Akt IV - The Way Old Friends Do

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»Horang«

Heißer Atem kitzelte meinen freigelegten Nacken und ich nagte auf meiner Unterlippe herum, damit ich ein Keuchen unterdrücken konnte.

"Willst du mich wirklich weiter so ignorieren?", mein Freund hauchte mir einen zärtlichen Kuss auf die Schulter.

"Du siehst doch, dass ich beschäftigt bin, oder? Ich muss den Mist bis Mittwoch fertig haben.", erklärte ich ihm, als ich dabei war meine Facharbeit über den ,,Offenbacher Ansatz'' abzutippen.

Mein Gehirn versuchte sich so gut wie möglich zu konzentrieren, was mein schmollender Freund mir nicht leicht machte, wenn er hinter mir saß und mich dabei ständig so berührte. Mein Körper reagierte wie von selbst, was völlig verständlich war. Immerhin liebte ich diesen Jungen.

"Horang-ah...", raunte er mir in mein Ohr, sodass sich promt eine Gänsehaut auf meinem gesamten Körper ausbreitete.

Okay, nun war der Geduldsfaden gerissen. So oder so würde ich nichts brauchbares mehr Zustande bringen. Ruckartig stürzte ich mich auf ihn, weshalb er nach hinten auf den Rücken fiel. Jetzt hatte ich wohl wieder die Oberhand.

"Du lenkst mich ab, du Spinner!", meckerte ich, konnte ihm aber nicht allzu böse sein.

"Genau das war der Plan.", breit grinsend zog er mich zu sich runter, legte seine Hände auf meine Taille und küsste mich innig.

Wir kannten uns eigentlich schon seit wir Kinder waren und waren ewig befreundet gewesen. Doch dann hatte sich etwas zwischen uns verändert und wir wussten beide nicht was es war. Unsere Wege haben sich für einige Jahre getrennt, bis ich nach einiger Zeit begriff, was mir mein Herz die ganze Zeit sagen wollte. Ich hatte mich in Taehyung verliebt.

Aber ich wusste nicht, wie ich ihn zurück in mein Leben holen konnte, deshalb versuchte ich über ihn hinwegzukommen und traf mich mit anderen, um mich abzulenken. Meine Persönlichkeit war nicht sehr einfach, weil ich ziemlich stur sein konnte, aber das war nicht das, was mich damals aufgehalten hat.

Was sollte ich machen, wenn er mich schon längst vergessen hatte?

Diese Angst lag mir tief in meinen Knochen und wollte einfach nicht verschwinden. Doch wie das Schicksal es so wollte, liefen wir uns per Zufall erneut in die Arme. An dem Tag war mit seiner jüngeren Schwester unterwegs und kam mit ihr in den Laden in dem ich aushalf.

Er hat mich gesehen und ich ihn. Und wir haben uns gegenseitig ignoriert.

Es war einer der schmerzhaftesten Erlebnisse meines Lebens und ich konnte nicht einmals erklären wieso das so war. Schließlich war ich selbser Schuld...

Obwohl ich mir geschworen hatte niemals etwas zu bereuen, so tat ich es in dem Augenblick in dem er mir den Rücken zugewandt hat und wieder verschwunden ist.

"Ich bin so froh, dass ich an dem Tag auf dich gewartet habe.", liebevoll schaute er mir in die Augen und erkannte so viel Ehrlichkeit in ihnen, dass es mir den Atem raubte.

Ja, er war an Tag nicht gegangen, sondern hat draußen auf mich gewartet, um mir später zu gestehen, dass ich ihn verrückt machen würde. Das es noch viel schlimmer geworden war, seitdem wir den Kontakt abgebrochen hätten. Es war der Tag an dem wir ein Paar geworden waren. Drei Jahre war  das mittlerweile her.

"Hör auf mich so anzufassen!", quengelte ich. "Das endet sonst wieder böse.", ich warnte ihn mit einem stechenden Blick.

Ein lüsternes Lächeln legte sich auf seine Lippen.

"Dann solltest du damit aufhören mich so anzugucken, sieht echt scharf aus.", seine Hände wanderten immer weiter hinunter und ich spürte wie meine Haut begann zu glühen.

"Tae-"

Mit einem Mal sprang die Tür auf und ließ uns beide erschaudern. Wenn man uns nämlich so erwischen würde, gäbe das mächtigen Ärger. Denn als Mädchen, durfte ich mich hier nicht im Wohnheim der Jungs aufhalten, zudem noch in einer anderen Fakultät.

"Oh, lasst euch nicht stören.", ließ uns ein lässiger Namjoon wissen und pflanzte sich auf den Sessel neben Taehyungs Bett.

"Wieso schaut ihr denn so? Los, legt euch ins Zeug!", witzelte er weiter und deutete uns an fortzufahren.

Wir entschieden uns dagegen.

"Namjoon, wurdest etwa bei dir rausgeworfen, oder wieso bist du wieder hier?", erkundigte sich mein Freund mit einem Hauch Schadenfreude in seiner Stimme.

Das Gute war jetzt immerhin, dass ich mich meiner Facharbeit wieder zuwenden konnte.

"Nope. Komischerweise ist Mijoo nicht Zuhause und da ich keinen habe den ich ärgern kann, bin ich einfach zu dir gekommen." erklärte er hypokritisch und zuckte mit den Schultern.

"Sag mal, kann es sein, dass du langeweile hast?", wollte Taehyung wissen und schüttelte fassungslos den Kopf.

"Total.", bestätigt der Ältere. "Ich hab mir das Studium schwieriger vorgestellt."

Taehyung stöhnte genervt auf, warf Namjoon kurze Zeit später mit einem Kissen ab, welches zufällig in seiner Nähe lag.

"Kein Wunder! Du warst ja auch ein halbes Jahr in Neuseeland, da würde es mir auch leichter fallen!"

"Wieso willst du denn auch etwas studieren womit du so große Probleme hast?", lachte ich.

"Genau! Was kann ich denn dafür, dass ich so eine Koryphäe bin?", Namjoon tat so, als würde er sein Haar zurückwerfen.

Das nächste Kissen folgte.

"Kein Wunder, dass Mijoo dich nicht leiden kann. Du bist ein echter Spacko!"

"Ach, keine Sorge. Sie wird mich noch mögen und dann werde ich ihr diese dämliche Lethargie austreiben!"

Kurz hielt ich inne, da mir etwas in den Sinn kam, als die zwei über das Mädchen aus meinem Lehrgang sprachen.

"Hey, Namjoon...", meinte ich nachdenklich.

"Nach der letzten Vorlesung heute sind ein paar ätzende Studenten auf sie zugekommen. Ich hab nich genau hingehört, aber die haben was von 'Sogaeting' gesagt.", erzählte ich dem braunhaarigen.

"Die Bar in der wir gestern waren?", auf seiner Stirn waren tiefe Falten zu sehen.

Ich nickte als Antwort auf seine Frage.

"Sag bloß, es waren Chae Gyuri und ihre Clique?", Taehyung sah mich aus schockierten Augen an.

Chae Gyuri war die Hexe mit dem Gesicht eines Engels und bekannt dafür andere zu schikanieren und zu demütigen, um an ihr Ziel zu kommen. 

Aber was sie von Mijoo wollte hatte ich nicht verstanden. Schließlich lebte sie wie ein Geist.

"Doch...", gab ich stumpfsinnig zu.
"Aber es ist Han Mijoo... Sie würde da doch niemals mitkommen.."


Oder?

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Mir war langweilig und ich hatte nichts zu tun. So ist dieser trailer entstanden...

memento mori - knjWo Geschichten leben. Entdecke jetzt