Kapitel 25 Tory

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Tage vergingen, in denen ich und Max ununterbrochen miteinander telefonierten oder schrieben. Mein schlechtes Gewissen schien angesichts diesen Umständen gewichen zu sein und so konnte ich mich mit diesem berauschenden Gefühl voll und ganz auf uns konzentrieren. Falls es ein uns gab. Immerhin hatten wir darüber noch nicht gesprochen, jedoch schlug mein Herz schon schneller, wenn ich nur daran dachte ein Teil des uns zu werden.
Den anderen erzählte ich nichts. Ich wusste wenn sie es wüssten, würden sie mir nicht gratulieren und mich überschwänglich damit loben, endlich einen Typen geangelt zu haben. Sie würden es nicht verstehen, sie würden nur die Wette im Vordergrund sehen.
Außer Tess, aber sie schien selbst zu bemerken, dass Etwas anders war, immerhin lief ich nun summend zu meinen Chemiekursen und lachte über jeden Scherz den Bree erzählte. Was sollte ich sagen? Ich war einfach glücklich.

Doch an diesem Tag war alles anders. Das bemerkte ich, sobald ich sah, dass Tess mit rot geräderten Augen und hängenden Schultern zu spät das Klassenzimmer betrat. Sie murmelte eine Entschuldigung und ließ sich dann eine Reihe vor mir nieder. Besorgt sah ich auf ihren Rücken, der in einem dieser Übergrößenpullis steckte, die Tess so hasste. Das war kein gutes Zeichen. Tess trug nur Übergrößenpullis wenn etwas gewaltig schief gegangen war. Wie zum Beispiel damals, als ihre Eltern ihr erzählten, dass sie sich scheiden lassen würden. Tess war einen ganzen Monat in diesen Pullis herumgelaufen, ehe sie sich irgendwie damit abfand, dass sich so auch nichts ändern würde.
Als die Glocke zum Ende der Stunde klingelte, wartete ich geduldig bis sie all ihre Sachen zusammengepackt hatte und ging dann mit ihr auf die Mädchentoilette. Schon kurz nach dem wir durch die Tür gegangen waren und bemerkt hatten, dass niemand sonst hier war, brach ein heftiger Schluchzer aus ihr heraus und Tränen begannen über ihre Wangen zu fließen. Überrascht und komplett überfordert von diesem plötzlichen Zusammenbruch nahm ich sie stumm in den Arm. Was zur Hölle war passiert? Noch gestern hatten wir uns fröhlich nach der Schule verabschiedet und jetzt hing sie wie ein Wrack in meinen Armen.
„Brian...." schluchzte Tess. Besorgt sag ich ihr ins Gesicht.
„Soll ich Brian holen gehen Tess?" Doch statt mich darum zu bitten ihn zu holen, schüttelte sie heftig den Kopf.
„Aber Tess, er würde es bestimmt verstehen. Was auch immer passiert ist." Verzweiflung übermannte mich. Was zur Hölle war vorgefahren?
„Nein Tory, Du verstehst nicht", sie packte mich am Handgelenk und sah mir tief in die Augen. In diesem Moment wirkte sie wie eine Verrückte und das machte mir unheimliche Angst. So kannte ich Tess gar nicht.
„Brian ist das Problem." presste Tess heraus, bevor sie wieder anfing zu weinen. Brian? Brian war das Problem?
„Aber was ist den passiert Tess?" irritiert strich ich ihr über den Arm.
„Gestern". Sie schluchzte noch einmal." Gestern auf Cynthia's Party-"
Das laute Klingeln zur nächsten Stunde unterbrach sie und sie wollte schon ihre Tasche nehmen und gehen, doch ich gab ihr mit einem Blick zu verstehen, dass sie hier nicht wegging, ehe ich nicht wusste, was gestern auf Cynthia's  Party passiert war.

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