rainy days - unsympathischtv

one

Mein Blick glitt auf die Uhr über unserer Theke und ich musste leider feststellen, dass ich - trotz Zeitvertreib, auch als Arbeit bekannt - immer noch 1 Stunde totschlagen musste. Ausser einem älteren Ehepaar und einer jungen Frau um die 20 war das Café leer und somit hatte ich nichts mehr zutun. Meine Kollegin Nina übernahm den Abwasch, mein Chef war ausser Haus, Theke, Thresen und Ware waren makellos und ich unendlich gelangweilt.
Das änderte sich jedoch schlagartig als mein bester Freund (für den ich mir übrigens Gefühle eingestanden hatte) mit einem zierlichen Mädchen den kleinen Laden betrat. Lächelnd kam er auf mich zu und begrüßte mich mit einer schnellen Umarmung, die ich sonst nicht gewohnt war - normalerweise dauerte sie immer länger und ein Kuss auf die Wange gehörte ebenfalls dazu. Aber anscheinend war ihm das vor seinem..."Date"? unangenehm - irgendwo verständlich, aber auch verletzend. Wobei ich mir tatsächlich nicht sicher war, welcher Fakt mir mehr das Herz zerriss. Wahrscheinlich so'n 50/50 Ding.

"June, das ist Kim, mein Date."

Autsch.

Lächelnd gab ich ihr die Hand und sie erwiederte strahlend.
"Du musst seine beste Freundin sein, nicht wahr? Schön dich kennzulernen!"

Ach komm, halts Maul.

Ich nickte nur und fragte Standardmäßig was ich den beiden denn bringen könne, worauf Sascha mit einem Kaffe antwortete und sie mit einem Fettarmen Latte Machiato.
Ahja, so eine also. Die kriegt aber die komplette fettreiche Milch reingekippt, darauf kann sie Gift nehmen.
Beide verliessen den Thresen und setzten sich an einen Tisch der genau in meinen Blickfeld war. Na super.
Ich machte die Bestellungen fertig, versuchte mein bestes Lächeln aufzusetzen und mir nichts davon anmerken zu lassen, wie sehr ich gerade Weinen wollte. Ich dürfte mir jetzt noch eine Stunde lang ansehen, wie der Typ an den ich mein Herz verloren habe, ein Mädchen verliebt ansieht welches nicht Ich bin. Wie sie rummachen würden, so wie ich sie einschätze heute Abend sogar Vögeln - aber da wäre ich dann nicht dabei. Und morgen war auch noch Samstag; hieß Videodreh mit den Jungs und somit eine angeregte Plauderei darüber, wie Geil/Super/Heiß sie wäre. Ich würde mich mit einem Becher Eis daneben setzen, an meinem Handy gammeln und einfach versuchen mir nichts ansehen zu lassen. Musste ja nicht jeder sehen können wie Verletzlich ich eigentlich war.

Langsam machte ich mich auf den Weg zu dem Tisch der beiden, stellte die beiden Tassen ab und versuchte ihre verschränkten Hände auf den Tisch zu ignorieren.