Auf zur Arbeit

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Ich bemerkte, dass ich eingeschlafen war, als ich mitten in der Nacht auf einmal aufschreckte. Es war Stockfinster im Zimmer. 

Ich richtete mich langsam auf und bemerkte, dass Bucky ebenfalls auf der Couch lag und fest schlief. Er hatte seine Beine über die Lehne gelegt, da sie nicht mehr auf die Couch passten, er hatte sich praktisch einfach dazugequetscht. 

Ich stand auf und wollte in mein zimmer schleichen, da bemerkte ich, dass in Steve's Zimmer noch Licht brannte. Der Fernseher lief ebenfalls. 

''Hey'', flüsterte ich um zu checken ob Steve noch auf war. Er richtete sich auf und schaute mich mit zusammengekniffenen Augen an. 

''Hey'', antwortete er. ''Ich wollte euch nicht wecken.''

''Darf ich reinkommen?'', fragte ich. 

Steve rutschte zur Wand und machte Platz. ''Klar.''

Ich fühlte mich komisch, das war immer so, wenn ich mitten am Tag einschlief. Ich war es nicht gewohnt, um ein Uhr Nachts wach zu werden. Ich fühlte mich trage und irgendwie aufgeblasen, wie ein Luftballon. Ein bisschen benebelt auch. 

Langsam betrat ich das Zimmer und setzte mich zu Steve aufs Bett. Er schaute irgendeine Sinnlose Cartoonserie. 

Von nahem konnte ich Steves Gesicht besser erkennen, welches etwas bedrückt aussah. 

''Alles in Ordnung?'', fragte ich ihn. 

Steve zögerte erst, aber fing dann doch an mit mir darüber zu reden. ''Ich war heut bei Peggy'', murmelte er. ''Weißt du, jedes mal wenn ich sie Besuche freut sie sich wahnsinnig. Weil sie vorher Dachte, ich sei Tot.''

''Oh nein'', murmelte ich. ''Ist es so schlimm?''

''Ja. Sie kann sich nicht wirklich lang an etwas Erinnern. Ihr Kurzzeitgedächtnis ist im Eimer.''

''Und das hältst du aus?''

''Ich tu's für sie. Sie weint jedes mal vor freude. Wenigstens einen von uns freuts.''

Steve schaute zur Decke und seufzte. ''Peggy ist eine wundervolle Frau.''

Ich richtete mich auf und versuchte, Steves Blick auf mich zu richten. 

''Weißt du Steve, ich persönlich könnte sowas niemals tun. Ich würde mir denken, dass es nicht mehr mein Problem ist, verstehst du? Ich würde davor wegrennen, mir es von der Schulter schnipsen als sei es ein Fussel. Du stellst dich den ganzen sachen, du bist Peggy noch ein verdammt guter Freund. Nach all diesen Jahren. Du hast mehr Herz als mir bewusst war'', murmelte ich. ''Du bist wunderbar, du bist ein Geschenk für all die Menschen, die du liebst. Für all die Menschen, die dich lieben. Ganz Amerika zählt auf dich, und das ist verdammt gut so. Auf dich kann man zählen, du bist das, was die Menschen von einem Superhelden erwarten, noch viel viel mehr als das. Denk jedes mal daran, wenn es dir schlecht geht. Du hast Millionen von Menschen gerettet, ist dir das klar? DU allein hast sie gerettet. Und Peggy weiß das, sie weiß es. Vielleicht erinnert sie sich nicht daran, dass du noch lebst. Aber sie erinnert sich an den Steve von damals, und das ist die schönste Erinnerung die sie jemals haben wird.''

Ohne eine Antwort zu erwarten stand ich auf und lief zur Tür. 

''Versuch zu schlafen'', flüsterte ich und schloss die Tür hinter mir. 

Irgendwann legte ich mich dann auch schlafen, wurde aber gegen sechs Uhr Morgens wieder Wach, da es, wie gesagt, meine normale Zeit zum aufstehen war.

Ich stand auf, wie jeden morgen und lief zum Wohnzimmer runter. Diesmal nahm ich mir vor, Bucky zu wecken, um das Disaster von gestern nicht noch einmal erleben zu müssen. Langsam schlich ich mich zur Couch und setzte mich zu ihm. Er lag dort noch so friedlich, sah beinahe aus wie ein Baby. 

Ich legte meine Hand auf seine Schulter und rüttelte etwas an ihm. 

''Hey, Buck'', flüsterte ich. ''Aufsteh....'', da zuckte er schon zusammen und griff sehr grob nach meiner Hand. Er versuchte, sie nach hinten zu knacksen und ich hatte verdammt glück, dass es die Hand war, die nicht genäht worden mussten. 

