Lighthouse and Mobile Homes

Kapitel 11

Die Sonne war schon längst aufgegangen und stand hoch am Himmel, als jemand Claire sanft am Arm rüttelte.

„Hey Dornröschen. Wake up."

Claire gab ein unwilliges Stöhnen von sich, aber dann öffnete sie langsam die Augen. Paddy stand direkt vor ihr – so dicht, dass sich ihre Gesichter fast berührten und sie das amüsierte Glitzern in seinen blauen Augen sehen konnte. Claire erschrak bei diesem Anblick ein wenig, denn damit hatte sie nicht gerechnet und wusste im ersten Augenblick gar nicht, wo sie überhaupt war. Was um alles in der Welt tat Paddy in ihrem Wohnwagen? Und warum grinste er jetzt so? Träumte sie noch? Aber wieso um alles in der Welt tat ihr dann der Rücken so weh? Konnte man auch im Traum Schmerzen haben? Eigentlich nicht... Zumindest hatte sie das noch nie erlebt. Aber was ging dann hier vor?

Erst nach ein paar Sekunden fiel Claire die Nacht wieder ein. Der Sternenhimmel. Ihr Gespräch und das beklemmende Gefühl, als Paddy ihr von seinen stalkenden Fans erzählt hatte. Aber auch, wie Paddy ihr sanft über die Wange gestreichelt und ihr dann von seinem Leben im Kloster erzählt hatte. Das Leuchten in seinen Augen, als er davon geschwärmt hatte und die Wärme, die bei diesen Worten in seiner Stimme gelegen hatte. Sie erinnerte sich noch gut daran, dass sie gedacht hatte, dass dieses Leben Paddy wohl wirklich glücklich gemacht und ihn erfüllt hatte. Seine tiefe Liebe zu Gott war fast greifbar gewesen und sie hatte sich gefragt, warum er dieses Leben aufgegeben hatte. Es hatte so sehr nach seiner Bestimmung geklungen. Aber irgendetwas war anders gelaufen. Doch bisher hatte Paddy nicht gesagt, was es wirklich war. Nur an den Fans hatte es sicher nicht gelegen.

Zum Schluss erinnerte sich Claire noch daran, dass sie Paddy etwas vorgesummt und ihn in den Schlaf gestreichelt hatte. Sein Lächeln, als er in seine Traumwelt hinübergeglitten war und ihre Überlegung, was er wohl träumen mochte. Und sie konnte sogar noch Paddys Haar zwischen ihren Fingern spüren, das zwar irgendwie strubbelig aussah, aber sich weich wie Seide angefühlt hatte.

„Guten Morgen", nuschelte Claire verschlafen und verzog kurz das Gesicht, als ihr Rücken bei einer Bewegung kleine, gemeine Schmerzimpulse aussandte. „Wie spät ist es?"

„Es ist gleich zehn", gab Paddy Auskunft. „Ich habe schon Tee aufgesetzt und frische Brötchen geholt." Er sah Claire mit einem verlegenen Lächeln an. „I thought breakfast would be nice..."

Claire erwiderte Paddys Lächeln. „Auf jeden Fall. Das ist echt lieb von dir. Vielen Dank."

Paddy grinste ein wenig schief und wartete darauf, dass Claire sich von dem Stuhl hochquälte. Sie stellte fest, dass Stühle zum Schlafen nur sehr bedingt geeignet waren. Ihr ganzer Rücken schmerzte und ihr Nacken war vollkommen steif. Aber als sie aufstand bemerkte sie auch, dass ihr eine Decke vom Körper rutschte, die sie bisher noch nicht bemerkt hatte. Offenbar hatte Paddy sie zugedeckt während sie geschlafen hatte. Das war irgendwie rührend. Dabei war es kein bisschen kalt – im Gegenteil. Obwohl es noch so früh war, knallte die Sonne ziemlich vom Himmel und es würde sicher sehr heiß werden. Schon jetzt war es im Wohnwagen trotz guter Isolierung ziemlich warm.

Claire schenkte Paddy noch ein weiteres Lächeln. Auch wenn sie nicht unbedingt ein Fan von Frühstück war, fand sie es unglaublich süß, dass er daran gedacht hatte. Und frischen Brötchen konnte sie nie widerstehen. Auch Gordon liebte Brötchen über alles und futterte oft morgens eine Brötchenhälfte mit Leberwurst. Das war zwar nicht das gesündeste Frühstück, aber so lange er sich nicht nur davon ernährte, hatte auch sein Tierarzt keine Einwände. Immerhin war er rundum gesund – also konnte es nicht so schädlich sein.

Bei dem Anblick der Brötchentüte auf dem Tisch, den Paddy vor dem Wohnwagen aufgestellt hatte, wanderten Claires Gedanken sofort zu ihrem geliebten Vierbeiner und sie nahm sich vor, Gordon mit so vielen Brötchen wie er wollte zu verwöhnen, wenn er aus der Klinik kam. Wieder wurde ihr klar, wie sehr sie ihre Fellnase vermisste.