five

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Am nächsten Tag wachte ich mit geschwollenen Augen und spröden Lippen auf. Trotz dem schönen Gespräch mit Jürgen hatte ich mich in den Schlaf geweint - es tat weiterhin weh und ich wusste immer noch nicht ganz wie ich ihm zeigen soll, was er verpasst. Müde tastete ich nach meinem Handy um festzustellen dass es 11:24 Uhr war. Weinen ist zwar scheiße, aber danach kann man echt gut schlafen.
Ich entsperrte mein Telefon, beantwortete alle Nachrichten die ich bekommen hatte (wobei die eine von meiner Mama war die wissen wollte ob ich zum Essen kommen möchte, nächste Woche Sonntag) und durchstöberte Instagram. Nico hat gestern noch ein Spiegelselfie in irgendeinem Club von ihm und den anderen gepostet wo unsere wundervolle Kimmi auch drauf war. Wundervoll.

Ich könnte kotzen.

Trotzdessen hielt mich mein kotzreiz nicht davon ab auf ihren Account zu gehen und zu schauen, was sie so postet. Es waren eigentlich nur Selfies, Bilder von sich und ihren Freundinnen und ihrer Familie. Nichts spannendes also. Und irgendwie erleichterte mich das.
Nach einer guten halben Stunde beschloss ich aufzustehen um was zu Essen und Saschas Geruch zu entkommen. Sein Bett war nunmal nicht nur bequem, sondern eben auch sein Bett. Umso schwerer fiel es mir mich daraus zu entfernen und mir andere Sachen anzuziehen. Ich wechselte meine Schlafsachen zu einer Leggings und einem Pullover von ihm weil ich schlichtweg keine Lust hatte was ordentliches anzuziehen. Ausserdem wollte ich Steffi und Mathilda, also seiner Schwester und seiner Ma, diesen Anblick nicht antun. Reichte schon dass Jürgen es ertragen musste, als ich aussah wie ein Penner.
Ich öffnete meinen Pferdeschwanz und fuhr einmal mit meiner Hand durch meine Haare um sie irgendwie in einer angemessenen Position hinzulegen. Wie gesagt, ganz so Scheiße wie sonst morgens wollte ich ab heute nicht mehr vor ihm und seiner Familie aussehen. Wie war das nämlich? Ihm zeigen was er verpasse? Und genau das werde ich tun.

Leise und mit meinem Handy tapste ich hoch in die Küche um mir einen Tee und Cornflakes zu machen, da ich langsam wirklich Hunger bekam. Ausserdem war Tee echt geil und ging immer - genauso wie Cornflakes. Die Treppenstufen knarzten unter meinen nackten Füßen als ich den zweiten Stock, bestehend aus Steffis Zimmer, der Küche, Mathildas und Jürgens Zimmer, und einem zweiten Bad, betrat. Es roch nach Kaffee und frischen Brötchen und damit war klar dass jemand im Hause Hellinger schon lange wach war.
Ich öffnete die blaue Holztür und blickte in 3 sehr fröhliche aber auch müde Gesichter. "Hey June, was machst du denn hier? Komm her!", begrüßte Steffi mich sofort und schloss mich überstürzt in die Arme. Leicht lachend erwiederte ich die Umarmung und nuschelte ein "Lange Geschichte" in ihr Ohr bevor ich losließ. Ich lächelte sie an und ging zu ihren Eltern welchen ich beiden einen Kuss auf die Wange drückte bevor ich zum Wasserkocher trat. "Hast du gut geschlafen, Schätzchen?", fragte mich Tilda und schaute mich mit wachsamen Augen über den Rand ihrer Brille an. "Naja es war okay, und ihr?" Alle quitierten es mit einer Zustimmung und danit war der erste Smalltalk am Morgen gegessen. Ich wartete auf das Klicken des Wasserkochers ehe ich eine Tasse rausholte, den Teebeutel reinwarf und das Wasser drüberschüttete. Ich nahm die Tasse vorsichtig in meine Hände und setzte mich neben Jürgen an den Tisch. Dieser laß Zeitung und blätterte gerade durch den Sportteil. "Fussball ist der größte Scheiß, das weisst du, ja?", neckte ich schmunzelnd in seine Richtung. Daraufhin zeigte er mir nur trocken den Mittelfinger und las weiter. Kichernd pustete ich gegen meinen Tee wobei sich kleine Wellen bildeten. Das dunkle Rot ließ dies irgendwie gefährlich aussehen. Keine Ahnung wie.

Als ich und Steffi anfingen uns über belanglose Dinge wie das Dschungelcamp zu unterhalten wurden wir prubt unterbrochen durch eine aufgehende Tür. Als ich sah wer dort stand wurde mir automatisch heiss und kalt zugleich und ich bekam eine verdammt starke Gänsehaut. Sascha grinste wie ein verrückter und seine Hand umfasste die einer kleinen zierlichen Blondine welche etwas schüchterner lächelte. "Mama, Papa, June, Steffi? Das ist ist Kim. Meine neue Freundin."

Und in diesem Moment konnte ich mein Herz brechen hören.

rainy days - unsympathischtvWo Geschichten leben. Entdecke jetzt