Kapitel 7 Tory

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Foto: Brian Johnson

"Maxwell Cant, hallo?" Seine Stimme war tief und klang samtig und unglaublich harmonisch. Eine Stimme, der man zuhören würde, wenn sie sprach. Einfach eine wunderschöne Stimme. Langsam begann sich ein kleines Puzzlebild von Maxwell Cant in meinem Kopf zu bilden und ich musste ehrlich zugeben, dass mir dieses Bild äußerst gut gefiel.

"Hallo, hier ist Victoria. Also Tory." Meine Stimme zitterte leicht, aber ich befahl mir, die Wette in dem Hintergrund zu schieben und das Gespräch einfach irgendwie zu genießen.

"Tory! Es ist schön dich einmal zu hören!"

Ich hörte ein leises Lachen seinerseits, was mich sofort dazu veranlasste, leicht zu lächeln.

"Wie geht es dir?" fragte er.

"Ganz gut. Ich habe gerade noch Sachen für die Schule gemacht und deshalb nicht auf die Uhr gesehen. Tut mir schrecklich leid, dass ich bei unserem ersten Date nicht... also bei unserem Telefonat... also halt... äh... ja, es tut mir leid."

Gedanklich schlug ich mir gegen die Stirn? Date??? Ernsthaft? Sowas könnte natürlich nur mir passieren. Was er jetzt wohl von mir denken musste! Wahrscheinlich würde er jetzt geschockt auflegen, doch anstelle dessen lachte er einfach. Ich spürte wie mir die Röte ins Gesicht schoss und sich ein verlegendes Lächeln auf meinem Gesicht bereitmachte. Unfassbar, dass ich diesen Mann erst zwei Tage kannte, er fast zehn Jahre älter war als ich und eigentlich auch nur Teil einer Wette, aber ich hatte mich furchtbar schnell an ihn und seine Bekanntschaft gewöhnt.

"Hast du den Unterricht vorbereitet?"

Verdutzt sag ich auf mein Hörer. Wie bitte?

"Was?"

"Na du hast gesagt, dass du mit Schulsachen beschäftigt warst. Als anfangende Lehrerin ist das doch sicherlich ziemlich stressig oder?"

Verdammt! Ich hatte meine falsche Identität komplett vergessen! Ich musste schlucken,wenn ich daran dachte, dass ich ihm fast verraten hätte, dass ich gar keine Lehrerin sondern Schülerin war.

"Äh ja." Krächzte ich deshalb leicht unbeholfen ins Handy. "Und du so? Wie war dein Tag?" Ich musste an heute Mittag denken, als ich ihn heimlich durch die Stadt gefolgt war.

"Ich habe den ganzen Tag nur gearbeitet, war mittags mal in der Stadt, um mir einen Kaffee zu holen und ja das war es eigentlich auch. Warum-" er zögerte leicht und fragte leise weiter: "Warum kommst du nicht einfach mal mit? Auf ein Kaffee? Ich weiß wir kennen uns kaum, aber wir könnten doch einfach mal einen Kaffee trinken gehen!"

Seine Stimme wurde immer lauter und freudiger und ich konnte nicht anders als einfach Ja zu sagen. Erst im Nachhinein wurde mir bewusst, was ich gerade gesagt hatte, doch da fragte er schon ungläubig:

"Tatsächlich?"

Und ich konnte seine Freude schon fast durch das Telefon spüren, also versteckte ich das Schrillen der Alarmglocken in meinem Hinterkopf und freute mich mit ihm. Insgeheim, war mir jedoch bewusst, dass da eine Menge auf mich zu kommen würde.


Wir telefonierten erneut bis Mitternacht, doch als ich dieses Mal auflegte, wurde mir bewusst, dass Max zu viel Interesse in mir geweckt hatte, um das jetzt zu beenden. Wir würden uns schon morgen Nachmittag in einem Café in der Innenstadt treffen und ich musste ehrlich zugeben, dass ich mich unglaublich darauf freute. Die Wette war für diesen Moment komplett vergessen.

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