Kapitel 9 Tory

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Foto: Jules Harper

Ich wusste, dass wenn ich Max treffen wollte, ich das nicht alleine schaffte. Ich brauchte jemand der mir half, dass durchzustehen und mir alles erklärte, was ich bei einem Fake-Leben beachten musste.
Als ich den Schulflur entlanglief, sah ich unsere Gruppe schon von weitem vor den Spinden stehen. Bree? Nein, sie würde in all den nur die Wette sehen. Jules oder Kira würden nicht verstehen, wie es war, nicht ständig von irgendjemand angehimmelt zu werden. Als ich zu Tess sah, wusste ich, dass sie die Einzige war, die es verstehen würde. Sie war in einer Beziehung und sie war immer eine gute Freundin gewesen, die einem hilfreiche Ratschläge gab.

"Hey Tess können wir vielleicht kurz reden?" Fragend sah sie mich an, nickte, blieb aber still. Ich folgte ihr auf dem Weg zu ihr Nachhause und als sie die Haustür aufschloss und ihre Schlüssel und Tasche zur Seite legte, hatte sie noch immer nichts gesagt. Sie ging in die Küche, holte sich eine Schale mit Nudeln und stieg dann die Treppen nach oben. Ich folgte ihr in ihr Zimmer, das noch immer die rosafarbenen Wände und die lila Stoffstücke, die an der Decke hingen, was allen einen galaktisches Gefühl verlieh. Die setzte sich auf ihr Himmelbett und deutete mit einem Kopfnicken auf ihren Schreibtischstuhl, der voller Klamotten war. Ich nahm den Stapel und legte ihn auf die Schreibtischplatte. Auffordern sah sie mich an, sagte jedoch immer noch nichts. Sie wollte eindeutig, dass ich anfing zu sprechen.
"Hör zu wegen der Wette-"
Sie unterbrach mich abrupt. "Ich will nichts mit der Wette zu tun haben Tory!"
"Nein, du verstehst nicht! Es hat sich jemand gemeldet. Max, und ich... Er ist unglaublich nett Tess und ich mag ihn auch."
"Und wo liegt dann das Problem?" Fragte sie verständnislos.
"Das Problem ist, dass er 10 Jahre älter ist wie ich und denkt ich wäre 27! Verdammt Tess! Wir wollen uns treffen, aber wie soll das denn funktionieren? Ich bin keine 27 und schon gar keine Lehrerin!"
"Sag ihm doch einfach was Sache ist. Sag ihm, dass es erst eine Wette war und du ihn jetzt wirklich magst." Meinte sie schulterzuckend.

"Was?! Nein! Er würde mir sowas doch niemals verzeihen!" Tess seufzte laut.

"Na dann hab ich einen Vorschlag für dich."


Tess fuhr in tausende von Seitenwege, ehe mir aufiehl, dass sie aus der Stadt herausgefahren war und wir uns nun in einem kleinen Vorort vorfanden und vor einem kleinem, weißen Haus standen. "Tess was machen wir hier?" fragte ich sie verwirrt. Tess hatte nie jemals jemanden erwähnt, der aus der Vorstadt kam. Tess stieg aus und knallte ihre Autotür. Ich tat es ihr gleich und folgte ihr bis zu der Haustüre an der sie klingelte. "Tess wer wohnt hier?" fragte ich sie nocheinmal, doch sie antwortete nicht, denn in diesem Moment öffnete sich die Haustüre und eine junge Frau mit lilafarbenen Haaren lächelte uns entgegen. Vor Freude quietschend sprang sie auf Tess zu und zog sie in eine lange Umarmung. Auch Tess strahlte über das ganze Gesicht, während ich verwirrt daneben stand. Als die beiden sich endlich aus der Umarmung lösten blickten sie gleichzeitig zu mir.

"Victoria, dass ist meinen Cousine Kate. Kate das ist meine Freundin Victoria." In meinem Gehirn ratterte es, doch ich konnte mich nicht daran erinnern, dass Tess jemals eine Cousine erwähnt hatte. "Kate ist ausgebildete Visagistin. Wenn dir jemand helfen kann, dann sie." Langsam begann ich zu verstehen, was wir hier machten. Kate führte uns beide in das Haus und staunend sah ich mich um. Es war unglaublich gemütlich und stilvoll eingerichtet. Die Wände waren in einem mintgrünen Ton bemalt worden und Bilder von Winterlandschaften in weißen Rahmen hingen an den Wänden. Auch das Wohnzimmer war ähnlich gestaltet worden. Ein weißes Sofa, mit vielen Kissen in den verschiedensten Grüntönen. Ich liebte diese Einrichtung. Wenn Kate nur halb so gut schminken konnte, wie einrichten, würde dies Aufgabe ein Klacks für sie sein.

Tess brachte einen Stuhl, auf den ich mich setzte, während Kate in ihrem Zimmer verschwand, um die Sachen -wie sie es ausdrückte- zu holen. Gespannt wartete ich auf sie, bis sie wieder kam. mit unendlich vielen Taschen und Schminkkoffern im Arm. Ich sah von den Koffern zu Kate und dann zu Tess, die ebenfalls gespannt neben mir stand und in diesem Moment wusste ich, dass Kate das schaffte.



Ich weiß nicht wie lange ich so da saß, aber als Kate endlich meinte, sie wäre fertig, dämmerte es draußen bereits und als ich auf die Uhr sah, wurde mir bewusst, dass ich nur noch eine Viertelstunde hatte um mich restlich fertig zu machen und zum Café zu kommen. Panisch sah ich auf und bemerkte, dass auch Tess die jetztige Uhrzeit bemerkt hatte. "Wills du das anlassen?" fragte mich Tess und betrachtete kritisch mein Outfit. Einfache Jeans und ein schwarzes T-Shirt. Selbst ich bemerkte, dass ich irgendetwas anderes tragen musste. Etwas... erwachseneres.

"Ich habe noch einen Rock, der dir passen müsste, dass würde perfekt aussehen!" rief Kate und schon stürmte sie zurück in ihr Zimmer. Als sie wieder kam, hatte sie einen weinroten Rock in der Hand und etwas anderes, beigefarbenes.  "Los! Zieh ihn an!" befahl sie mir und streckte mir das Kleidungsstück entgegen.

Als ich aus Kates Zimmer trat hielten Tess und Kate abrupt inne. "Wow." war das Einzige, dass Tess rausbrachte und als ich in den Spiegel sah, hätte ich mich selbst auch kaum wiedererkannt. Ich wusste nicht genau, was Kate alles gemacht hatte, aber ich sah definitiv nicht mehr aus wie eine 19-Jährige Schülerin. Meine Wangenknochen wurden betont, meine Augenbrauen sahen fein gemacht aus und meine Augen wurden durch den natürlichen Ton des Lidschattens betont. Diese Frau in diesem Spiegel war Tory, eine junge Lehrerin, die gleich ein Date mit einem wahnsinnig gut aussehenden Mann hatte.

If We TryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt