5. Die dämliche Übernachtungsparty

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Nachdem ich sie doch endlich davon überzeugen konnte, mich auf der Couch schlafen zu lassen, war die Diskussion allerdings noch nicht beendet. Soweit ich wusste ging es dieses Mal darum, wer mir Schlafklamotten ausleihen würde, obwohl ich betont hatte in meinen normalen Klamotten schlafen zu können. Für Jungkook (von Näherem konnte ich sie unterscheiden) war die Frage schon längst geklärt. Er wollte mir unbedingt Jimins Klamotten andrehen, weil die mir einfach am Besten passen würden. Jimin meinte jedoch, dass Jungkooks Statur viel weiblicher sei.

Schließlich musste Namjoon die beiden davon abbringen sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen und Taehyung überlies mir freiwillig seine Klamotten. Er hatte das Wohn-Küchen-Esszimmer (oder wie auch immer man sowas nennt) verlassen und kam kurz darauf mit einem ziemlich großen Pullover und einer dafür sehr kleinen Hose zurück. Ich warf ihm einen fragenden Blick zu, woraufhin er etwas auf Koreanisch zu Namjoon sagte und dieser mir schließlich erklärte, dass die Hose beim Waschen eingelaufen war, weshalb sie mir passen sollte. Schmunzelnd bedankte ich mich auf Koreanisch und verbeugte mich leicht, wobei mein Zopf nach vorne fiel.

Namjoon zeigte mir das Bad, welches sich in einem Gang befand, der an das Ess-Küchen-Wohnzimmer angrenzte. Die Wände waren mit weißen Fliesen verkleidet worden. Es gab eine Toilette, ein Waschbecken mit Seifenspender und eine Dusche. Über dem Waschbecken hing ein Regal auf dem alle möglichen Sachen abgestellt worden waren. Komplett durcheinander. Schon fühlte ich mich hier ein klein bisschen wohler. Auch wenn ich immer dachte, dass Jin einen Putzfimmel hat. Ich zog mich um. Der Pullover reichte mir bis zur Mitte der Oberschenkel, doch er passte und die Hose sowieso. 

Als ich das Bad wieder verließ fielen mir die drei anderen Türen im Gang auf (ich Blitzmerker). Namjoon, der offensichtlich auf mich gewartet hatte, erklärte mir, dass das einige ihrer Schlafzimmer waren. Dort schliefen Hobi, Suga und Taehyung und oben der Rest. Außerdem erklärte er mir, dass nur deshalb jeder ein eigenes Zimmer haben konnte, weil sie Küche, Wohn- und Esszimmer zusammen gefasst hatten.

Gar keine schlechte Idee. In unserer WG mangelte es ebenso an Platz. Sobald ich wieder die Möglichkeit dazu hätte, würde ich mit meinen beiden Mitbewohnern darüber sprechen.

Als wir wieder in das Ess-Küchen-Wohnzimmer kamen, blieben wir wie angewurzelt stehen. Im ersten Moment war ich überrascht, doch kurz darauf prustete ich los. Das war typisch ich! Einfach drauf los lachen, obwohl es gar nichts gab, worüber man lachen konnte. Sie saßen einfach nur im Schlafanzug auf einer Decke auf dem Boden und hatten einige DVDs vor sich ausgebreitet. Ich hatte einen ziemlich abgedrehten Humor und lachte über so gut wie alles. Naja, alles außer diesen nicht geplanten Urlaub in Korea, denn das war einfach nicht witzig.

Jedenfalls zog ich durch meine eigenartige Lache alle Blicke auf mich. Die Gesichtsausdrücke konnte ich nicht erkennen, doch ich konnte mir bildlich vorstellen, wie sie reagierten. Weit aufgerissene Augen, hochgezogene Augenbraue, herunter geklappte Kinnlade...

Namjoon redete auf Koreanisch mit ihnen und schließlich auf Englisch mit mir.

"We want to watch a movie. Maybe you can help us to choose one."

Ich setzte mich zu den anderen auf die Decke. Unter den DVDs war keine Einzige die ich kannte, also war ich beim wählen des Films keine besonders große Hilfe. Mir war das Fehlen von Jungkook gar nicht aufgefallen (nimm es nicht persönlich, Jungkook), bis er auf einmal den Raum betrat. Er hatte eine weitere DVD in der Hand und hielt sie mit erwartungsvollem Blick in die Höhe. Ich konnte nicht erkennen, was auf der Hülle abgebildet war, doch die anderen waren von Jungkooks Fund hellauf begeistert. J-Hope klatschte sogar aufgeregt in die Hände, was wohl eine Gewohnheit von ihm war, die ich in nächster Zeit öfters erleben würde. Der Film musste wirklich gut sein.

