Akt XIV - Me and I

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"Wow! ", beeindruckt ging ich Jungkook's Arbeiten durch.

"Du bist echt talentiert.", lobte ich meinen Sitznachbarn und staunte nicht schlecht über seinen akurraten Zeichenstil.

"Ist alles in Ordnung mit dir?", grübelnd betrachtete mich der junge Koreaner.

"Ja... wieso?", fragte ich ihn ein wenig schwer von Begriff.

"Du wirkst irgendwie... anders."

Ich wusste nicht ganz wie ich diese Aussage auffassen sollte, also fragte ich ihn aus.

"In welchem Sinne? Positiv oder eher negativ?"

Jungkook studierte mich kurz mit seinem präzisem Blick, verzog die Mundwinkel und schüttelte daraufhin nur seinen Kopf. Ich hätte wirklich gerne gehört, was er gedacht hatte.

"Du bist nur ziemlich gesprächig geworden.", meinte er ganz sachlich, als er sich unserem Projekt wieder zuwandte.

Konfus kräuselte sich meine Stirn bei diesem Statement. Wie hatte ich denn vorher mit ihm gesprochen, dass er solche Dinge behauptete?

"Ist das ein Problem für dich?", verlangte ich von ihm zu erfahren und hatte noch immer die Augenbrauen zusammengezogen.

"Genau das meine ich.", seufzte er und  schmunzelte in sich hinein, ohne seinen Blick von dem Laptop Display abzuwenden.

Frustriert rollte ich mit den Augen und arbeitete an meiner Zeichnung weiter, die im Vergleich zu Jungkook's Arbeiten eher schmählich aussah.

"Aber ich finde das steht dir.", fügte er hinzu und ich legte meinen Kopf auf meiner Handfläche ab, während ich erneut zu ihm herüber lugte.

Jetzt, wo ich so darüber nachdachte benahm ich mich tatsächlich etwas anders als sonst, doch ich würde nicht sagen, dass ich mich großartig verändert hatte. Ich war schließlich ich. Han Mijoo. Es war nur so, dass ich mich bei Jumgkook wohler fühlte als bei anderen, da er eine Persönlichkeit besaß, die meiner sehr ähnlich war. Aber dann dachte ich wiederum... Hieß es nicht, dass man bei Menschen mehr man selbst sei bei denen man sich wohl fühlte? Ich war wirklich durcheinander. Schließlich hatte ich vor Namjoon, Horang und Taehyung keine richtigen Freunde gehabt.

Argwöhnisch legte ich mir beide Hände auf den Brustkorb, da mein Herz zu rasen begann, kannte allerdings den Grund dafür nicht.
Komischerweise geschah dies in letzter Zeit immer öfters.

»Namjoon's Sicht«

Taehyung und ich saßen draußen schlecht gelaunt an einem Tisch des Convenience Ladens, welcher nicht weit von der Uni entfernt war, während wir darauf warteten, dass Horang und Mijoo sich zu uns gesellten.

"Ich bin froh, wenn dieses blöde Parntergedöns endlich vorbei ist.", meckerte Tae brüskiert und nahm einen kräftigen Schluck seines Biers.

Er versuchte seine Eifersucht nicht einmal zu verstecken, was ich irgendwie witzig fand, da er vor Horang immer so tat, als wäre es ihm egal, obwohl es nicht so war.

Das klingeln meines Handys unterbrach zum x-ten Mal seinen Beschwerde-Vortrag.

"Hyung, nun geh doch endlich dran! Das treibt mich in den Wahnsinn!", nörgelte er wehleidig, doch ich starrte bloß mit leerem Blick auf den Bildschirm meines Smartphones.

"Wer ist das überhaupt?!"

Ich seufzte niedergeschlagen, bevor ich es ihm verriet. "Meine kleine Schwester." Anschließend schaltete ich das Gerät in meiner Hand aus.

Direkt wurde der Ausdruck in Taehyung's Augen weich, er presste die Lippen dabei fest zusammen.

