Ich denke, dass ich irgendwann weggepennt sein musste, denn als ich aufwachte war es Stockdunkel, mein Handy war aus und ich lag immer noch an der Stelle, an der ich mich hingesetzt hatte.
Irgendwie lachte ich innerlich dass sich keiner meiner Freunde auf den Weg gemacht hat um nach mir zu sehen oder gar, mich zu suchen.
Seufzend und Ächzend erhob ich mich aus der Erde und schüttelte jeglichen Dreck an mir ab.
"Nachhause", flüsterte ich mir selbst zu, "du gehst jetzt einfach Nachhause."
Ich nahm sowohl Handy als auch Kopfhörer, ließ alles andere liegen und begann, den Feldweg entlang zu Saschas Haus zu gehen. Ich brauchte schließlich immer noch meine Tasche, Autoschlüssel - wobei ich nicht mehr fahren würde, dafür hatte ich noch zu sehr einen im Tee - und all den ganzen anderen Scheiß. Innerlich hoffte ich einfach dass niemand mehr im Drehraum sein würde und ich blitzschnell rein und wieder raus könne. Ich hatte wirklich keine Lust auf irgendetwas, irgendwen und vorallem nicht auf IHN.
Merkte er nicht wie sehr er mir jedesmal erneut das Herz zerbrach? Hat er mein Verschwinden nichtmal mitbekommen? Junge, ich rauche mittlerweile bestimmt 2 Schachteln in einer Woche und er weiß, wann ich viel rauche: wenn es mir schlecht geht.
Ich wusste weder was ich machen sollte, noch wie ich mich Verhalten sollte. Ihm die Gefühle einfach gestehen? Ihn ignorieren? Alles wie immer beibehalten?Letztendlich entschied ich mich für letzteres und betrat leise das Haus. Zu meinem Glück schloss die Familie nie ab wenn noch jemand im Haus wach ist - zu meinem Pech WAR also noch jemand im Haus wach und hoffte einfach für Jürgen, seinen Vater. Der Mann war angenehm, wir tranken gerne mal ein Bierchen zusammen und manchmal begleitete ich ihn sogar zum Fussball wenn Sascha einen Dreh und somit keine Zeit hatte.
Ich schlich durch den Flur, öffnete leise die Tür und stellte erleichtert fest dass niemand mehr im Raum war. Ich schnappte meine Tasche, packte alles mögliche was von mir rum lag ein, tapste leise durch das Zimmer und versuchte mich zusammenzureißen - durch den Alkohol fande ich die ganze Sache nämlich ganz schön lustig und musste dauerhaft ein Lachen unterdrücken. Als dann jedoch das laute "Hallo?" von Jürgen kam, wechselte mein Lachen in einen ertappten Gesichtsausdruck und eine Sekunde später ging das Licht an. Er stand in seinem Pyjamas vor mir und ich musste augenblicklich Grinsen, welches er erwiederte. "Junimond, na du? Wat machste hier im dunkeln?" Ich trat auf ihn zu und schloss ihn in eine herzliche Umarmung. Seit ich meinen Papa verlor, war er mein Ersatz und ich war dankbar für ihn. "Hab meine Tasche geholt, bin besoffen im Feld eingepennt und jaaaaaaa." Ich lachte leich und er schüttelte grinsend den Kopf. "Du gehst jetzt in Saschas Zimmer, holst dir Schlafzeug und alles was du brauchst und ich mach uns in der Küche 'n Bier und 'ne Schachtel Zigaretten auf und dann erzählste mal was los ist, wa? Ich merk doch dass momentan was anders ist bei dir. Sascha ist mit den Jungs nochmal los und du pennst heut hier, weil so lass ich dich ganz sicher nicht losstratzen. Alles klar?" Überwältigt nickte ich nur und tat wie mir gehießen.
Als ich in Saschas Zimmer kam empfing mich sein Geruch und mein Herz konnte sich nicht entscheiden ob es nun Höhenflüge machen oder in Stücke zerbrechen sollte. Ich nahm mir eine seiner Boxershorts, einen dunkelroten Pullover und bändigte meine langen braunen Haare mithilfe eines Dutts. Das musste reichen um nicht auszusehen wie ein Schlumpf mit geistiger Behinderung.
Barfuß tapste ich hoch in die Küche und wurde sofort von Rauch, dem Geruch von Tee und Bier empfangen. Jürgen saß am einen Ende des Tisches mit Adelskrone in der einen, und Kippe in der anderen Hand. Gegenüber von ihm stand ein Tee und ein halber Liter Wasser. Ich setzte mich hin, trank etwas Wasser und schaute ihn an. "Erzähl wieso du dich aus Traurigkeit und Frust besäufst und wieder gefühlt 'ne ganze Stange wegziehst."
Und da haderte ich mich mit mir selber: Ihm alles erzählen oder eine Lüge auftischen?
DU LIEST GERADE
rainy days - unsympathischtv
Fanfiction"Scheiß auf den Regen, June." In der sich June in Sascha verliebt, trotz bester Freundschaft auf Ewig und seiner neuen Freundin.