Kapitel 18 - Schuldgeständnisse

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Manchmal läuft alles falsch im Leben. Manchmal findet man schmerzhaft heraus, dass die beste Freundin einen verabscheut und man wird vor der ganzen Schule bloßgestellt. Dann wiederum renken sich die Dinge manchmal auch wieder ein. Und in diesem Stadium, kurz bevor der Schmerz ganz vergessen wird, kurz bevor man eines Tages aufwacht und sich verwundert eingesteht, dass alles wieder wie früher ist, in diesem Stadium war ich gerade. Es lief nicht mehr alles falsch, aber es war auch noch nicht alles richtig. Es fehlte ein letztes Knacken. 

Nach meinem Gespräch mit Leslie war bereits über eine Woche vergangen und seitdem hing sie wieder mit uns ab. Adalyns und Leslies Betten standen allerdings noch immer auseinander und symbolisierten effektiv die Kluft, die es trotz allem noch gab. Ich hatte Leslie verziehen, Rin und Adalyn arbeiteten daran noch, aber vergessen taten wir alle nicht, Leslie vielleicht am wenigsten. 

Als ich an diesem Abend in den Schlafsaal kam, war ich guter Dinge. Ich hatte zuvor Ethan im Krankenflügel besucht und sie würden ihn morgen endlich rauslassen, damit er nicht zu viel vom Unterricht verpasste. Madam Pomfrey hatte ihn gut wieder hinbekommen. Danach hatte ich mir ein Bad in einem der Badezimmer für Vertrauensschüler gegönnt und kam jetzt mit noch feuchten Haaren in den Schlafsaal, wo sich die drei anderen schon tummelten. Adalyn lackierte sich die Fingernägel mit magischem Lack, der die Stimmung wiederspiegelte, Rin saß stirnrunzelnd im Schneidersitz auf dem Boden vor einem der kleinen Öfen und las in ihrem Muggelkundebuch. Leslie kam gerade im Schlafanzug aus dem Bad. 

„Ethan kommt morgen raus", verkündete ich und stopfte meine Klamotten in den Wäschekorb, der regelmäßig von den Hauselfen ausgeleert wurde. 

„Wurde aber auch Zeit", erwiderte Rin. Sie konnte gleichzeitig lesen und mit mir reden. „Ich mach ihm einen Lernplan, wenn er will." 

„Ich frag ihn." 

„Wie geht es ihm denn?", fragte Adalyn und schraubte ihre Nagellackflasche zu. 

„Ihm geht's gut. Er will nur endlich wieder raus und kriegt da drinnen langsam die Krise. Er vermisst Quidditch." 

Ich kroch unter meine Bettdecke und starrte an den Betthimmel. Für Quidditch würde nicht mehr viel Zeit bleiben, mit den Prüfungen vor der Tür. Und dann stand im April auch noch dieses Berufsberatungs-Ding an. Jedes Jahr um die Zeit tauchten von Zauberhand überall Broschüren mit Informationen über alle möglichen Berufe in der magischen Welt auf. Dieses Jahr wollte ich die gar nicht erst zu Gesicht bekommen. Erstens hatte ich schon eine Idee, was ich nach Hogwarts machen wollte, zweitens würden die Broschüren des Ministeriums wahrscheinlich Brechreiz bei mir auslösen. Wir suchen dringend Leute, die so tun als würden sie Todesser verhaften und etwas gegen die gewalttätigen Übergriffe an Muggeln tun. Echte Ergebnisse nicht erforderlich. So ungefähr stellte ich mir das vor. Vielleicht warben die Todesser auch persönlich an, weil verfolgt wurden sie auf jeden Fall nicht ernsthaft genug. Der Faschismus bahnte sich langsam aber sicher seinen Weg bis an die Spitze und alle sahen zu und unternahmen nichts. 

Ach ja, und mein Geburtstag ist auch im April. Wenigstens eine gute Sache. Wenn man eine Freundin wie Adalyn hat, der es unheimlichen Spaß macht, ihren Freunden großartige Geschenke zu machen. 

Die anderen drei machten sich auch langsam auf den Weg ins Bett. Adalyn verschwand im Bad, Rin legte ihr Buch zur Seite und Leslie legte sich in ihr Bett. Zehn Minuten später war es dunkel und still im Schlafsaal. Jeder kennt sicher das Phänomen, dass es leichter wird über manche Dinge zu reden, wenn es dunkel ist. Ich hatte unzählige Nächte in der Gesellschaft meiner besten Freundinnen verbracht und es überraschte mich inzwischen nicht mehr. Ich fragte einfach. 

„Wie fühlt es sich an, wenn man verliebt ist?" 

Was mich dann doch überraschte, war Leslies Stimme zu hören. „Es ist ein durch und durch gutes Gefühl. Da ist dieser Mensch und du findest sie so unfassbar toll und du weißt sie wird nie aufhören dich zu faszinieren. Es ist nicht, weil sie perfekt ist. Niemand ist das. Jeder macht Fehler und jeder hat irgendwelche Macken, die dich nerven. Aber das ist okay. Ich glaube, das ist Liebe. Dass du die Macken des anderen okay findest." 

SlytherinherzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt