Kapitel 23 - Feuerrot

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Am ersten Juni gingen die ZAG-Prüfungen los. Wir hatten zwei Wochen lang jeden Tag mehrere Prüfungen. Vormittags saßen alle Schüler des fünften Jahrgangs in der Großen Halle und schrieben schriftliche Tests, nachmittags wurden wir einzeln aufgerufen, einem Prüfer zugeteilt und machten die praktische Prüfung für das jeweilige Fach. Alte Runen, Arithmantik und Geschichte der Zauberei hatten keinen praktischen Anteil, also hatten wir diese Nachmittage frei. Die praktische Prüfung für Astronomie fand in der Mitte der zweiten Woche nachts statt.

Die erste Woche brachte ich soweit ganz gut hinter mich. Bei Zauberkunst, Verteidigung gegen die dunklen Künste und Kräuterkunde hatte ich ein gutes Gefühl, auch wenn ich in den praktischen Prüfungen eher nervös gewesen war. Aber die Prüfer waren allesamt sehr alte Hexen und Zauberer, die das seit Jahren machten und deshalb sogar irgendwie eine beruhigende Ausstrahlung hatten. Am Ende der ersten Woche hatten wir Verwandlung. Die schriftliche Prüfung lief ziemlich gut, so glaubte ich. Ich hatte richtig Bammel vor der praktischen Prüfung. Ich musste eine Katze verschwinden lassen, einen Teller in einen Pilz verwandeln und einen Globus aus dem Nichts beschwören. Das waren zum Glück alles Sachen, die ich entweder im Unterricht oder mit Taylor geübt hatte. Ich bekam zwar keinen Fliegenpilz hin, wie ich eigentlich gewollt hatte, und Südamerika fehlte auf meinem Globus, aber immerhin verschwand die Katze komplett. Das wäre keine Bestnote, aber ich war vermutlich auch nicht durchgefallen.

Für mich waren auch eigentlich Zaubertränke und Kräuterkunde viel wichtiger. Wenn ich wirklich Meisterin der Zaubertränke für Gegengifte und Heiltränke werden wollte, brauchte ich wirklich gute Noten. Ich musste ein Erwartungen Übertroffen in Zaubertränke haben, um das überhaupt nächstes Jahr weitermachen zu dürfen. Die anderen Fächer waren nicht so streng, besonders bei Pflege magischer Geschöpfe gab es eigentlich keine Begrenzung, aber ich wollte trotzdem so gut sein wie möglich.

Am Ende der zweiten Woche stand freitags nachmittags die praktische Prüfung für Zaubertränke an. Alle standen an ihren Pulten in der großen Halle, Zutaten wurden uns zur Verfügung gestellt und man gab uns zwei Zaubertränke zur Auswahl, zwischen denen wir wählen konnten. Ich wählte den Grips-Schärfungstrank, den wir mit Slughorn wiederholt hatten und der mir gut gelungen war. Die Prüfer liefen durch die Reihen und stellten ab und zu Fragen zu diversen Tränken und zur Verarbeitung von Zutaten. Es war eigentlich sehr entspannt.

Fast alle benötigten die vorgegebenen neunzig Minuten. Danach wurden Proben abgegeben und beschriftet und dann war es endlich vorbei und wir konnten gehen. Die Lerngruppe traf sich in der Eingangshalle und alle begannen aufgeregt miteinander zu diskutieren. Die Hufflepuffs planten bereits ein Picknick, ein paar Ravenclaws besprachen die beiden Zaubertränke, aus denen wir hatten wählen dürfen, Taylor fragte jeden einzeln, wie es gelaufen war. Ethan nahm meine Hand und wir schwiegen und freuten uns still, dass es vorbei war.

Das Schlossportal öffnete sich und Dumbledore betrat die Eingangshalle. Er schüttelte geschickt seinen Ärmel über seine abgestorbene Hand, wie er das schon zu Beginn des Schuljahres getan hatte. Fröhlich lächelnd schritt er auf unsere Gruppe zu.

„Die Erleichterung einer hinter sich gebrachten Prüfung", sinnierte Dumbledore und ließ den Blick über zwanzig mehr oder minder ausgelaugte Schüler gleiten.

Ich wollte eigentlich fliehen, denn ein Gespräch mit Dumbledore konnte ich weder jetzt noch sonst wann gebrauchen, aber Ethans Hand hielt mich wo ich war.

„Allison, es tut mir sehr leid, dich nicht besser unterstützt zu haben", sagte Dumbledore plötzlich sehr ernst. Um uns herum erstarben einige Gespräche. „Ich bin seit jeher Verfechter zweiter Chancen, nur manchmal vergesse ich, dass nicht nur ich Opfer bringen muss, wenn ich mich irre. Ich schulde dir eine Entschuldigung. Ich habe mich geirrt. Aber ich bin sehr stolz auf alles, was du erreicht hast." Wieder wanderte sein Blick über die versammelten Schüler aller Häuser.

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