Kapitel 11 - Gebrochener Wille

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Die einzige Tageszeit, bei der niemand aus der Nicht-Hausmannschaft bei mir war, war in Pflege magischer Geschöpfe und auf dem Weg dorthin. Eigentlich hätte ich mir deswegen keine Sorgen gemacht, weil Ethan dabei war, aber er hatte auch am Sonntag kein Wort mit mir gesprochen. Vivienne schien ihn derart mit Beschlag zu belegen, dass nicht mal Zeit für einen kurzen Blick in meine Richtung blieb. Also dachte ich darüber nach, Harper zu bitten mit mir zusammen zum Unterricht zu gehen, aber er hatte sich so weit von der Nicht-Hausmannschaft distanziert, seit er in der Hausmannschaft war, dass ich nicht sonderlich Lust hatte, ihn einzuweihen. 

Beim Frühstück saß ich inmitten der Nicht-Hausmannschaft, aber das hielt Taran Urquhart nicht auf. Er drängte sich mit zwei Tassen Tee zwischen Lucia und Adeline und saß mir somit direkt gegenüber. 

„Ich will mich entschuldigen", sagte er ungewohnt leise. „Es tut mir leid, ich hätte nicht ..." 

„Was hättest du nicht?", blaffte Leslie ihn an. 

„Ich hätte das nicht zu dir sagen sollen. Wenn du nicht mit mir ausgehen willst, ist das okay."
Er schob mir eine Teetasse zu und lächelte schief. „Friedensangebot?" 

„Was für ein Bullshit ist das?", fragte Mads mit zusammengezogenen Augenbrauen. 

„Hör zu." Urquharts Stimme nahm wieder etwas von ihrer gewohnten Härte an, was ihn irgendwie glaubhafter machte. „Ich hab geredet. Mit Rhonwen Baines. Sie sagte, ich soll dein Vertrauen gewinnen." 

„Was ich gesagt habe, ändert sich dadurch nicht", sagte ich nachdrücklich. „Ich werde niemals mit dir ausgehen." 

Er kniff die Lippen zusammen, senkte den Blick und nickte. „Ich hab dir Himbeertee gemacht. Ich weiß, dass du den gern magst." 

„Klar weißt du das. Weil du sie beobachtest wie ein kompletter Irrer", sagte Mads. 

Urquhart stand auf. „Es tut mir leid", sagte er noch einmal, nahm seine Tasse und verschwand zurück zu seinen Freunden. 

Kopfschüttelnd blickte ich ihm nach. 

„Merlin, so was hab ich noch nie gesehen", meinte Elliott. „Du hast ihn kleingekriegt, Allison." 

Ich nippte grinsend an meinem Himbeertee. „Meint ihr er lässt mich in die Mannschaft, wenn ich ihn noch ein bisschen zappeln lasse?" 

Unser Misstrauen legte sich allmählich, als Urquhart während der restlichen Zeit beim Frühstück nicht mehr zu mir herüberblickte. Vielleicht hatte er es ja wirklich ernst gemeint. 

Lucia begleitete mich zum Eingangsportal, obwohl sie in den vierten Stock musste, aber sie traute dem Frieden kein Stück. Ich glaubte nicht, dass Urquhart mir wirklich etwas tun wollte. Es war nur seine Art, mir ein Friedensangebot zu machen, wie er gesagt hatte. Und ich wusste das auch zu schätzen. 

Meine Gedanken kehrten immer wieder zu ihm zurück und bald konnte ich auch wegen der Sache im Zug nicht mehr sauer auf ihn sein. Die Fronten waren geklärt und ehrlich gesagt fühlte ich mich ein bisschen geschmeichelt, dass er so weit gehen würde, nur für ein Date mit mir. 

„Allison?" 

Ich blickte von meiner Stichpunktliste über Einhörner auf und Ethan stand vor mir. Er sah mich seltsam an. 

„Was ist?", fragte ich. 

„Du – ist alles in Ordnung?" 

„Alles ist toll", sagte ich und lächelte ihn an. 

„Du wirkst abwesend. Bist du sicher? Ist irgendwas passiert?" 

Ich schüttelte den Kopf. Er wirkte nicht überzeugt. Eine Sekunde später rief Vivienne seinen Namen und er bedeutete ihr zu warten. „Wartest du nach der Stunde auf mich?", fragte er. „Wir sollten reden, denke ich." 

SlytherinherzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt