Akt VI - Crazy World

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"Bitte lass uns Freunde sein!"

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Mein selbstsicheres Auftreten schwand allmählich, als ich vergeblich auf eine Reaktion von ihm wartete. Ich kam mir nun ziemlich grotesk vor. Gerade als ich aufgeben wollte und meinen Arm langsam sinken ließ, ergriff Namjoon in letzter Sekunde doch noch meine Hand.

"Natürlich werde ich dein Freund sein!", als ich überrascht hoch zu ihm sah, grinste er bis über beide Ohren hinweg.

Ohne es zu wollen konnte ich spüren, wie ich vor Verlegenheit rot anlief und senkte den Blick ein wenig.

"Dankeschön für gerade eben.... Und Entschuldigung für mein bisheriges Verhalten dir gegenüber....", beschämt presste ich die Lippen aufeinander.

Kurz legte sich Stille über uns, doch ich sog kurz darauf schon wieder erschrocken die Luft ein. Der große Junge hatte mich an der Hand näher zu sich heranzog.

"Freundschaftsregel Nummer eins... Freunde benötigen kein 'Entschuldigung' und kein 'Dankeschön'.", flüsterte Namjoon mir in mein Ohr, ehe er sich abwandte und mir erneut in die Augen sah.

"Du siehst echt verdammt süß aus, wenn du rot bist."

Nun scherzte er erneut mit mir!

"Du bist ein Idiot.", knurrte ich wieder in meiner üblichen Verfassung.

"Und du eine Zicke.", erinnerte er mich.

Er war auch wieder ganz der Namjoon, den ich kannte. Und komischerweise war mir das sogar lieber.

Augenrollend schleppte ich ihn hinter mir her, damit wir endlich Heim gehen konnten.

"Bereust du es schon?", stichelte der braunhaarige amüsiert.

"Das hättest du wohl gern.", erwiderte ich ohne ihn anzusehen.

Nein, denn ich hatte aufrichtige Absichten.

[...]

"Ich wollte euch beiden auch nochmals danken...", ich verbeugte mich tief vor Taehyung und Horang, die Namjoon begleitet hatten.

"Dafür brauchst du dich doch wirklich nicht bedanken! Schließlich konnte ich es dieser miesen Schlange nun endlich heimzahlen!", erklärte Horang leidenschaftlich, als wir am nächsten Tag zu viert die Cafeteria betraten

"Gyuri ist echt eine von der schlimmsten Sorte.", stimmte Taehyung seiner Freundin zu.

"Jedenfalls bin ich froh, dass wir uns endlich kennenlernen konnten.", meinte Horang nun freundlich.

Erstaunt weiteten sich meine Augen. Sie wirkte sonst so schroff, doch nun war sie wie eine ganz andere Person. Doch ein weiterer Gedanke schoss mir in den Kopf. Sie hatte mich also tatsächlich genauso wahrgenommen, wie ich sie?

"Etwas gutes hatte die Sache dann doch noch, nicht wahr?" Namjoon zwinkerte zu mir herunter.

Zum ersten mal stimmte ich ihm zu, was ihm allen Anschein nach richtig zu gefallen schien.

"Habt ihr das gehört, Leute?! Ist das tatsächlich passiert??", scherzte er und lachte laut, als ich ihm gegen den Arm boxte.

"Yah! Sei nicht so laut!", herrschte ich ihn an, kurz bevor wir uns ein Tablett nahmen und uns an die Schlange der Essensvergabe stellten.

"Oh mein Gott! Jetzt hat sie mich auch noch berührt! Hilfe, ich falle gleich in Ohnmacht!", spielte Namjoon weiter Theater, weshalb ich mir mit der flachen Hand gegen die Stirn schlug.

memento mori - knjWo Geschichten leben. Entdecke jetzt