Vorwort

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In meiner linken Hand hielt ich einen schweren Umschlag aus Pergament, noch schwerer als in den Jahren zuvor. Die Briefumschläge aus Hogwarts waren normalerweise schon dick, mit der Bücherliste, dem Zugticket und der allgemeinen Erinnerung daran, wann das neue Schuljahr anfing. Aber dieses Jahr war für mich ein weiterer Brief dabei und das, was ich in meiner rechten Hand hielt. Es war ein silbernes und grünes Abzeichen mit der Schlange meines Hauses im Hintergrund, und dem Buchstaben V im Vordergrund. 

V für Vertrauensschüler. 

Es galt als Ehre, von den Lehrern und dem Direktor als Vertrauensschüler ernannt zu werden, allerdings kam es mir eher wie eine Bestrafung vor. Ich wollte nicht auf Erstklässler aufpassen müssen, anderen Schülern das Passwort für den Gemeinschaftsraum sagen und Hauspunkte abziehen, wenn sich jemand nicht an die Regeln hielt. Das zumindest gehörte zu den Aufgaben der Vertrauensschüler und ich verstand einfach nicht, warum ausgerechnet ich dafür ausgesucht worden war. In den letzten Jahren hatte es öfter schon Gerüchte gegeben, dass Dumbledore allmählich den Verstand verlor und vielleicht hatten sie ja Recht. Aber es war nicht nur seine Entscheidung gewesen. Ich wusste, wer Schuld daran hatte und war ganz und gar nicht glücklich damit. 

Hogwarts. 

Meine Schule. Die meisten Schüler fanden Hogwarts großartig, ich hatte allerdings immer irgendwie ein komisches Gefühl dabei gehabt. Das lag vermutlich vor allem daran, dass ich nicht aus einer Zaubererfamilie kam. Bis ich zehn war, hatte ich überhaupt keine Ahnung, dass ich eine Hexe war. Okay, ja, ich hatte manchmal komische Sachen angestellt. Gegenstände fliegen lassen oder umgeworfen, ohne dass ich sie anfassen musste. Aber immer nur, wenn ich allein war, und das machte es irgendwie zu einer surrealen Erfahrung. Als hätte ich es mir nur ausgedacht. Als hätte ich schon immer gewusst, dass ich mich mal würde verstecken müssen. Dann allerdings klingelte eines Tages ein alter Mann mit langem weißen Haar und Bart bei uns an der Tür. Er trug einen dunkelvioletten Umhang und ein sehr freundliches Lächeln. Meine Eltern fanden ihn seltsam, ließen ihn aber herein, als er sagte, er wolle über mich reden. Und dann saßen wir mit Albus Dumbledore am Küchentisch, tranken Tee und er sagte: „Allison, du bist eine Hexe." 

Und er versprach mir, in Hogwarts würde ich dazugehören und alles, was ich konnte, wäre dort ganz normal. Er hatte gelogen. Schon an meinem ersten Tag wurde mir gesagt, ich wäre nicht normal. Professor McGonagall rief meinen Namen auf und der Sprechende Hut schickte mich nach Slytherin. Alle am Tisch auf der linken Seite brachen in Applaus aus. Ich setzte mich zwischen ein älteres Mädchen und einen Jungen, der ebenfalls gerade erst hierhergeschickt worden war. 

„Allison Hesky, ja?", fragte mich das Mädchen und stellte sich als Tori Goldsmith vor, als ich nickte. Auf ihrer Brust schimmerte ein Abzeichen, das dem aus meinem Brief nicht unähnlich war. 

„Ich bin die Schulsprecherin", erklärte sie. Dann, leiser: „Du bist muggelstämmig, oder?" 

Ich wusste inzwischen, dass Muggel Menschen waren, die nicht zaubern können, also nickte ich wieder und fragte: „Woher weißt du das?" 

„Nur so ein Gefühl." 

Ich würde niemals mit Sicherheit wissen, woran sie es erkannt hatte. Ich hatte bestimmt nicht ängstlicher gewirkt als alle anderen, hatte sicher nicht großäugiger an die Decke der Halle geblickt, die immer den Himmel widerspiegelte, als hätte die Halle keine Decke. Heute hatte ich natürlich eine Vermutung, woher Tori es gewusst hatte, aber damals war ich elf und wusste überhaupt nichts. 

„Hör zu", sagte Tori eindringlich und beugte sich zu mir herunter. Und dann sagte sie die Worte, die mich vermutlich bis ins Grab begleiten würden. „Du darfst das hier nie jemandem erzählen, verstanden? Die Slytherins ärgern dich deswegen nur. Und du willst dir das Leben nicht unnötig schwer machen, hab' ich Recht? Deswegen bist du hier." 

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