Sorgen vergessen

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Es war Mittlerweile Mittag geworden. Wir drei hatten versucht, das geschehene von heut Morgen zu vergessen. Ich war ein wenig eingeschränkt mit meiner Hand, alles funktionierte nicht mehr so glatt wie sonst. Ich hatte sogar Probleme mir die verdammte Hose hochzuziehen. Ich graute mich schon davor, das Verband am Abend zu wechseln. Ich hasste Fleischwunden mehr, als alles andere aber an der Hand schien das alles noch soviel Schlimmer als wenn sie nur am Arm oder am Bauch wäre. Ich konnte normale Dinge einfach nicht tun, weil man 2 Hände dafür brauchte. Als zum Beispiel eine Wunde an meiner Hüfte zugenäht worden musste, hatte ich kaum Probleme. Und jetzt war ich ein kleiner Jammerlappen der bei den einfachsten Dingen hilfe brauchte, weil die Nähte ja nicht platzen durften. Ich wusste, früher oder später wäre mir das auch Egal. Ich würde meine Hände Bluten lassen, würde riskieren sie zu verlieren nur um allein klar zu kommen. Ich war noch nie auf Hilfe angewiesen. 

Ich versuchte, meinen Dickkopf diesmal beiseite zu lassen. Vielleicht war es mal ganz gut, Bucky helfen zu lassen. Manchmal bat ich ihn um Hilfe bei Dinge, die ich trotz der Verletzung auch allein geschafft hätte, nur, damit er das Gefühl bekam gebraucht zu werden. Das brauchte er. 

Es war ein Sonniger Mittag. Warm war es auch draußen und der Wind wehte leicht Kühl. Ein ganz Perfekter Tag eigentlich. 
Steve entschied sich dazu, an diesem Tag Peggy zu besuchen. Eine ''Freundin'' von ihm, wie er sagte. Selbst Bucky konnte sich nach einer Zeit an den Namen erinnern, aber er sagte, dass er kein genaues BIld von ihr vor Augen hatte. Lange zögerte Steve, zu gehen, doch ich sagte, dass ich schon klar kommen würde. Ich konnte mich auch noch sehr gut mit einer Hand wehren. 
Ich scheuchte ihn aus dem Apartment, nun war ich also allein mit Bucky. 
Lang überlegte ich, was wir hätten tun können, aber das Wetter ging mir nicht aus dem Kopf. Ich wollte an die Frische Luft, doch wir konnten uns nicht in der Stadt zeigen, also bot ich Bucky an mit mir Joggen zu gehen. Es gab einen kleinen Waldweg der auch Teilweise an einem kleinen Fluss lang führte, dort waren nicht wirklich viele Menschen. Es war eigentlich meine normale Strecke zum Sport machen. 
Bucky sagte Ja. Vielleicht war der Sport ja eine ganz gute Ablenkung für ihn. Er zog sich ein Shirt und eine Jogginghose an, die ich zum Glück auch noch gekauft hatte. Sein Metallarm fiel natürlich auf, da die Ärmel des Shirts eher kurz waren. Um ehrlich zu sein sah das gar nicht mal so komisch aus. Es war Bucky, es passte zu ihm. 
Ich zog einen engen Handschuh um meine Verbundene Hand, damit das Verband nicht verrutschte, zog mir meine Sportschuhe an und reichte Bucky welche. Bei mir flog alles rum, ich wusste gar nicht, wem die Schuhe gehörten. 

