Kapitel 29

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„Na los. Komm schon!"


Claire boxte Paddy lachend in die Seite und nahm seine Hand. Er grinste und ließ sich nur zu gern mitziehen. Es war wunderschön, Claires Wärme zu spüren. Gordon lief bellend und schwanzwedelnd vor ihnen her. Paddy war ein wenig verwundert, dass Claire mit ihm in den Wald gehen wollte, aber trotzdem folgte er ihr. Der Wald wirkte dunkel und bedrohlich, trotz des weißen Schnees, der mittlerweile auf dem Boden lag. Irgendetwas sagte Paddy, dass sie den Wald besser nicht betreten sollten, weil dannn irgendetwas passieren würde. Aber Gordon war schon zwischen den dunklen Bäumen verschwunden und sein fröhliches Bellen war nur noch ziemlich weit entfernt zu hören. Auch Claire verschwand jetzt lachend zwischen den Bäumen und gab Paddy fröhlich ein Zeichen ihr zu folgen.

Paddy wollte kein Feigling sein, also folgte er den beiden und ignorierte sein seltsames Bauchgefühl. Kaum hatte er den Wald betreten, da überkam ihn schon ein seltsam klaustrophobisches Gefühl. Die Bäume schienen immer weiter aneinander zu Rücken und ihre Äste fühlten sich an wie Hände, die nach ihm griffen. Der Wind, der zwischen den Stämmen heulte, klang wie das Kreischen aus hunderten oder tausenden Frauenkehlen. Er meinte sogar seinen Namen zu hören.

Paddy überkam eine Gänsehaut. Es wurde immer dunkler im Wald und er konnte die Sonne nicht mehr entdecken, die er eigentlich durch die Baumwipfel hätte sehen müssen, als er nach oben schaute. Die Wipfel schienen sich bedrohlich nach unten zu beugen, als würden sie auf ihn herabsehen und die seltsamen Äste streichelten fast zärtlich sein Gesicht.


Paddy. Paddy, ich liebe dich.


Paddy war ganz sicher, diese Worte zu hören, die ihm die Bäume zuflüsterten und er hatte das Gefühl, als würden ihn die Äste nicht nur streicheln, sondern auch vorwärts stoßen oder festhalten. Er wollte aus diesem Wald raus, aber als er sich panisch umdrehte, um zu fliehen, konnte er den Ausgang nicht mehr sehen. Die Bäume schienen immer dichter zusammenzurücken und auf ihn zuzukommen. Erschrocken wirbelte Paddy herum und begann zu laufen.


„Claire?", rief Paddy dabei atemlos. „Wo bist du?"


Von Claire war nichts zu sehen und Paddy hatte das Gefühl, kaum von der Stelle zu kommen. Der Wald schien ihn regelrecht zu umzingeln und etwas sagte ihm, dass ihn die Äste nicht berühren durften, die immer noch versuchten, ihn zu greifen. Er versuchte, seine Schritte zu beschleunigen und spurtete auf dem Pfad weiter.



Endlich erreichte Paddy eine große helle Lichtung, die über und über mit glitzerndem Schnee bedeckt war. Hier schien auch wieder die Sonne und es war wieder hell und freundlich. Keuchend blieb Paddy stehen und entdeckte endlich Claire, die mitten auf der Lichtung stand und ihre Arme ausgebreitet hatte. Sie lächelte ihm entgegen und Paddy zögerte keine Sekunde. Er lief auf Claire zu und war erleichtert, als sie ihn in die Arme nahm. Paddy wollte ihr erzählen, was ihm eben passiert war, aber sie schüttelte nur lächelnd den Kopf und legte ihm zärtlich einen Finger auf die Lippen. Auch Paddy lächelte und genoß es, als Claire ihre Arme um seinen Nacken legte. Sie streichelte ihn zärtlich und legte schließlich ihre Lippen auf seine.

Aber plötzlich veränderte sich erneut alles. Der Himmel verdunkelte sich und färbte sich bedrohlich schwarz. Auch Claires zärtlichen Finger fühlten sich mit einem Mal anders an. Es war, als würden plötzlich scharfe Fingernägel Paddys Nacken berühren und auch Claires Kuss war nicht mehr zärtlich, sondern fordernd, beinahe grob. Paddy erschrak und versuchte sich aus Claires festem Griff zu lösen. Etwas stimmte nicht.

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