freundin zu retten" werfe ich ihm nur zu. In jedem anderen Moment hätte ich jetzt über diese dramatische Antwort gegrinst. Nicht in deiesem
"Ms Johnson, darf ich sie fragen, was sie tun?" wiederholt Slughorn seine Frage.
"Tut mir wirklich leid, aber ich habe jetzt echt keine Zeit" sage ich so schnell, dass ich nicht glauber, dass er es verstanden hat.
Als alles ordentlich vor mir steht fange ich an. Ich schneide Wurzeln und Quetsche komische Früchte, die ich noch nie gesehen habe, aus. Mitlerweihle vertraue ich meinem inneren Zaubertränke Buch vielleicht ein bisschen zu viel, kommt es mir, als es ein leises zischen von sich gibt, als ich etwas, dass so ausschaut, wie Kakerlaken Beine, hinzufüge.
Aber was für Möglichkeiten habe ich? Wenn ich recht habe, dann schaut es gerade nicht gut für Lily aus. Ich weiß nicht, wie lange es dauert bis der schwarze Fleck sich ausbreitet, aber ich habe das Gefühl nicht wissen zu wollen, was danach passiert.
Die letzte Zutat landet in dem Kessel und lässt die lilane Flüssigkeit darin zusammen schrumpfen, sodass nurnoch ungefähr fünf Tropfen übrich bleiben.
Erst jetzt fällt mir der kritische Blick von Professor Slughorn auf "Haben sie da gerade Diptam und Bezoar zusammen gemischt?" frägt er mich. Jetzt, wo er den Namen sagt weiß ich, was das alles war. Ich nicke stumm. "Das... das ist genial" staunt er "Ihre Heilkraft könnte sich dadurch verfünffachen"
Ich finde es ja toll, wie sehr er sich darüber freut, aber eigentlich ist gerade nicht der richtige Zeitpunkt zu plaudern. Ich nicke einfach, fülle die fünf Tropfen in ein kleines Gläschen und renne, ohne etwas aufzuräumen aus dem Raum.
Jap, jetzt war ich mal seine Lieblings Schülerin. Aber das ist jetzt nicht wichtig. Nichts ist jetzt wichtig.
"Willst du mir mal bitte sagen, was das jetzt ist?" frägt mich Sirius, kein bisschen auserpuste. "Wenn es klappt ein Heiltrank" antworte ich ihm nur knapp. Mehr würde er eh nicht verstehen. Mehr würde ich wegen meiner Kondition auch nicht raus kriegen.

Als wir Lily schreien hören fangen wir an zu sprinten. Bin ich zu spät?
Ich schmeiße die Türen auf, springe über ein paar Betten (das hat wahrscheinlich nicht so cool ausgeschaut, wie du dir gerade denkst) und stelle mich an Lilys Bett.
Madam Pomfrey bäugt sich über Lily, sich vor Schmerz zusammengekrümmt hat und ab und zu laut schreit. Verzweifelt versucht sie ein paar Zaubersprüche. Wie erwartet passiert nichts.
Ich erkenne aus dem Augenwinkel, dass Remus, Peter und Maddy da sind, aber alles außerhalb des Bettes sehe ich nur verschwommen.
Geschockt erkenne ich, dass sich das schwarze Etwas fast über ihr ganzes Bein ausgebreitet hat.
Ich schiebe Madam Pomfrey zur Seite, die mich anscheinend erst jetzt bemerkt. Schnell versteht sie, was ich will und will mir die Flasche mit einem für sie unbekannten Inhalt aus der Hand reißen, aber ich habe die fünf Tropfen schon an der dunkelsten Stelle auf Lilys Bein geleert.
"Was tuen sie?!" schreit mich Madam Pomfrey an "Ms Johnson! Sie können nicht einfach her kommen und was auch immer tun!"
Für einen quälenden Moment, in dem nichts passiert, denke ich wirklich ich hätte etwas falsch gemacht. Aber dann erkenne ich, wie es langsam heller wird. Das dunkele wird langsam aufgefressen und nach zehn Minuten, in denen keiner etwas gesagt, sondern nur auf Lilys Bein gestarrt hat, erkennt man schon deutlich ihre natürliche Hautfarbe.
"Was war das?" frägt mich die jetzt komplett verwirrte Madam Pomfrey.
"Um ehrlich zu sein weiß ich das nicht mal" das verrückte an dem Satz, den ich ausgesprochen habe ist, dass sich nicht mal jemand wundert. Es scheint für sie normal geworden zu sein, dass ich dinge tue, von denen ich nichts weiß.

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Heyy
Ich hoffe es hat euch gefallen:)

Rumtreiber, Muggel und die anderen Dinge in Hogwarts (Rumtreiber ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt