Kapitel 17 - Wahrheiten

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 Langsam, als würde ich aus einem tiefen See auftauchen, wachte ich auf. Auch mit geschlossenen Lidern konnte ich erkennen, dass es rund um mich herum dunkel war. Ich konnte Ethan im Nachbarbett atmen hören. Schlief er? Wie viel Zeit war vergangen? Und – viel wichtiger – hatte er das wirklich zu mir gesagt? Es war durchaus möglich, dass mir dieser Zaubertrank Flöhe ins Ohr gesetzt hatte, aber andererseits schien es mir sehr Ethans Art zu entsprechen, jemandem ein Liebesgeständnis zu machen, der gerade einen Schlaftrank zu sich genommen hatte. 

Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. Ich öffnete die Augen. 

„Ich wusste, du bist wach", sagte Ethan mit einem Grinsen auf den Lippen. „Ich hab dich denken gehört." 

„Du bist komplett irre", sagte ich, ehe mir etwas Besseres einfiel.

„Ich habe mich dir geöffnet und du bist einfach eingeschlafen. Sehr unhöflich, Allison", entgegnete er gespielt beleidigt. 

„Hast du das wirklich gesagt?" 

Das Grinsen wurde breiter. „Was denn?" 

Stöhnend drehte ich mich auf den Rücken und starrte an die Decke. Es war also kein Traum gewesen. 

„Es war mein voller Ernst, außerdem", fuhr Ethan ungerührt fort. „Falls du dich das gefragt hast." 

„Oh." Ich drehte mich zurück. „Ich habe Fragen." 

„Was? Willst du wissen, warum ich dich mag?" 

Ich knirschte mit den Zähnen. „Nein. Ich will wissen, warum du mir so was ausgerechnet jetzt sagst." 

„Na ja, du meintest die Chancen, dass ich so bald aufwache waren nicht gigantisch. Und da dachte ich mir, ehe ich tatsächlich ins Gras beiße, sage ich es dir lieber jetzt. Ich will es doch nicht mit ins Grab nehmen." 

Ein paar Minuten lang schwiegen wir beide. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wo diese Unterhaltung hinführen sollte. 

„Und ... seit wann ist das schon so?" 

„Wie lange ich dich schon mag? Hmm. Also letztes Jahr bist du mir zum ersten Mal so richtig aufgefallen. Als du Montague auf dem Quidditchfeld die Schau gestohlen hast und – "

„Halt", unterbrach ich ihn und setzte mich auf. „Letztes Schuljahr?" 

Er nickte. „Ich wusste aber nie, wie ich mit dir reden sollte. Wir mochten uns ja eigentlich nicht." 

„Ich erinnere mich." 

„Aber dann wurden wir beide Vertrauensschüler und du hast dem Pakt zugestimmt und ich dachte, hey, jetzt haben wir was gemeinsam." 

Plötzlich machte sein klettenhaftes Verhalten vom Schuljahresanfang Sinn. Es machte eine ganze Menge Sinn. „Und dann hast du einfach beschlossen mich so lange zu nerven, bis ich dir nicht mehr widerstehen kann?" 

Er lachte. „So in etwa." 

Ich faltete meine Beine im Schneidersitz zusammen. „Und dann hat dich natürlich das Eifersuchtsmonster gefressen weil Leslie mir einen Freund erfunden hat." 

Es war schwer zu sagen im Mondlicht, aber ich meinte zu sehen, wie er rot wurde. „Oh, tja, sieht aus als hätte der Klatscher meine Erinnerungen daran ausgelöscht, zu schade." 

„Das ist nicht witzig." Ich musste allerdings kichern. „Warum hast du es mir vorher nie gesagt?" 

Er überlegte eine Weile. „Ich wollte nicht, dass sich irgendwas ändert. Und es ist ja nicht so, als hättest du eine Antwort für mich, oder?" 

SlytherinherzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt