Kapitel 3

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Obwohl sie mit absoluter Sicherheit den Namen 'Michael Suokko' eingegeben hatte, entdeckte Claire als Suchergebnis nur Links zur Kelly Family. Das verwirrte sie völlig. Was hatte das zu bedeuten? Wer war Michael wirklich? Und was hatte er mit der Kelly Family zu tun? Irgendetwas sehr mysteriöses schien hier vorzugehen. Aber andererseits brachte diese Entdeckung Claire auch zum Schmunzeln. Als Teenie war sie selbst mehr oder weniger Kelly – Fan gewesen und besaß sogar irgendwo noch die CD 'Over the hump' – vermutlich völlig eingestaubt. Damals war das Lied 'An Angel' ihr absolutes Lieblingslied gewesen und sie hatte es rauf und runter gehört – sehr zum Leidwesen ihrer Eltern. Auch in ihrer Klasse waren die Kellys bei den Mädchen ziemlich angesagt gewesen. Entweder schwärmten sie für Take That oder für Paddy. Die Jungs dagegen fanden die Kellys blöd und uncool. Aber niemand kam wirklich an ihnen vorbei und jeder hatte eine Meinung über die singende irische Großfamilie mit den langen Haaren und dem außergewöhnlichen Look – egal ob positiv oder negativ. Die Kellys ließen sich davon nicht beeindrucken – und der Erfolg gab ihnen Recht.

Claire musste plötzlich daran denken, wie sie die Kellys zum ersten Mal entdeckt hatte – während eines Urlaubs an der Ostsee. Sie war sofort von ihnen fasziniert gewesen und hatte ihre Eltern angebettelt, bleiben zu dürfen. Den ganzen Nachmittag hatte sie der Musik zugehört und dazu getanzt. Auch ihren Eltern hatte es gefallen. Nach dem Konzert hatte sie noch mit den vier jüngsten Kellys Fußball gespielt. Damals war sie zehn oder elf gewesen. Vier Tage waren die Kellys vor Ort gewesen und Claire hatte den ganzen Tag mit ihnen verbracht. Schnell hatte sie sich mit den Kellys angefreundet und war sogar in den Bus eingeladen worden, der sie sehr beeindruckt hatte. So ein Leben wollte sie auch führen – in einem Bus, ohne Schule und immer unterwegs. Sie war richtig traurig gewesen, als die Kellys schließlich weitergereist waren.

Immer wieder hatte Claire danach an die Kellys gedacht und sie war überglücklich gewesen, als ein Jahr später der erste Artikel über sie in der BRAVO erschienen war. Irgendwie hatte sie es stolz gemacht, „ihre" Kellys in der Zeitschrift zu sehen und sie hatte jedem von ihnen vorgeschwärmt. Mit ihrer Cousine Laura war sie sogar auf einigen Straßenkonzerten gewesen. Aber schnell war es immer voller geworden und hatte damit das Besondere verloren. Die Kellys waren schnell immer bekannter geworden und nur ein Jahr nach dem ersten Artikel brauchten sie Bodyguards und wurden völlig abgeschirmt. Das hatte Claire abgeschreckt und sie hatte sich immer mehr von den Kellys abgewandt. Ihre Cousine war jedoch Fan geblieben und hatte Claire sogar noch einmal zu einem Konzert in einer großen Halle überredet. Claire hatte sich tatsächlich ein wenig darauf gefreut und hatte es genießen wollen. Aber was sie erwartet hatte, hatte sie ziemlich verstört. Tausende Mädchen kreischten nach Paddy, hielten Plakate hoch und wollten Paddys Hand erhaschen, als er an der ersten Reihe vorbeigelaufen war. Auch Laura hatte immer wieder Paddys Namen gerufen. Von der Musik war kaum etwas zu hören gewesen. Von Genuss keine Spur mehr.

Dieses Erlebnis hatte Claire traumatisiert und sie hatte seitdem nie wieder ein Konzert besucht – weder von den Kellys noch von jemand anderem. Es war schrecklich gewesen, zwischen den vielen Mädchen eingesperrt zu sein, die völlig außer Rand und Band gewesen waren und keine Luft mehr zu bekommen. Außerdem hatten ihr die Kellys leid getan – vor allem Paddy. Schon damals hatte sie es sich schrecklich vorgestellt, so bedrängt zu werden und nur mit Personenschutz auf die Straße gehen zu können. Nächtelang hatte sie damals Albträume von dem Konzert gehabt. Seitdem war ihr Interesse an den Kellys vollkommen erloschen und sie hatte auch nie wieder ihre Musik gehört, auch wenn sie ihr gefiel. Ihre Kelly – Sammlung hatte sie bis auf die CD weggeworfen oder Laura geschenkt, die noch immer glühender Kelly – Fan war – bis heute. Aber Claire hatte nie mehr etwas von den Kellys hören wollen und irgendwann hatte Laura aufgehört, ihr von ihnen zu erzählen. Nur manchmal erwähnte sie noch Konzerte bei denen sie gewesen war, aber auch nur beiläufig. Claire wusste zwar, dass die Kellys noch Musik machten – heute alle solo –, aber mehr auch nicht. Für sie war dieses Kapitel ihres Lebens seit dem Konzert damals abgehakt und sie hatte sich anderen Dingen zugewandt.

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