Kapitel 22

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Mit entsetzt aufgerissenen Augen starrte Claire ihre Cousine an und überlegte fieberhaft, wie sie Laura irgendwie wieder los werden konnte. Normalerweise freute sie sich riesig über Lauras Besuch, aber heute war es wirklich ungünstig. Wenn Laura entdeckte, wer gerade in ihrer Küche das Geschirr wegräumte... Im Hintergrund hörte Claire das leise Klirren von Porzellan und danach die Tür der Geschirrspülmschine, die zugeschlagen wurde. Ihr musste schnell etwas einfallen.


„Du klingst echt begeistert", stellte Laura ein wenig schmollend fest. „Dabei hab ich so tolle Neuigkeiten."


Laura versuchte an Claire vorbei in die Wohnung zu huschen. Instinktiv stellte sich Claire ihrer Cousine in den Weg.


„Ähm... Laura, das ist grad echt ungünstig", gestand Claire verlegen. „Ich... ähm... Ich muss jetzt gleich wieder los. Außerdem habe ich Besuch." Sie lächelte entschuldigend. „Aber ich rufe dich heute Abend an, okay? Dann kannst du mir alles erzählen."


Ein wenig unsanft versuchte Claire Laura aus der Wohnung zu schieben. Laura war von Claires ungewohnten Verhalten sichtlich wenig begeistert und öffnete den Mund um sich zu beschweren. Aber statt etwas zu sagen, erstarrte Laura plötzlich zur Salzsäule. Ihre Augen wurden immer größer und was sie hatte sagen wollen, blieb ihr Hals stecken. Claire stöhnte innerlich auf. Das durfte nicht wahr sein. Auch ohne hinzusehen wusste sie, wen Lauras erschrocken aufgerissenen braunen Augen entdeckt hatten.


„Hey Claire", ertönte jetzt auch prompt Paddys Stimme und kurz darauf spürte Claire seine Hände sanft auf ihren Schultern. „Wo sind diese Tabs für den dishcleaner?", erkundigte er sich. „I can't find them."


„Ich kümmere mich gleich darum", murmelte Claire und lächelte ein wenig gequält. „Paddy, darf ich dir meine Cousine Laura vorstellen?"


„Oh. Nice to meet you", lächelte Paddy und streckte Laura die Hand entgegen. „Ich habe schon von dir gehört."


Laura gab ein seltsam ersticktes Geräusch von sich und nahm dann strahlend Paddys Hand. Für einen Augenblick sah es so aus, als würde Laura sie gar nicht mehr loslassen wollen und sie himmelte Paddy so offensichtlich an, dass es schon peinlich war. So sehr sie ihren Mann auch liebte – in diesem Augenblick war Alex vollkommen vergessen.

Claire war diese Situation absolut unangenehm und sie schämte sich für ihre Cousine, die sich gerade wie ein verliebter Teenie aufführte, der seinen Lieblingsstar traf. Und sie wollte gar nicht wissen, was Paddy wohl gerade dachte. Auch wenn er gerade sehr freundlich und souverän wirkte, wusste sie schließlich, dass er Fans nicht unbedingt mochte – oder zumindest keine, die sich so verhielten wie Laura gerade. Es war schwer zu sagen, wessen Gesicht sich mehr gerötet hatte – Lauras oder Claires.



Schließlich zog Paddy seine Hand zurück und schob beide Hände in die Hosentaschen – ein deutliches Zeichen, dass er genug von Körperkontakt mit Laura hatte. Laura himmelte Paddy noch immer an und sah aus, als würde sie ihre Hände nie mehr waschen. Dann nestelte sie nervös an ihrem Shirt herum und sah Claire herausfordernd an. Auch Paddys Blick konnte Claire deutlich auf sich ruhen spüren. Irgendetwas musste sie jetzt tun.


„Tja. Ähm... Also Laura", stotterte Claire. „Jetzt hast du Paddy gesehen. Aber es ist echt gerade schlecht. Ich muss gleich los und Paddy muss auch fahren." Sie lächelte tapfer. „Tut mir leid. Aber vielleicht kommt Paddy ja noch einmal her und hat etwas mehr Zeit. Außerdem geht es ihm nicht so gut. Eine Grippe oder so."

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