Kapitel 19 - Vergiftet

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In der ersten Aprilwoche tauchten überall Flyer und Broschüren für verschiedenste Berufslaufbahnen auf. Sehr viele davon kamen aus dem Ministerium, wie ich bereits vermutet hatte. Auf die warf ich nicht mal einen Blick und übte lieber meinen Feuerzauber damit. Rin rümpfte darüber die Nase, weil sie die Dinger zumindest vorher lesen wollte. 

„Du willst doch nicht ernsthaft im Ministerium arbeiten?", fragte ich milde entsetzt. 

„Warum nicht? Die brauchen anscheinend Leute, die nicht komplett korrupt und hinüber sind", erwiderte sie unbeeindruckt und wedelte mit einem marineblauen Flyer. „Magische Strafverfolgung." 

„Du willst ein Auror werden?", fragte Adalyn zweifelnd. „Das ist ganz schön schwer." 

Rin schüttelte den Kopf. „Eigentlich will ich was bei den Prozessen machen. Leute verteidigen, vielleicht, oder mich hoch genug arbeiten, damit ich Stimmrecht habe. Verhindern, dass sie unschuldige Leute nach Askaban bringen und so." 

Das hörte sich eigentlich ganz sinnvoll an. 

„Was ist mit dir?", fragte Rin an Adalyn gerichtet und schob die Ministeriumsbroschüre in eins ihrer Bücher. 

„Hm. Ich weiß nicht genau. Die Abteilung für magische Spiele und Sportarten wäre vielleicht was für mich." 

„Was?", fragte ich ungläubig, „auch im Ministerium? Freunde, das ist ein absoluter Saftladen!" 

„Wissen wir", meinte Rin schulterzuckend. „Aber achtzig Prozent der Broschüren sind vom Ministerium. Es fühlt sich an, als gäbe es sonst nichts." 

Ich schnappte mir einen dunkelroten Flyer, der die weißen Umrisse einer Hexe zeigte, die in der einen Hand ein aufgeschlagenes Buch hielt und in der anderen einen Zauberstab, aus dem Funken sprühten, die die Farbe wechselten. „Du kannst dich der Arithmantiker Gilde anschließen. Oder du wirst Journalistin. Du kannst bei Gringotts arbeiten, Heilerin werden, Zauberstabmacherin ..." 

„Ich kann auch Sicherheitstrolle ausbilden, wenn ich Lust habe", erwiderte Adalyn, knüllte einen braunen Flyer zusammen und warf ihn mir an den Kopf. „Das Ministerium ist schrecklich, das wissen wir alle. Aber das wird sich nie ändern, wenn wir es nicht besser machen." Sie nahm mir trotzdem den Flyer für die Arithmantiker aus der Hand. „Oh. Die schreiben man kann lernen Gegenflüche zu entwickeln. Oder Heilzauber." 

Rin verdrehte die Augen, aber Adalyn legte sich den Flyer trotzdem auf ihren Stapel mit den anderen, die sie interessant fand. Dann wollte sie mich ins Kreuzverhör nehmen, allerdings intervenierte ich mit einer Frage, die mir schon seit Tagen auf der Seele brannte. 

„Was ist das eigentlich mit dir und Leslie?" 

Adalyn wurde rot. „Ich weiß nicht, was du meinst." 

Rin, die in der Beziehung genauso neugierig war wie ich, schaltete sich ein. „Es sind immer mehr Fotos wieder an deiner Wand aufgetaucht. Also was bedeutet das?" 

„Wir sind Freunde", erwiderte Adalyn abwehrend. 

Rin schüttelte den Kopf und griff nach Adalyns Hand, um ihr und mir den kanariengelben Nagellack zu präsentieren. „Seit deinem Gespräch mit ihr hat das Zeug diese Farbe. Sag mir also nicht, dass du seitdem nicht überglücklich bist." 

„Na gut!" Adalyn zog ihre Hand weg und warf einen zufriedenen Blick auf ihren Launen-Nagellack. „Vielleicht nähern wir uns langsam wieder an. Ich lasse sie nur ein bisschen zappeln. Das hat sie verdient." 

Ich wollte Adalyn gerade sagen, dass sie ein bisschen zu viel Spaß an der Sache hatte, als die magische Wand sich öffnete und Leslie reinkam, laut stöhnte und sich auf ein freies Sofa fallen ließ.

SlytherinherzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt