-dreiundvierzig-

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Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen. Wir redeten am Abend noch viel im Gemeinschaftsraum, jeder im Amr seines Dates, aber als ich dann ins Bett gegangen bin kamen die Gedanken. Sam war zu betrunken, dass ich sie nach der Wahrsagung befragen konnte. Also habe ich erst heute früh erfahren, was genau passieren wird.
Um ungefähr ein Uhr kommt ein Brief von Dumbledore, der mich zu seinem Büro bittet. Dort wartet der Zauberminister, eine Angestellte und Professor McGonagall. Diese werden mir die Situation beschreiben, die ich eigentlich schon weiß, und nehmen mir dann Prudence weg. Schließlich bringen sie mich nach Hause. Dort wird mein Gedächtnis gelöscht und ich werde denke, dass ich wirklich ein Jahr in Frankreich war. Vielleicht können sie meine Französisch Kenntnisse auch verbessern. Das war das einzige positive, was mir dazu eingefallen ist.
Als Lily, Hee und Maddy davon gehört haben hätten sie sich am liebsten an mein Bein geklammert, wie ich es früher immer bei meiner Schwester getan habe. Wir entschieden den Schultag sausen zu lassen. Eigentlich tue ich so etwas nicht (mal abgesehen von Pflege magischer Geschöpfe nach dem Brief, aber das ist einen andere Geschichte), aber ich werde mich eh nicht daran erinnern können.
Kurzer Hand beschließen wir in die Scheune zu gehen. Hagrid scheint es entweder nicht zu bemerken oder weiß nicht, wie viel Uhr es ist. Vermutlich ist es auch nicht das erste mal, dass die Rumtreiber den Schultag in der Scheune verbringen.
Maddy hat Kekse aus der Küche mitgenommen, die wirklich zum sterben waren. Wir alle versuchten das Thema zu vermeiden, aber ich spüre, wie keine aufhören kann daran zu denken. Ich auch nicht.
In weniger als fünf Stunden wirst du dich an nichts mehr erinnern können, kommt es immer wieder in meinen Kopf. In weniger als vier Stunden. Dreieinhalb. Zweidreiviertel. Zweieinhalb. Eineinhalb. Eineinviertel. Eine. Fünfzig Minuten. Vierundfünfzig. Dreiundfünfzig. Zweiundfünfzig. Zwanzig. Achtzehn. Fünfzehn.
Eine viertel Stunde, bevor der Brief kommen soll stehen wir auf. Ich wäre am liebsten wieder zurück in mein Bett gegangen. Gleich nachdem ich das gedacht habe fällt mir ein, dass es bald so sein wird. Ich werde bald in meinem Bett sein. Zu Hause. Aber ich habe nicht mehr das Gefühl, dass ich das Haus, in dem ich groß geworden bin mein zu Hause nennen kann. All die schlechten Erinnerungen. Nein. Mein Bett ist in Hogwarts. Neben Hees und Sams und Lilys.
Mein Magen fühlt sich an, als würde er 'wie oft kann ich mich drehen bis Elizabeth Johnson sich übergibt' spielen und meine Beine sind Pudding. Alles in mir weigert sich einen Fuß vor den nächsten zu setzen, weil ich genau weiß, dass es mich an ein Ziel führen wird, zu dem ich nicht will. Es würde mich nicht wundern, wenn mein Körper so streiken würde, dass ich umkippe und in diesem Moment wünsche ich mir das wirklich. Aber es funktioniert nicht. Zwei Minuten nach eins kommt ein Erstklässler zu mir mit einem Brief. Ich muss ihn nicht aufmachen und mache mich auf den Weg. Sirius wollte mich begleiten, aber ich habe mich lieber hier von ihm verabschiedet. Es tut so weh allen tschüss zu sagen und zu wissen, dass man sich nie wieder daran erinnern wird. Ich muss meine Tränen zurückhalten.
Wahrscheinlich sind noch weitere zwanzig Minuten vergangen, bis ich vor Dumbledores Wasserspeier stehe. Schließlich muss ich den Brief doch aufmachen um das Passwort zu erfahren.
Ich zwinge mich zu Klopfen und trete nach einem gedämpften 'Ja?' in das große Büro. Wie beschrieben stehen vier Menschen darin. Dumbledore, McGonagall, eine Kleine Frau mit einem braunen haaren und ein Herr im mittleren Alter, den ich schon ein paar mal auf dem Tagespropheten gesehen habe. Er heißt Harold Minchum.
"Sie müssen Mrs Johnson sein, nicht wahr?" sagt er und versucht mich mit einem vertrauensvollem Lächeln anzuschauen. Vielleicht hätte es wirklich geholfen, aber da ich schon weiß, was er mit mir tun wird, ist es fast unmöglich ihn nicht als brutaler Erinnerungsentreißer zu sehen.
Ich verstehe immer noch nicht, wie das überhaupt legal sein kann. Es sind meine Erinnerungen sie sind privat und ich habe wirklich keine Lust auf eine kleine Frau, die in meinem Kopf rumschraubt.
Wie bereits erfahren erklärt mir McGonagall den Anlass für diesen ach so hohen Besuch. Ich höre nicht hin und als sie geendet hat haben anscheinend alle mit einer anderen Reaktion gerechnet. Aber meine Tränensäcke sind schon leer.
Ich überlege kurz, ob ich vielleicht jetzt noch etwas machen sollte, was ich schon immer mal tun wollte, mich aber nicht getraut habe. So etwas, wie Dumbledores Bart abschneiden. Aber dann lasse ich es doch. Ich werde mich zwar nicht mehr daran erinnern, aber alle anderen in der gesamten Zaubererwelt würden mich dann als Dumbledores-Bartzerstörer in Erinnerung haben und das will ich wirklich nicht. Obwohl ich sicher bin, dass sich James und Sirius totlachen würden.
Dumbledore faselt noch etwas von Sicherheit und Ablauf, aber auch hier hat er nicht mal ein halbes Ohr von mir. Ich muss daran denken, was meine Freunde tun werden, wenn ich sie vergesse. Werden sie mich auch vergessen? Wird mich Sirius vergessen? Plötzlich breitet sich ein stechender Schmerz in meiner Brust aus. Erst jetzt verstehe ich, wie schwer das wahrscheinlich auch für sie ist. Ich werde mich an keinen erinnern. Was ist mit dem Krieg? Was ist, wenn sie alle sterben?
Dumbledore bittet mich einen Stuhl zu setzten und die kleine Frau vom Ministerium richtet schon ihren Zauberstab auf mich, als ich sie aufhalte.
"Stopp!" sage ich und stehe auf. Alle schauen mich verwirrt an, aber ich sage nichts und höre genauer hin. Aber ich habe mich nicht verhört. In der Ferne höre ich ganz deutlich jemanden meinen Namen schreien. Auch die anderen scheinen es bemerkt zu haben. McGonagall läuft aus dem Büro und schaut nach.
Keine Minute später kommt sie mit Lily, Hee, Maddy, Sam und den Rumtreibern wieder zurück. Mit aufgerissenen Augen schaue ich sie an. Was zur Hölle?
"Sie können ihr Gedächtnis nicht löschen!" kommt es sofort von Maddy und die Blicke wurden noch schiefer.
"Woher wisst ihr davon" macht sich die kleine Frau vom Ministerium bemerkt. Ihre Stimme klingt hoch und ich wunder mich, ob das immer noch ist oder nur gerade, weil acht kleine Kinder ihren Job unterbrochen haben.
Sam schaut etwas schuldig auf die Füße und murmelt dann fast unverständlich: "Ich habe es in der Glaskugel gesehen" die Dame schnappt nach Luft, als wäre es das schlimmste, was sie je gehört hat. "Aber wir wollten nur sagen, dass sie einen Fehler machen" kommt Lily dazwischen. "Genau" sagt Hee. "Sie dürfen Bettys Gedächtnis nicht löschen" dann verschränkt sie ihre Arme vor der Brust, wie ein kleines Kind, das sein Spielzeug nicht hergeben will.
"Und warum nicht, wenn ich fragen darf?" sagt der Zauberminister etwas genervt. Anscheinend hat er wichtigere Dinge zu tun, als kleine Kinder zu bespaßen.
"Weil Prudence Wissen zu wertvoll ist um es einfach wegzuschmeißen" sagt Peter. "Woher wisst ihr von Prudence?" schnappt die Dame erneut nach Luft, aber keiner beachtet ihre Frage wirklich. "Prudence hat zu seiner Zeit Wunder vollbracht und Bee kann das auch" spricht James.
"Fragen sie Madam Pomfrey" wirft Sam ein. "Die war selbst dabei, als sie Lilys Leben gerettet hat."
"Prudence weiß Dinge, von denen wir keine Ahnung haben" erklärt Sirius "Sie dürfen dieses Wissen auf gar keinen Fall vernichten, nur weil die Todesser es haben wollen. Es zu vernichten wäre doch genau das, was sie wollen"
Ich kann nicht anders als zu lächeln. Wo sie recht haben, haben sie recht. Dann schaue ich zu den Erwachsenen hinter mir. Dumbledore sitzt in seinem Stuhl hinter dem Schreibtisch mit einem ebenso fetten Grinsen im Gesicht (das übrigens ziemlich ungewöhnlich an dem weisen Zauberer ausschaut), McGonagall nickt leicht und die Leute vom Ministerium wissen nicht so genau, was sie tun sollen.
"Das macht keinen Unterschied" sagt die Dame nach einigen Minuten schweigen. "Die Schlacht letzte Woche ist nur wegen ihr ausgebrochen und wer weiß, wie viele es noch geben wird"
"Sie kann in den Orden des Phönix" kontert Remus. "Sie kann dem Arzteam unglaublich viel helfen" "Und außerdem ist sie eine geniale Köchin" fügt James noch hinzu und zwinkert mir zu.
Die Dame vom Ministerium drückt ihre Lippen aufeinander, sodass sie zu einer schmalen Linie werden. "Der Orden des Phönix hätte genug Mitglieder sie zu beschützen" murmelt Harold Minchum mehr zu sich selbst und dreht sich dann zu Dumbledore, als würde er ihn nach seiner Meinung fragen. "Ich war von Anfang an dagegen" sagt er nur, immer noch mit dem breiten Grinsen.

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Heyy
Ich hoffe es hat euch gefallen:)
Habt noch einen schönen Tag

Rumtreiber, Muggel und die anderen Dinge in Hogwarts (Rumtreiber ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt