Akt XXXII - The Visitors

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"Atmen", erinnerte ich Namjoon, dessen Gesichtsfarbe immer heller wurde.

Er hielt das Lenkrad des VW Polos fest umklammert, sodass seine Fingerknöchel weiß hervortraten.

Für Mister 'Mir ist alles egal' wurde die Situation allmählich ernst, als wir auf dem Parkplatz der Contagio Klinik in Seoul standen.

"Gibt es bei unserer Abmachung so eine Art Grauzone?", fragte mich mein Freund angespannt, während er aus der Windschutzscheibe das riesige Gebäude musterte.

Ich zog provokant eine Augenbraue hoch.

"Du willst dich doch nicht davor drücken, oder?", ich bemühte mich streng anzuhören, ohne lachen zu müssen.

"Also nein.", er rieb die vollen Lippen gegeneinander

"Namjoon... du schaffst das schon. Ich glaube an dich."

"Hah", lachte der Ältere nervös. "Wenigstens eine von uns."

Seufzend beäugte ich ihn, ohne noch etwas zu sagen legte ich meinen Kopf auf seine Schulter. Wir verweilten noch einige Zeit so, bis er sich endlich etwas lockerte.

"Okay, Perle", sagte er dann nach einer Weile. "Ich wäre so weit."

[...]

›Namjoon‹

Mit Mundschutz, Kittel und Häubchen war es mir gestattet in den Raum einzutreten. Mijoo lächelte mich aufmerksam an, drückte sanft meine Hände, die vor Aufregung leicht zitterten.

Uns wurde gesagt, dass die Krankheit meiner Mutter in ihrem Stadium nicht mehr auf Menschen ansteckend war, dennoch sollte man die Vorsichtsmaßnahmen trotzdem besser beachten.

"Ich warte hier, Namjoon", Mijoo durfte nicht in den Besucherraum, da sie keine Familienangehörige war.

Es wäre mir lieber gewesen, wenn sie mitgekommen wäre, oder zumindest meine Schwester hier wäre. Aber diese Hürde müsste ich wohl alleine meistern.

"Okay", ich nickte der Krankenschwester zu, welche daraufhin die Tür für mich öffnete und mir Einlass gewährte.

Ich kam in einen sterilen Raum, der stark nach Desinfektionsmitteln roch. In der Mitte befand sich seitlich eine durchsichtige Wand aus Panzerglas, die anscheinend das Zimmer des Patienten von diesem hier trennte. Es sah alles so trostlos aus.

Eine schmächtige Gestalt trat aus dem Badezimmer aus, weshalb ich mit langsamen Schritten näher an die Scheibe kam.

Die Frau die dort stehen sah hatte nichts mit meiner Mutter gemein, doch ich erkannte die Gesichtsmerkmale deutlich, da ich mal ausgesehen hatt wie sie. Ihre zimtfarbende Haut war aschfahl und ihr glänzendes schwarzes Haar war kurz und spröde.

Und als sie dann ihren Kopf hob und mich entdeckte stand ich wie angewurzelt auf der Stelle und starrte in die Fuchs-Augen, die kein Leuchten mehr hatten. Sie waren leblos und ohne jegliche Energie.

Und als ich sie dann so sah fragte ich mich wieso sie dachte diese Entscheidung wäre die Lösung des Problems.

"Mein Sohn, es tut mir leid", hauchte sie brüchig, als ihre dünnen Beine es geschafft hatten sie zu der Glaswand zu tragen.

Sie war krank, wieso entschuldigte sie sich bei mir? Wie einsam muss sie all die Jahre gewesen sein? Jeglicher Groll den ich für sie empfunden habe, löste sich in Luft auf.

"Eomma."

Ich legte meine Hand gegen die Scheibe und kämpfte gegen die Tränen an.

Es dauerte bis sie ihre Hand gegen meine legte. Es fühlte sich in diesem Augenblick nicht so an als würde uns diese Wand voneinander trennen. Sie war in dieser Sekunde nicht da. Es waren nur meine Mutter und ich.

 Es waren nur meine Mutter und ich

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memento mori - knjWo Geschichten leben. Entdecke jetzt