Akt XXVII - When All Is Said And Done

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›Mijoo‹

Sollte ich wirklich einfach so bei Taehyung aufkreuzen? So oft ich mir diese Frage auch gestellt hatte, ehe ich's mich versah, stand ich auch schon in der Nähe von Taehyungs Wohnheim.

Toll und jetzt?

"Das werde ich nicht tun", hörte ich plötzlich Namjoons Stimme sagen, als ich um die Ecke bog.

"Bitte Namjoon."

Als ich die unbekannte weibliche Stimme vernahm hielt ich inne.

"Es ist wichtig, du verstehst ni-", doch die junge Frau kam nicht mehr zu Wort.

Heimlich spähte ich hinüber und entdeckte neben der wunderschönen Frau noch einen gut gebauten Mann, den ich Ende zwanzig schätzte.

"Mir ist egal worum es geht, Kyungmin. Damit möchte ich einfach nichts mehr zu tun haben."

Namjoons Stimme klang kühl, hatte dennoch einen schroffen Unterton.

Kyungmin....
Wieso kam mir der Name bloß so bekannt vor?

"Bitte geht jetzt..."

Ohne weiter darauf zu beharren, fiel die Tür ins Schloss. Wer ließ sich denn bitte so leicht abwimmeln?

"Was mache ich jetzt bloß?!", kam es verzweifelt von der jungen Frau.

Ich fasste all meinen Mut zusammen, als ich aus der Ecke hervortrat und mich den beiden zeigte.

"Entschuldigung?", die Dunkelhaarige drehte sich Haare raufend zu mir um und als in ihr Gesicht blickte wusste ich es ganz genau.

Diese Augen, die einem Fuchs gehören konnten, die vollen Lippen und das Grübchen auf ihrer linken Wange.

"Du musst Namjoons Schwester sein."

Ihre Augen wurden groß und als sie einen kurzen Blick mit dem Mann austauschte, nickte sie eifrig.

"Woher wissen Sie das?", wollte sie erfahren.

Ich verbeugte mich respektvoll vor ihr, obwohl ich wusste, dass sie jünger war als ich.

"Ich bin Mijoo. Dein Bruder hat mir bereits von dir erzählt", erklärte ich und ihr erschrockener Gesichtsausdruck wurde zu einem sanften Lächeln.

"So ist das also..."

[...]

"Der Grund, wieso ich hier bin ist nicht ihn wieder nach Hause zu bringen!", protestierte die Jüngere, weshalb ich etwas zurückwich.

"Oh, tut mir leid...", entschuldigte sie sich auch direkt höflich, weshalb ich mir ein Lachen verkneifen musste.

Waren Namjoon und sie tatsächlich verwandt? Die beiden waren so verschieden wie Tag und Nacht. Außer ihr Aussehen hatten sie nichts gemeinsam.

Unser Gespräch hatten wir in einem kleinen Café in der Nähe der Universität verlegt.

"Warum bist du dann hier?", bohrte ich weiter, während mein Körper sich endlich etwas entspannte.

Kyungmin presste die Lippen aufeinander, legte die Hände aufeinander und runzelte ihre Stirn.

"Ich weiß nicht wie viel dir Namjoon über unsere Mutter erzählt hat..."

"Genug", sagte ich gepresst, weil ich wusste was er von ihr hielt.

Eine Frau, die ihre Kinder zurückließ und mit jemand anderem durchbrannte war keine Mutter.

"Das was er dir über sie gesagt hat... ist nicht wahr. Es ist das, was sie uns damals glauben lassen wollte. Sie hat uns alle belogen, damit wir sie hassen und wir sie leichter gehen lassen würden", ihre Stimme war dünn und zittrig.

Es fiel ihr sichtlich schwer über dieses Thema zu reden und auch wenn ich verwirrt war, legte ich ihr mitfühlend die Hand auf ihre.

"Du musst es mir nicht erzählen..."

Doch sie schüttelte nur stur ihren Kopf.

"Wenn Namjoon dir von seiner Familie in diesem Ausmaß erzählt hat muss das heißen, dass du jemand sehr besonderes für ihn bist. Deshalb möchte ich das du ihn überzeugst, aber dafür musst du erst die Wahrheit kennen", entkam es ihr angestrengt und sah wie konzentriert sie versuchte nicht in Tränen auszubrechen.

"Unsere Mutter hat uns nicht verlassen, weil sie durchgebrannt ist. Sie ist gegangen, weil sie krank ist. Sehr krank."

Vor Schock hielt ich den Atem an, weil ich mit so einer Nachricht nun wirklich nicht gerechnet hatte.

"Sie war Tierärztin und hat sich damals mit einer hoch ansteckenden Krankheit infiziert. Sie musste sofort in Quarantäne. Seitdem hat sie all die Jahre im Krankenhaus verbracht."

"Ist sie jetzt wieder gesund?"

Hoffnungsvoll sah ich sie an, doch sie schloss nur ihrer dezent geschminkten Augen.

"Sie wird sterben."

Es war ein Satz, der mir wir ein Dolch ins Herz stieß. Dabei kannte ich diese Frau doch nicht einmal.

"Sie wollte damals nicht, dass wir ihretwegen leiden, doch jetzt wo sich tatsächlich alles dem Ende zuneigt... Sie muss Namjoon ein letztes Mal sehen, Mijoo. Sonst kann sie keine Ruhe finden. Sie bereut es so sehr uns verlassen zu haben."

Meine Sichtweise gegebenüber dieser Frau nahm auf einen Schlag eine Wendung von 180° an.

Als sie mir wieder meine Augen blickte, sah ich das Flehen in ihrem Blick zittern.

Ich wusste ganz genau wie es sich anfühlte keine Mutter zu haben und ich würde alles dafür tun, um sie noch ein einziges Mal sehen zu können. In meinem Fall war dies vielleicht nicht mehr möglich, doch Namjoon hatte diese Chance noch.

"Er wird sie treffen", versicherte ich ihr. Und wenn ich ihn persönlich dorthin hieven müsste.

Niemals würde ich Namjoon so einen Fehler begehen lassen. Einen Fehler, den er sich irgendwann wahrscheinlich niemals mehr verzeihen würde.

 Einen Fehler, den er sich irgendwann wahrscheinlich niemals mehr verzeihen würde

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