Kapitel 27 Tory

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Mein Plan war es, Tess nach der Schule direkt zu mir nach Hause mitzunehmen. Alles was ich jetzt tun konnte, war sie zu trösten und daraus - auf irgendeine wundersame Weise - schlauer zu werden. Doch noch ehe wir den Ausgang erreichten hörte ich wie jemand nach uns rief. Ich erkannte Brian, der auf uns zu rannte und dabei ein ziemlich verzweifeltes Gesicht machte. „Tess! Vicky! Wartet doch!" ich wollte stehen bleiben, doch ein Arm - Tess' Arm - zog mich weiter. Verwirrt sah ich sie an. „Tess, was ist denn los? Rede doch mit Brian." Doch sie schüttelte nur stumm den Kopf .
Also warf ich Brian einen entschuldigen Blick zu und verliess mit Tess die Schule.

Als wir nun endlich daheim waren und Tess auf meinem Bett saß, in der Hand eine Tasse dampfenden Grünen-Tee, da wurde mir klar, dass etwas geschehen sein musste, dass weder Tess noch ich zu denken vermagt hatten. Gestern, auf Cynthias Party war etwas vorgefallen. Etwas schlimmes und ich verwettetet eine Menge darauf, dass es etwas mit Brian zu tun hatte. Doch das Einzige fast unverzeihliche was mit einfiel war ...
„Tess..." Ich sah sie vorsichtig an, nicht sicher ob ich sie das nun tatsächlich fragen sollte. Ständig liefen ihr unkontrolliert Tränen über die Wangen und sie schien völlig am Boden zerstört.
„Tess," begann ich erneut, „Hat Brian..." Ich konnte nicht. Es lag beinahe schon auf der Hand.
Tess sag auf. Ihre Augen, rot vom vielen heulen, sahen mich ernst an. „Ja. Er hat es getan. Ich habe ihn und Cynthia gesehen." Geschockt zog ich die Luft ein. Es war klar gewesen, mir war es klar gewesen, aber völlig unverständlich. Brian liebte Tess. Und Tess liebte Brian. Das war Etwas, dass es schon immer gab. Es schien wie eine absolute Selbstverständlichkeit, dass es so war. Um so geschockter war ich nun, als ich begriff, was das tatsächlich bedeutete.
„Oh Tess..." ich nahm ihr die Tasse aus der Hand, stellte sie beiseite und nahm sie in den Arm. Das Einzige was ich jetzt noch tun konnte, war ihr beiseite zu stehen. Eine vierjährige Beziehung an einem Abend zerstört. Es schien für mich so absurd, absolut unmöglich, dass es jetzt mit ihnen aus sein sollte.
„Tess," fragte ich vorsichtig, „ Was ist passiert?"
„Wir waren zusammen auf der Party, Brian und ich... Ich weiß noch, dass ich mit Clara im Garten war, wir haben darüber geredet auf welches College sie gehen möchte. Jedenfalls habe ich mich später auf die Suche nach ihm gemacht... Vicky es war spät und ich war einfach nur müde. Ich wollte nach Hause und dann..." Verzweifelt riss Tess die Arme in die Luft.
Tränen flossen über ihr Gesicht und ich beugte mich zu meiner Kommode um ihr ein Taschentuch reichen zu können. Ich reichte es ihr und wartete ab, bis sie sich die Nase putzte und alle Tränen weg wischte, ehe sie stotternd weitererzählte: „Ich habe ihn gesucht Vicky. Im ganzen Haus. Dann meinte Shawn er wäre mit ein paar nach oben gegangen, um irgendwelche Partyspiele zu spielen. Aber... letztendlich fand ich ihn... er war mit... Cynthia... und sie waren in ihrem Zimmer und ... Gott Vicky! Sie hatte nicht einmal mehr ihr Oberteil an! Das war kein Ausrutscher, das war Betrug!" Schluchzend brach sie an meiner Schulter zusammen.

Es war bereits gegen Abend. Tess und ich saßen noch immer in meinem Bett und versuchten der ziemlich unlustigen Komödie, die ich schnell eingeschoben hatte, zu folgen.
Plötzlich piepste Tess' Handy laut auf und erschrocken sahen wir es an, als wäre es etwas Unnatürliches oder gar ein außerirdisches UFO das geradewegs auf meinem Bett gelandet war. Hastig ergriff Tess es und las sich die Nachricht durch.
„Und?" fragte ich gespannt. „Ist es Brian? Was schreibt er?" Tess ließ das Handy wieder sinken und schüttelte den Kopf. „Nein, es war Bree. Sie wollte wissen ob wir nachher mit ihnen ins Moonlight gehen."
Das Moonlight, war so etwas wie die einzigste Möglichkeit abends feiern zu gehen, ohne schlussendlich in einem dieser rauchigen Gassen-Clubs zu landen.
„Ich finde wir sollten gehen!" Von einem plötzlichen, mir ziemlich unheimlichen, Impuls sprang Tess vom Bett auf und riss meinen Kleiderschrank auf.
„Vergessen wir Brian, heute Nacht gehen wir feiern!"

Drei Stunden später stand ich pleite und ziemlich verzweifelt am Wegesrand vor dem Moonlight und wusste nicht, was ich machen sollte. Tess' hatte sich komplett an mich gelehnt um nicht umzufallen. Ein Wunder, dass sie noch stehen konnte. Bree hatte ihr immer wieder einen Shot nachschenken lassen, zu meiner Missbilligung, bis Tess beinahe von einem der Tische fiel, als sie gerade dabei war einen ziemlich schlechten Striptease hinzulegen. Freundlicherweise hatte mir Kyla, die Barkeeperin ein Wasser aufs Haus ausgegeben, mit dem ich verzweifelt versucht hatte, Tess ein wenig nüchterner zu bekommen. Doch so betrunken wie sie war, hatte sie das Glas über meinem Sweatshirt ausgeleert, sodass es mich zudem jetzt auch noch unglaublich fror. Bree, Jules und Kira waren noch drinnen und dem Anschein nach würden sie auch dort bleiben. Von hier aus schafften wir es weder zu mir noch zu Tess nach Hause, wenn wir laufen mussten und schon gar nicht, wenn ich Tess dabei halb tragen musste. Es war ein einfaches Desaster. Ich hätte Kira beten können uns mach Hause zufahren, schließlich waren wir mit ihr hier hergekommen, doch dort drinnen würde ich sie niemals finden und zu dem müsste ich Tess allein lassen. Frustriert zog ich mein Handy aus der Hosentasche und wie als wolle das Schicksal mir ein Wink geben, leuchtete mir eine Nachricht von Max entgegen, die er mir wohl bereits heute Nachmittag geschickt haben musste.
Ohne nachzudenken wählte ich kurzerhand seine Nummer und wartete darauf, dass er abnahm.

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