Kapitel 5

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Nervös zupfte Claire an ihrem Jeanskleid herum. Paddy hatte nicht mehr über die Sache am See reden wollen und nur abgewunken, als Claire ihn noch einmal darauf angesprochen hatte. Es wäre nur ein Spaß gewesen hatte er gesagt. Claire glaubte ihm kein Wort. Sie war nicht dumm und hatte die Traurigkeit in seinen Augen gesehen. Er war verletzt, versuchte das aber zu überspielen. Claire hatte versucht zu erklären, dass sie Zeit brauchte, aber Paddy hatte nicht zuhören wollen. Also hatte Claire aufgegeben. Sie konnte Paddy nicht zwingen, mit ihr zu reden.

Und jetzt wollte Paddy trotz allem mit zum Grillen kommen. Claire war nicht sicher, ob das wirklich eine gute Idee war. Natürlich fand sie es schön, dass Paddy endlich seine Isolation verlassen wollte. Aber musste das gerade heute sein? Sie war nicht sicher wie sie mit der Situation umgehen sollte. Oder wie sie sich Paddy gegenüber verhalten sollte. In ihr tobte noch immer ein Wirbelsturm und sie war nicht sicher, ob sie noch weiter so unbefangen mit Paddy umgehen konnte, obwohl das eigentlich albern war. Gut, er hatte ihre Hand genommen, aber sonst war nichts passiert. Kein Kuss. Kein Liebesgeständnis. Nicht einmal ein besonders intensiver Blick. Nichts, was Panik auslösen konnte. Sie konnte es eigentlich einfach vergessen – es war nie passiert. Aber das konnte Claire nicht. Sie spürte einfach, dass es irgendwie wichtig war. Und irgendetwas hatte sich verändert. Eine Art schleichendes Gift, dass sich bei dieser Berührung in ihr festgesetzt hatte und etwas ausgelöst hatte – etwas, was gleichzeitig schön und beängstigend war. Ein Teil von ihr hatte diese Berührung tatsächlich genossen, während der andere am liebsten schreiend davon gelaufen wäre. Noch hatte sie keine Ahnung, welcher Teil am Ende gewinnen würde.



Mitten in Claires Gedanken hinein ließ Gordon plötzlich ein lautes, sehr erfreut klingendes Bellen hören und Claire zuckte zusammen. Das musste Paddy sein, der sie abholen wollte. Claire schluckte und warf einen Blick auf die Uhr. Dieses Mal war er nur fünf Minuten zu spät – ausgerechnet. Claire atmete tief durch und versuchte sich irgendwie zu sammeln. Aber bevor ihr das wirklich gelang, klopfte es halblaut an der Tür.

Claire hoffte inständig, dass ihr ihre Nervosität nicht zu deutlich anzusehen war. Sie fühlte sich gerade wie ein Teenie beim ersten Date, der keine Ahnung hatte, was passieren würde. Obwohl Paddy ihre Hand genommen hatte und nicht umgekehrt kam es ihr vor, als wäre sie es gewesen, die sich zu weit vorgewagt hatte. Es war ein seltsames Gefühl und Claire fühlte sich total unsicher. Blieb nur zu hoffen, dass sie nicht wieder diese seltsamen Flecken im Gesicht und auf dem Dekolleté hatte. Das wäre wirklich peinlich.


Claire atmete noch einmal tief durch und öffnete dann die Tür. Tatsächlich stand Paddy vor ihr. Auch er hatte sich umgezogen und trug jetzt zu seiner Jeans ein schwarzes T – Shirt. Um den Hals hatte er jedoch wieder seinen Schal gebunden. Er sah ziemlich gut aus und es fiel Claire schwer, ihn nicht trotz allem mit offenem Mund anzustarren. Durfte ein Mann so verboten gut aussehen? Und überhaupt – machtePaddy das mit Absicht, um sie noch mehr zu verwirren? Das war wirklich nicht fair. Wie sollte sie da einen klaren Gedanken fassen? Aber das durfte sie sich auf keinen Fall anmerken lassen.


„Hey", begrüßte Claire also Paddy so locker wie möglich und war erleichtert, dass ihre Stimme nicht nur einigermaßen fest klang, sondern sie auch noch ein Lächeln zustande brachte. „Schön, dass du wirklich mitkommst. Und du bist sogar einigermaßen pünktlich. Es wird bestimmt toll."


„Hm", machte Paddy nur und nickte dann in Richtung Weg. „Wollen wir dann?"


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