Namjoon erzählte mir, dass der Film unglaublich gut gemacht war. Das hätte mich stutzig machen müssen. Gut gemacht bedeutet, dass dort etwas nicht echt ist, aber total realistisch rüber kommt. Tja, selbst schuld, wenn du dein Hirn nicht einschältst.

Ich willigte ein den Film zu schauen. Mit englischen Untertiteln. Die Untertitel waren allerdings nicht wirklich nötig, da in dem Film mehr geschrien als gesprochen wurde. Denn wie sich herausstellte, war das Ganze ein Horrorfilm. Und das war auch der Grund, warum ich später nicht einschlafen konnte. Ich bin für solche Filme einfach nicht geschaffen.

Ich saß zitternd auf dem Tisch hinter den Jungs. Von dort aus hatte man den besten Blick auf den Fernseher. Juhu! Als J-Hope mir Chips anbieten wollte konnte ich mich nicht bewegen, weshalb er mit den Schultern zuckte und sich wieder nach vorne drehte. 

Als Namjoon mich, nachdem der Film zu Ende war, fragte, wie er mir gefallen hat, lächelte ich einfach nur und nickte. Zum Glück hat er meine zitternden Beine nicht gesehen... 

Alle wünschten mir eine gute Nacht (die hätte ich wirklich gebrauchen können) und gingen - ein paar nach oben, ein paar in den Gang - in ihre Zimmer.

Und da saß ich nun. Alleine. Noch immer auf dem Tisch. Unfähig mich zu bewegen. Ich hatte Angst wieder dieses Gesicht auf dem Fernsehbildschirm sehen zu müssen.

Es kam mir so vor, als wollte jemand sicher gehen, dass ich nicht einschlafen konnte. Als wäre es nicht schon schlimm genug, in einem fremden Bett ... Pardon (und ich meine die französische Aussprache) ... auf einem fremden Sofa schlafen zu müssen. Das Licht war noch an und ich war mir nicht sicher, ob ich es überhaupt noch ausschalten wollte. Die DVD-Hülle lag noch immer auf dem Boden. Hätte ich meine Brille dabei gehabt, wäre mir schon vor dem Anschauen des Filmes aufgefallen, dass ich ihn nicht sehen will.

Wieso mussten die kugelsicheren Pfadfinder ausgerechnet auf Horrorfilme stehen? Wieso konnten sie nicht auf ... Harry Potter stehen? Oder die Zauberer vom Waverly Place? Oder Tinkerbell? 

Schließlich schaffte ich es doch aufzustehen. Das Erste was ich tat war, die DVD-Hülle, ohne sie anzusehen, aufzuheben und an einen sicheren Ort zu legen...

Endlich legte ich mich auf das Sofa, auf dem Jin schon ein Kissen und eine Decke bereit gelegt hatte. Ich lag noch eine Weile lang wach da. Zuerst mit dem Gesicht zum Tisch, doch das war irgendwie gruselig. Dann in die andere Richtung, doch da hatte ich die Rückenlehne des Sofas vor dem Gesicht. Schließlich sah ich einfach zur Decke hinauf. Sie war weiß. Sehr interessant. Schließlich entschied ich mich doch das Licht auszumachen, sonst würde ich noch weniger Chancen haben einzuschlafen.

Das schlimmste an der Dunkelheit ist, dass man alle Geräusche lauter hört als sonst. Denn wenn man nichts sieht konzentriert sich das Gehirn auf die anderen Sinne. Ich war hellwach und lag angespannt da. Der Kühlschrank summte lauter als zuvor und ich hörte die Federn im Sofa, wie sie sich bogen, als ich mich umdrehte. Von irgendwo her hörte ich ein leises kläffen. Mein Herz klopfte wie wild. So als wolle es mir gleich aus der Brust springen.

Nach einiger Zeit wurden meine Augen schwer und fielen tatsächlich zu! Ein Wunder! Doch dann fragte ich mich, ob ich gerade wirklich eingeschlafen war oder einfach nur an einem Herzinfarkt gestorben war. Das wäre nämlich kein Wunder gewesen...



Annyeong!

Hoffentlich hat euch das Kapitel gefallen! Ist es nicht seltsam, dass ich in der Nacht am produktivsten bin? Genau dann, wenn ich eigentlich schlafen sollte, hab ich ich die besten Ideen. Obwohl... Das ist Ansichtssache. Naja, wie gesagt hoffe ich, dass euch das Kapitel gefallen hat😅

Annyeong!

~👽 

When the life is kidding you... ||BTS ff||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt