-zwei-

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Ich schaute ihr hinterher und als McGonagall dann hinter sich die Türe schließt ist es, als ob mich der Knall geweckt hat. Schnell renne ich ihr hinterher und reiße die Haustür wieder auf. Aber sie war weg. In der Stillen Nacht erinnert nichts mehr daran, dass sie je da gewesen war.
"Was machst du denn für einen Krach?" mault mich mein Vater aus dem Wohnzimmer an. "Ich... ich gehe schnell einkaufen" sage ich schnell. Es war das erste, was mir eingefallen ist.
Ohne auf eine weitere Reaktion zu warten renne aus dem Haus, durch den Garten, über die Straße, auf das Grundstück gegenüber. Ein Weg führt mich zur Haustüre eines großen Hauses. Ein zweiter, kleinerer Weg führt an dem Haus vorbei in den Garten. Die kleinen Kieselsteine darauf knirschen verräterisch noch lauter unter meinen Hausschuhen als sich meine Schritte beim Anblick der kleinen Garage beschleunigen.
Vor der Türe klopfe ich stürmisch an. Nachdem ich keine Reaktion bekomme laufe ich an das Fenster und klopfe da.
Als die Rollos, die mir vorher die Sicht versperrt haben, ruckartig hochgezogen werden, erschrecke ich mich fast zu Tode und war nicht die Einzige. Vor mir erkenne ich meine beste Freundin Liss mit etwas, das wie ein Buch ausschaut, in ihrer Hand über ihren Kopf, mehr oder weniger bereit das Glas zwischen uns einzuschlagen und mich zu treffen.
Ich musste lachen. Mit dem verstrubbelten Zopf und in ihrem Schlafanzug ist sie wirklich süß. Als sie auch mich im Schein ihrer Taschenlampe, die sie in der zweiten Hand hält, erkennt, sieht sie erleichtert aus, lächelt mich an und nickte nach links. Ich verstehe und laufe wieder zurück zur Tür, an welcher ich schon von ihr erwartet werde. Ihr Gesichtsausdruck hat sich in der Zeit von erleichtert zu besorgt geändert.
"Ist alles okay?" fragt sie und ich bin mir sicher, dass sich in ihrem Kopf gerade die aller schlimmsten Gründe, weshalb ich mitten in der Nacht zu ihr komme, bilden. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass sie nie im leben den echten Grund errät. Um sie zu beruhigen sage ich ihr gleich, dass es mir gut geht.
Sie tritt einen Schritt zur Seite und lässt mich rein. Liss ist letztes Jahr in ihre Garage gezogen. Wir haben es gemeinsam eingerichtet und dekoriert. Es ist wirklich gut geworden.
Ich drehe mich wieder zu ihr und schaue amüsiert auf das Buch, dass sie immer noch in der Hand hält. Meine Freundin folgt meinem Blick und grinst ebenfalls. "Hey! Das war das Erste, das ich greifen konnte. Was hättest du gemacht, wenn jemand um zwei Uhr früh an dein Fenster klopft?" lacht Liss.
Mit einem Prüfenden Blick mustert sie mich noch mal um sicher zu gehen, dass es mir gut geht.
"Du hast eh noch nicht geschlafen" sage ich, als ich durch das einladende Zimmer schaue und ihren offenen Laptop entdecke.
"Jetzt erzähl" kommt Liss wieder auf mein ursprüngliches Thema zurück, lässt sich auf ihr Bett fallen und legt das Buch und die Taschenlampe wieder auf ihren Nachttisch "Wegen nichts wirst du doch sicher nicht gekommen sein"
Ich setzte mich neben sie und warte kurz um die Spannung zu steigern. Dann beginne zu erzählen.
Liss war schon immer eine gute Zuhörerin. Sie lässt mich erzählen und hat dabei diesen Gesichtsausdruck, der dir sagt, dass sie wirklich wissen will, was du als nächstes sagst.
"Und dann ist sie gegangen? Einfach so?" sagte sie erstaunt, als ich fertig war. Ich nicke stumm "Hier" Aus meiner Pyjamahosentasche reiche ich ihr das goldene Ticket.
Sie reißt die Augen auf, als ob sie es mir erst jetzt glaubt "Mensch Betty!" schreit sie und betrachtet das Stück Papier ganz genau "Du gehst auf eine Zauberschule!" die Freude stand ihr ins Gesicht geschrieben.
"Woher willst du wissen, dass sie keine Betrügerin war? So wie der falsche Klempner vor drei Jahren bei euch" sage ich unsicher und fange an mit meinem Haargummi zu spielen, der noch an meinem Handgelenk hängt.
"Der falsche Klempner hat aber nicht meine Eltern verzaubert und mich zu einer Zauberschule eingeladen" kontert sie ohne ihren Blick von dem Stück Papier zwischen ihren Händen zu lösen.
"Jeder kann Tickets erstellen und sie ausdrucken und das mit meinem Vater... das kann ein Trick gewesen sein" versuche ich eine Erklärung zu finden. Es klingt so banal.