''Ich laufe normal 40 Minuten durch, das schaffst du doch Locker, oder?'', fragte ich. 
Bucky zuckte mit den Schultern. ''Ich bin gefühlte 100 jahre nicht mehr gejoggt.''
''Na dann, wer am schnellsten am Ziel ist'', murmelte ich. 
Wir waren am Anfang meiner Strecke gewesen, das war der Anfang des Flusses. Der Weg führte durch einen Park, der dann an einer Brücke endete, der auf die andere Seite des flusses führte. Dann kam wieder ein Parkweg, eine weitere Brücke die wieder auf die andere Seite und Praktisch zu unserem Start führte. Wenn wir dort wieder ankamen, waren wir fertig. 
''Gut'', murmelte er. 
Wir joggten los. 
Die ersten 10 Minuten konnte ich noch recht gut mit ihm mithalten. Ich genoss die Luft und den Kühlen Wind, der durch den Fluss noch kühler wirkte. Es war erfrischend und schön. 
Im Park wurde die Luft dann etwas Stickiger, es roch nach Nasser Erde und war Schwül. Irgendwann wurde Bucky immer Schneller, er rannte fast. 
''Hey!'', schrie ich und fing an zu rennen, um ihm folgen zu können. Ich hatte noch genug Atem zu verfügung, doch je schneller ich rannte, desto schneller ging er mir aus. 
''Bist du etwa schon außer Puste?'', scherzte Bucky und grinste. Er spurtete los und ich hatte nun keine Chance mehr, ihm zu Folgen. 
Eine Zeit lang hatte ich ihn aus meinem Sichtfeld verloren, ich konnte ihn nur von weitem auf der anderen Seite des Flusses erkennen, und als ich auf der anderen Seite war sah ich ihm am Start stehen. Ich musste lachen und rannte dann los, um schneller am Ziel zu sein. Irgendwann erreichte ich dann wieder die Brücke und auch die andere Seite. 
Völlig fertig und außer Atem kam ich dann bei Bucky an. Grinsend stand er vor mir. Er war Stolz, wie ein kleines Kind. 
''Für's erste mal warst du ja ganz.. Gut'', murmelte ich. 
''Du bist ja ganz Außer Atem!'', sagte er und beugte sich zu mir runter, da ich kurz in die Hocke gegangen war, um mich auszuruhen. 
''Halt die Klappe'', antwortete ich und lächelte zurück. ''Ich bin die ganze Flusshälfte gerannt!''
Da drehte er sich um, stellte sich vor mich hin und ging ebenfalls in die Hocke. 
''Ich trag dich zum Apartment'', sagte er. ''Das schaff ich noch.''
''Denkst du, ich kann nicht mehr laufen?'', meckerte ich.
Da merkte ich, wie er nach meinen Beinen Griff und mich hochhob, ich war dazu gezwungen mich an seinen Schultern festzuhalten. 
''Du wiegst ja gar nicht'', gab er an. 

Irgendwann kamen wir dann an meinem Apartment an. Ich schloss die Tür auf, doch Bucky ließ mich immer noch nicht runter. Erst vor der Couch schmiss er mich von sich runter. Er lief noch schnell zur Tür zurück, um sie zu schließen. 
Wir sprangen beide gleichzeitig unter die Dusche. Er war unten im Bad und ich oben. Ich musste mir eine Plastiktüte um die Hand machen, damit das Verband nicht nass wurde. Noch so 'n Mist, der sein musste, wenn man seine verdammte Hand verletzt. 
Ich duschte Kalt, da die Luft mir ziemlich Stickig vorkam. Ich merkte in diesem Moment schon, dass ich wahrscheinlich den größten Muskelkater es Jahrhunderts bekommen würde. 

Als ich aus der Dusche tapste, zog ich mir eine normale, Schwarze Hose an und ein Shirt. Ich griff in meinen Rucksack und kramte auch eine Hose und ein neues Shirt für Bucky raus, denn unten passierte genau das, was mich erwartete. Ich hörte ihn mich aus dem Bad rufen. Er sagte, dass er keine Anziehsachen hätte. 
Ich öffnete die Tür also ein Wenig und reichte ihm die Sachen, schloss sie wieder und hockte mich auf die Couch und wartete. 
Es war Mittlerweile Nachmittag geworden, es war früher Abend. Mein Verband klebte an meiner Haut und ich wusste, dass ich es jetzt wechseln musste. 
Ich holte also den Beutel, den mir der Arzt mitgegeben hatte. Da fand ich Kompressen, Verbände, Salben und Klebestreifen, um den Verband festzumachen. 
Ich suchte nach Desinfektionsmittel, aber ich fand bei mir keins, also musste ich auf Alkohol zurückgreifen. Ich griff nach dem Wodka und stellte ihn auf dem Tisch. 
Als ich dabei war, den Verband aufzuschneiden, kam auch Bucky mal aus dem Bad. 

''Brauchst du Hilfe?'', fragte er mich. Er schaute mich ängstlich an, als würde ich ihn jeden Moment einen Votrag halten und meckern, weil er mir das Messer in die Hand gesteckt hat. Aber ich nickte und lächelte nett. ''Du kannst mir gleich das auf die Wunde schütten'', murmelte ich und zeigte auf die Wodkaflasche. 
Bucky nickte und setzte mich zu mir auf die Couch. 
Langsam entfernte ich das Verband, aber es klebte an der Wunde. Ich atmete also tief durch und zog es einfach ganz schnell weg. Es schmerze, es schmerzte sehr!
Ich unterdrückte einen Schrei und atmete erneut durch. ''Das hätten wir schomal geschafft.''
Dann holte ich die Schüssel, stellte sie auf den Tisch und schaute zu Bucky. 
''Deine Aufgabe'', murmelte ich. ''Egal wie laut ich schreie, du kippst da einfach was drauf. Du müsstest ja wissen, wie das läuft.''
''Ja, klar'', sagte er und nahm die Flasche, öffnete sie und schaute mich an. ''Zähne zusammenbeißen'', warnte er mich. 
Ich kniff mir die Augen zusammen und machte mich auf den Schmerz gefasst, doch selbst die größte Vorbereitung linderte den Schock und den Schmerz nicht. Bucky kippte nicht viel auf die Wunde, doch es fühlte sich an, als würde er Stundenlang das Zeug in die Wunde kippen. Ich schrie einmal kurz auf, doch dann unterdrückte ich es einfach und kniff in die Couch. 
Bucky stellte die Flasche wieder auf den Tisch und der schmerz begann nachzulassen. Langsam öffnete ich meine Augen wieder und schaute mir meine Hand an. Zugenäht sah es gar nicht mehr so schlimm aus. 
Ich packte die Salbe aus und  versuchte sie, mit einer Hand zu öffnen, da riss Bucky sie mir aus der Hand. 
''Ich mach das'', murmelte er. Er nahm eine Kompresse und schmierte dort die Salbe drauf. Langsam legte er sie mir auf die Wunde, und es tat zum glück nicht weh. Die Salbe kühlte und betäubte. 
Dann öffnete er die Verbandsverpackung und band ihn mir um. Erst zog er ihn fest und Stramm, dann wurde er etwas sanfter. Er machte einen Knoten und klebte einen Klebestreifen drauf. 
Der Verband sah besser aus, als der des Arztes. 

''Danke'', sagte ich und lächelte Bucky schief an. 
''Irgendwie muss ich das ja wieder gut machen'', murmelte er. 
''Das hast du'', antwortete ich. ''Heute hast du dich sehr gut geschlagen, Bucky.''
Ich lehnte mich gegen die Couchlehne und machte meine Beine lang. Es wurde langsam dunkler, die Sonne war dabei, unterzugehen. 
Bucky hatte sich ebenfalls breit gemacht und beobachtete mich. Ab und zu mussten wir lachen, da es komisch war, sich die ganze Zeit bei der Stille anzuglotzen, also machte ich irgendwann den Fernseher an. Es lief zwar nur Mist, aber wir hatten etwas anderes zum anglotzen. 
Ich musste nicht mehr darauf achten, wie ich mit Bucky umgehen sollte. Ich hatte begriffen, dass es das beste war, ihn normal zu behandeln. Er musste verstehen, wie man in dieser Zeit lebte, und das konnte ich ihm so am besten beibringen. 
Bucky war soviel mehr als nur ein Soldat, der Hilfe brauchte. Er war ein Mensch mit dem Herzen am rechten Fleck, der hilfe brauchte.

Remember - The Winter SoldierWo Geschichten leben. Entdecke jetzt