"Du sprichst nie über deine Familie. Hast dich mit ihr gestritten?", fragte er mich vorsichtig.

"Nein.", berichtete ich ihm. "Ich möchte ihr einfach keine Probleme machen."

"Hmm? Was meinst du?"

"Yah, du bist ganz schön neugierig, weißt du das?", lachte ich nun, doch es war nicht echt. Damit es ihm nicht auffiel sprach ich schnell weiter.

"Kyungmin ist eine schlechte Lügnerin... Sobald mein Vater sie ausfragt, würde er sie so lange terrorisieren bis sie am Ende keine andere Wahl hätte, als mich in die Pfanne zu hauen. Mein Vater würde wahrscheinlich alles tun um mich aufspüren zu lassen, deshalb bin ich ja auch so vorsichtig und habe keine sozialen Medien.", ich zuckte mit den Schultern.

"Und wenn es was wichtiges ist?", Taehyung machte ein langes Gesicht, doch ich ignorierte ihn geflissentlich.

"Die kommen gut ohne mich klar. Meine Schwester hat jemanden der für sie die Hand ins Feuer legen würde, also muss ich mir um sie keine sorgen machen."

Der Sekretär meines Vaters war ein guter Freund von mir und ich wusste wie sehr er Kyungmin liebte. Obwohl er wusste, dass ihre Beziehung nicht von der Firma geduldet werden würde, riskierte er für seine Liebe zu meiner Schwester seine gesamte Existenz.

"Bist du dir sicher, Hyung?", noch immer lag ein Schatten des Zweifels auf dem Gesicht meines Freundes.

"Wobei ist er sich sicher?"

Unsere Köpfe schnellten zu den beiden Mädchen, die uns strahlend begrüßten. Sofort erkannte ich das Gefährliche blitzen in Taehyungs Augen. So ein Schwerenöter...

Mijoo und Horang setzten sich munter an unseren Tisch, unterhielten sich dabei lebhaft über ihre Projekte, ohne uns weiter zu beachten. Mich störte das nicht, ganz im Gegenteil. Ich fand es toll Mijoo dabei zuzuschauen, wie aufgeregt sie etwas von sich erzählte. Ihre Begeisterung wirkte wahre Wunder auf mich.

"Hey, Feuerkönigin.", zog ich Horang mit ihrem Spitznamen auf, weshalb sie mich anfunkelte.

"Sag deinem eifersüchtigen Freund er soll mich in Zukunft nicht nerven. Er ist total anstrengend.", verkündigte ich und prustete los, als ich Taehyung's empörten Gesichtsausdruck zu sehen bekam.

"Ich bin nicht eifersüchtig! Soll sie doch mit diesem Youngbin Partnerarbeit machen so viel sie will!", entrüstet sprang er von seinem Platz auf und stapfte in großen Schritten davon, weshalb ich mich nicht mehr einkriegen konnte.

Völlig verdattert blickten die zwei Mädchen dem braunhaarigen hinterher.

"Wow, Joonie. Weißt du was ich so an dir mag?", die Koreanerin zog die Nase kraus, während sie mich anlächelte.

"Nein?", ich zog unwissend die Brauen hoch.

"Ich auch nicht.", stieß sie mich völlig trocken vor den Kopf, erhob sich von ihrem Stuhl und lief dann ihrem Freund hinterher.

"Idiot.", schmunzelnd schüttelte Mijoo neben mir den Kopf.

Einen Augenblick lang sah ich sie einfach nur stumm an, weshalb sie fragend ihren Kopf zur Seite legte.

"Lass uns nach Hause gehen, Perle."

Egal wie schlecht ich drauf war, ihr Lächeln ließ mich all das vergessen. Chemie zwischen zwei Menschen war wahrscheinlich die skurrilste Wissenschaft, die es jemals geben würde.

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memento mori - knjWo Geschichten leben. Entdecke jetzt