"Stimmt, ich kenne viele Damen, die gerne an Türen klopfen, silbrige Decken aus einem Trick-Stock ziehen, Zugtickets fälschen und sich eine Geschichte über Hexen und Zauberer überlegen" sagt sie ironisch und als ob es ihre Frisur unterstreichen wollte fällt eine Strähne aus ihrem unordentlichen Zopf. Mir fällt nichts ein, was ich darauf kontern könnte. Langsam gehen mir die Erklärungen aus. Stattdessen schaue ich mit ihr auf das Ticket. Wenn ich lange genug drauf schaue springt vielleicht jemand raus und lacht mich aus, weil ich den doofen Trick geglaubt habe. Nichts passiert.
"Aber dir ist schon klar, dass du unbedingt da hin musst, oder? Ich meine nach Kings Cross" hackt sie nach. Als ich wieder nicht antworte schaut sie mich geschockt an. "Du willst mir doch nicht sagen, dass du eine Einladung zu einer Zauberschule abschlägst"
Stumm kaue ich auf meiner Unterlippe rum. Wenn es doch nur so einfach wäre. "Du weißt ganz genau, dass ich nicht einfach von hier weg kann" erinnere ich sie.
Liss atmet tief ein und wieder aus, als ob sie nicht glauben könnte, was sie hört "Wegen deinem Vater?" fragt sie leise, sodass ich es fast überhört hätte. Stumm nicke ich zur Antwort. Mein blick richtet sich wieder auf meine Finger. "Elizabeth Johnson!" schreit sie so plötzlich laut auf, dass ich zusammenzucke "Du willst mich doch verarschen, oder?!" Ihre Stimme ging automatisch fünf Oktaven höher. Wie immer, wenn sie sich über etwas aufregt oder begeistert ist.
"Shhh, sei leise! du weckst die ganze Nachbarschaft auf!" ermahne ich sie flüsternd.
"Wann warst du das letzte mal im Urlaub, huh? Und wann hast du dich das letzte mal einfach hingelegt und nichts getan?" Sie redet wieder in einer normalen Lautstärke, aber jetzt werde ich mit einem von Mitleid triefenden Blick angesehen "Ich weiß, wie wichtig er dir ist, aber du kannst nicht dein ganzes Leben bei ihm sein" Sie legt tröstend eine Hand auf meine Schulter. "Bitte Betty, dir ist vielleicht gerade etwas passiert, was noch nie jemand anderem passiert ist und willst es einfach weg werfen. Hast du eine Ahnung, wie viel du erleben könntest? Wer weiß, was es alles noch gibt, wenn es Zauberer gibt? Werwölfe? Vampire? Drachen? Ja, vielleicht ist es nur ein alberner Trick, aber wenn nicht, dann verpasst du die Chase deines Lebens! Außerdem hast du gesagt, dass es der Dame echt wichtig war, dass du her kommst" Ich sage immer, Liss wird mal Therapeut und ich glaube jeden Tag mehr daran. Trotzdem ändert es herzlich wenig an meinem Problem.
"Vielleicht wäre ich ja auch gegangen" sage ich und zucke mit den Schultern, während ich einen Knoten aus meinem Haargummi öffne nur um ihn wieder verknoten zu können. "Aber ich kann ihn immer noch nicht alleine lassen"
Eine Zeit lang sagt sie nichts. Sie nimmt ihre Hand wieder von meiner Schulter und überlegt.
"Ich könnte das übernehmen" sagte sie ganz plötzlich
"Was?" frage ich überrumpelt
"Warum denn nicht?" sie setzt sich gerade hin und strahlt übers ganze Gesicht, sichtlich stolz über ihre Idee "Ich könnte mich um deinen Vater kümmern" wiederholt Liss.
Ich kann nicht anders als sie anzustarren "Das ist wirklich süß von dir, aber wenn ich die Dame richtig verstanden habe, dann ist das ein Internat, das heißt ich wäre ein ganzes Jahr lang weg" erkläre ich ihr nochmal.
"Na und?" fragt sie, als ob es das normalste auf der Welt wäre
"Na und?!" wiederhole ich und bin immer noch baff von ihrer Entschlossenheit "Das kann ich dir nicht antun, Liss" meine ich. Erst jetzt bemerke ich, dass ich erstarrt bin. Schnell schüttle ich mich und lege meine Füße auf das Bett
"Komm schon Betty, wie lange sind wir jetzt schon freunde? 13? 14 Jahre? Ich kenn dich und deine Familie schon lange genug um das tun zu müssen" sie lächelt mich entschlossen an.
Das kann ich nicht zulassen. Ich wäre eine schlechte Freundin.
"Aber... aber ich kann dir das nicht antun..." stottre ich. Warum kriege ich jetzt keinen ganzen Satz raus? Wieso will ein Teil von mir so unbedingt auf diese Schule gehen? "Tja, das blöde ist nur, dass du gar keine Wahl hast" ihr lächeln wird zu einem Grinsen "und wenn ich dich betäuben und ins Auto schleppen muss, ich bringe dich nach Kings Cross, ob du willst oder nicht" jetzt schleicht sich auch ein kleines lächeln auf meine Lippen "Ich würde es mir nie verzeihen dir so eine Chase entgehen zu lassen. Und dann gibt es doch auch noch die Option, dass du dort am Bahnhof gegen die Mauer rennst und ein YouTube-Star wirst"
Lachend schüttle ich den Kopf "Womit habe ich dich eigentlich verdient?"


Rumtreiber, Muggel und die anderen Dinge in Hogwarts (Rumtreiber ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt