Akt I - The Day Before You Came

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"Mijoo! Han Mijoo!", ich blickte aus teilnahmslosen Augen zurück und entdeckte meine Großmutter, die mit meinem zweiten Frühstück aus der Tür gelaufen kam.

"Meine Güte, jedes mal vergisst du es mitzunehmen!", schimpfte die alte Frau und seuftzte gleich darauf.

"Und ich sage dir jedes mal, dass du mir nicht hinterher gerannt kommen sollst. Du solltest dich schonen..." Sie drückte mir ohne ein weiteres Wort die Dose mit dem Essen in die Hände, ehe sie mich gutmütig anlächelte und ihre Augen unter den tiefen Falten ihres Gesichts verschwanden.

"Jaja und jetzt geh schon.", scheuchte mich diese hinfort. Ich hatte Glück, dass die Uni in der Nähe lag, ansonsten würe ich wegen dieser täglichen frühen Auseinandersetzung jedes mal zu spät sein.

Draußen erstrahlte die Natur in ihren prächtigsten Farben, die der Frühling zu bieten hatte. Der Himmel lag wolkenlos über mir und ich versuchte mir die ganzen Eindrücke in meiner Umgebung ganz deutlich einzuprägen, um sie später umsetzten zu können.

"Hey, Perle!"

Pärchen und ihre Zuckrigen Kosenamen.

Würg.

"Hey!"

Genervt zog ich die Nase kraus, da ich es hasste wenn Leute in meiner Umgebung laut waren und gab als Ergebnis mehr Tempo als zuvor.

Plötzlich stockte ich, spürte schließlich wie mich jemand an meinem Rucksack zurück gezogen hatte.

"Yah! Was soll-", erzürnt drehte ich mich um und erblickte vor mir einen großen, schwer atmigen Jungen.

Verwirrt blinzelte ich, da ich hätte schwören können, dass er vorhin nach seiner 'Perle' gerufen hatte.

Er hatte einen olivgrünen Hoodie an, dessen Kaputze er über seinen Kopf gestriffen hatte. Einige seiner braun-grau gefärbten Haarsträhnen ragten aus diesem hervor und fielen dem Riesen über seine dunklen mandelförmigen Augen, die auf mich gerichtet waren. Augen, die einem Fuchs gehören konnten. Doch meine Aufmerksamkeit galt nun seinen voluminösen Lippen.

"Kannst du mir vielleicht sagen, wo es zur Haneul (dt. Himmel) Universität geht?" , wollte er wissen und schien es ganz schön eilig zu haben.

"Ehhh.. Hier lang und dann den Berg rauf.", ich deutete ihm den Weg mit meinem Arm und zuckte zusammen, als er mir ohne Vorwarnung kurz durch meine Haarmähne wuschelte und loslief, als hinge sein Leben davon ab.

"Danke, Perle!", rief er nachdem er sich mir kurz zugewandt hatte, ehe er seine Beine in die Hand nahm.

Und da stand ich nun. Leicht verstört mit den Haaren einer Vogelscheuche und verzog angewidert meine Mundwinkel.

Er hatte mit Perle mich gemeint?!

[...]

"Horang! Wie geht es Taehyung?" Ich saß gerade im Hörsaal, als einige weitere weibliche Studenten hereinkamen und deren Stimme über den gesamten Raum schallte. Ich verdrehte bloß meine Augen.

"Fragt ihn doch selbst, wenn ihr so scharf auf ihn seid.", antwortete sie schroff, weshalb ich mir ein Schmunzeln verkneifen musste.

Lim Horang oder auch die 'Feuerkönigin' genannt, war genauso beliebt, wie sie gehasst wurde. Letzteres traf vor allem auf die Eifersüchtigen Mädchen zu, da sie mit Kim Taehyung einem Studenten der Fakultät für Amerikanistik und Angelistik ausging. Da ich kein Interesse für andere Menschen verspürte, ging so einiges an mir vorbei. Doch dieses Thema war so geläufig, dass sogar ich es mir jedes mal mitansehen musste. Ich wollte nichts mit anderen zu tun haben, musste aber zugeben das mir ihre Dickfellige Persönlichkeit sympathisch war.

"Yah! Wir haben ganz normal gefragt! Und so jemand wie du soll mit Taehyung zusammen sein?!", fauchte ein anderes Mädchen die dunkelhaarige an.

"Ich werde deine Beschwerde weiterleiten.", erwiderte sie, setzte ein gefälschtes Lächeln auf und ging ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen an ihnen vorbei, um sich in in der hintersten Reihe zu verkriechen. Als sie mich entdeckte nickte sie mir stumm zu, da ich ebenfalls ganz hinten saß.

Seit dem Tod meiner Eltern, welcher sich zuzog, als ich ungefähr elf Jahre alt war, hatte ich begonnen andere Leute außer meiner Großeltern zu meiden. Von einem Tag auf den anderen wurde ich eine Einzelgängerin, die sich lieber daheim mit ihrer Großmutter alte Abba Platten anhörte, als in irgendwelche Clubs zu gehen und sich mit anderen Menschen zu treffen. Mittlerweile sind 12 Jahre vergangen und ich hatte mich damit abgefunden. Es war auch nicht so, dass ich nicht mit anderen interagieren konnte. Nein, das war nicht der Fall. Ich wollte es einfach schlicht und ergreifend nicht. Jetzt kannte ich es nicht mehr anders und ändern wollte ich mich auch nicht mehr. Ich würde jemanden kennenlernen, mich der Person anvertrauen, sie ins Herz schließen und vielleicht sogar glücklich sein. Und im nächsten Moment verschwindet die Person und vergisst alles was war und lässt einen zurück. So schnell wie dieses temporäre Glück gekommen ist, so würde es auch wieder verschwinden und würde noch größeren Schmerz verursachen. Für den ein oder anderen schien dieses denken charkterlos, aber für mich klang es plausibler alleine zu bleiben. Ich war eine langweilige, unspektakuläre Webdesign Studentin und genau das hatte ich auch vor zu bleiben.

[...]

"Schönen Feierabend, Mijoo-ah!", ich nickte meiner Chefin sachte zu, bevor ich das kleine Café in der Innenstadt Cheongdo's verließ und mir sofort die abendliche Brise durch das Haar tanzte.

Es war kurz nach sieben und ich war froh, dass es nicht mehr so schnell dunkel wurde. Eigentlich bräuchte ich nicht arbeiten zu gehen, da mir meine Eltern genug Geld für die Studiengebühren hinterlassen hatten und ich ein Stipendium bekommen habe. Außerdem war mein Großvater vor zwei Jahren ebenfalls verstorben und die Rente meiner Großmutter für uns beide reichen würde. Neuerdings sagte meine Großmutter auch immer öfter, dass ich kündigen sollte. Sie sorgte sich sehr um mich und ich wollte ihr auch keinen Kummer bereiten, dennoch wollte ich das Gefühl beibehalten wenigstens einen Teil für unseren Haushalt zu leisten.

Als ich fast Zuhause war, kam ich an der Stelle vorbei an der ich heute diesem seltsamen Kaputzen-Jungen über den Weg gelaufen war. Bei dem Gedanken an ihn schüttelte ich meinen Kopf. Es gab viel zu viele infantile Idioten auf diesem Planeten...

"Wilkommen daheim, Mäuschen.", begrüßte mich meine Oma herzlich, während ich meine Schuhe auszog und im Flur stehen ließ."Essen ist gleich fertig. Geh dich schnell umziehen!"

Brav gehorchte ich und verschwand kurzerhand in mein Zimmer, damit ich meine Tasche abstellen und in eine bequeme Schlabberhose hüpfen konnte. Auf meinem Weg zurück in die Küche wollte ich mir nur noch schnell ein Haargummi aus dem Badezimmer besorgen, damit mir mein Haar nicht im Essen landete.

Bedenkenlos öffnete ich die Tür und betrat das Bad, als mir vor Schreck beinahe die Augen aus dem Gesicht sprangen. Ein Typ kam soeben aus unserer Dusche gestiegen und mein Körper schien paralysiert zu sein, da ich wie festgefroren dort stand.

"Oh...wenn das nicht die Perle von heut früh ist.", entgegnete der vollkommen entblößte Junge dummdreist ohne irgendeine eine Spur von Scham und grinste breit.

Oh. Mein.Gott.

Ich habe hingeschaut... Nach unten!

Dorthin.

Und genau das war der Augenblick in dem ich anfing zu schreien.

Und genau das war der Augenblick in dem ich anfing zu schreien

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