Da ich ihn mit der anderen Hand nicht festhalten konnte, musste ich improvisieren. Ich stürzte mich auf ihn und drückte mein Ellbogen gegen seine Brust. 

''Bucky, ganz ruhig'', sagte ich mit ruhiger, klarer Stimme. ''Ich wollte dich nur wecken.''

Er wehrte sich immer noch und schaffte es schließlich, mich von sich runterzuwerfen. Er schmiss mich auf den Boden und folgte direkt. Ich versuchte, ihn nun mit beiden Händen wegzudrücken, doch bevor schlimmeres passierte hörte er auf. 

Er schaute einfach nur gerade an mir vorbei, da schlug ich ihm leicht ins Gesicht. 

''Bucky?'', fragte ich. 

Er nickte. ''Ich hab's gerafft''

Langsam rollte er sich von mir runter und blieb auf dem Boden liegen. ''Tut mir leid, dass muss echt anstrengend sein.''

Ich stand auf und reichte ihm die Hand. 

''Ich fang langsam an, mich daran zu gewöhnen. Diesmal ist es nicht einmal ausgeartet''

Er zog sich rauf und stand nun genau vor mir. Oft vergaß ich, wie groß er eigentlich war. Ich stellte grad in frage, ob ich mich im Notfall wirklich gegen ihn wehren konnte. Was wäre, wenn er sich einmal nicht so schnell erinnerte? Was wäre, wenn Steve einmal zu spät kommen würde? 

Ich war völlig in diesen Gedanken versunken, dass ich aufschrak, als Bucky mich anstupste, da ich ihm nicht antwortete. Völlig ängstlich blickte ich ihn an, doch als ich meine Reaktion selbst realisierte, schaute ich wieder normal und beruhigte mich wieder. Ich wusste nicht, warum ich manchmal solche Gedankengänge hatte. Ich hatte so selten Furcht, doch ab und zu kam sie, wenn auch nur für einen kurzen Moment. 

Bucky schaute mich verwundert an, da lächelte ich nur und lief in die Küche. 

''Ich werde später zur Arbeit gehen müssen'', sagte ich. ''Ich werde schon vermisst und habe angst, dass irgendwann jemand hier auftaucht.''

Dann schaute ich wieder zu Bucky. ''Du könntest mit Steve zu Tony gehen'', murmelte ich. ''Ich könnte nachkommen.''

''Was sollen wir bei Tony?'', fragte Steve, der aus dem Zimmer kam. 

''Er hat mir damals mit meinem Hirn auch helfen können, Tony könnte uns helfen.''

''Bucky ist doch keine Laborratte'', schimpfte er.

''Tony braucht auch keine Laborratten, Steve. Er weiß was er tut und er wird schauen, ob er Bucky helfen kann. Natürlich nur, wenn Bucky das möchte.''

Bucky zuckte mit den Schultern. ''Vielleicht könnte man es versuchen..''

''Weiß Tony von der ganzen Sache?''

''Nein, nein.. Du musst ihm das erklären.''

''Stark wird nicht gern Zeit für mich Opfern.''

''Er opfert die Zeit ja nicht für dich, Steve. Sondern für Bucky. Wisst ihr was? Lasst ihn mich anrufen, wenn ihr bei ihm seid. Ich sorge dafür, dass Clint euch fliegt.''

''Du kennst Barton?''

''Wir haben mal zusammen gearbeitet'', murmelte ich. 

Ich lief in mein Zimmer, um mich umzuziehen. Ich musste mir etwas ordentliches anziehen. Nach langer Suche entschied ich mich wie oft für ein normales Hemd, welches diesmal ein Schwarzes war, und einen dunkelgrauen Blazer. Ich zog eine graue Jeans an und meine Boots. 

Mein Handy packte ich in die Rechte Hosentasche. 

Ich packte auch mein Verbandszeugs an, spätestens um neun musste ich mein Verband wechseln, dann nahm ich noch meinen Schlüssel und lief wieder runter. 

''Ich werde jetzt gehen'', sagte ich. ''Ihr kommt zurecht?''

''Ja, ja'', antwortete Steve. ''Ich melde mich wann?''

''Gegen neun oder zehn, da sollte auch Barton wieder frei sein.''

Ich lächelte Bucky an und wunk den beiden zu, dann verließ ich das Apartment und machte mich auf dem weg zu meinem Auto. Das würde mein erster Arbeitstag nach dem ganzen Mist werden und ich durfte nichts sagen. Ich durfte nicht einmal daran denken, und ich wusste, dass es schwer werden würde.

Remember - The Winter SoldierWo Geschichten leben. Entdecke jetzt