Wir hatten meinen Koffer wieder, doch mein Handy und mein Geldbeutel blieben verschollen. Meine Kreditkarte hatte ich sperren lassen und eine neue war auch schon beantragt worden. Außerdem hatte ich mir ein neues Handy besorgt.
Anna hatte sich total über Jungkooks Handynummer gefreut und stundenlang mit sich selbst darüber diskutiert, ob sie ihm gleich schreiben, ihn anrufen oder vielleicht doch noch etwas warten sollte.
Es war genauso witzig, wie es nervig war und ich war unglaublich froh, dass ich mich endlich wieder in einen anderen Raum zurückziehen konnte. Also saß ich in unserem gemeinsamen Schlafzimmer und stellte mein neues Handy auf mich ein.
Alles lief super, bis die Haustür aufging und Clara mit Einkaufstüten das Wohnzimmer betrat, in das ich auch wieder zurück gekehrt war, nachdem Anna endlich beschlossen hatte, ihn auf KakaoTalk anzuschreiben. Clara trug ein Croptop mit einem Käse-TS-Sandwich drauf (ich wusste vorher auch nicht, dass es sowas gibt) und hatte sich schon wieder umentschieden, was ihre Haarfarbe anging. Als wir sie zuletzt gesehen hatten, waren sie noch dunkelbraun gewesen, jetzt waren sie wieder etwas heller.
"Hallo, meine lieben Eintöpfe!" Ich ignorierte die Tatsache, dass sie wie eine YouTuberin klang. Sie wandte sich Anna zu. "Ich habe das gegoogelt, das ist richtig." Dann richtete sie ihre Worte wieder an alle WG-Mitbewohner. "Es war so langweilig, als ihr nicht da wart!" Bevor wir irgendwie reagieren konnten hatte sie bereit jedem einzelnen von uns sämtliche Organe aus dem Körper geknuddelt. "Ich habe mich sogar ein wenig umgesehen."
"Was hast du angestellt?", fragte Johanna.
"Nichts. Aber euer Kpop-Schrein ist wirklich unnormal. Ich habe übrigens in deinem Bett geschlafen, macht dir doch nichts aus, oder?" Ich sah Johanna mitleidig an, da wir alle wussten, dass Clara dazu neigte, im Schlaf zu sabbern. Sie würde später definitiv ihre Bettwäsche wechseln. Clara ließ sich neben mich auf das Sofa fallen und stellte die Tüten auf den Boden daneben. "Ich habe heute auf dem Feld Kilian getroffen und es war so awkward, Alter! Ich glaube, er wollte mit mir reden, ich meine, weshalb sollte er sonst zum Spiel kommen, er mag gar kein Fußball, aber er hat sich nicht getraut und hat nur immer so komisch rüber geguckt. Wegen ihm hab ich zwei Tore verschossen!"
Ich hatte ihr seit "Ich" nicht mehr zugehört und stattdessen die Tüten in die Küche gebracht, die ich dann ausgeräumt und in unserem Kühlschrank verteilt hatte. Dann klingelte es plötzlich an der Tür. Als ich aufmachte stand Iris vor mir. Sie war unsere alte Schulfreundin und Nachbarin, die uns die Wohnung vermittelt hatte. Sie sah erleichtert aus.
"Oh mein Gott, Emma! Ich habe mir solche Sorgen gemacht, seit du eine Woche länger weg warst und auch nicht ans Telefon gegangen bist!" Sie umarmte mich ganz fest.
"Mein Handy wurde geklaut und außerdem war die Woche mehr Urlaub nicht geplant, aber das ist eine lange Geschichte. Komm doch rein!" Im Wohnzimmer wurde Iris von allen begrüßt.
"Übrigens hat Nika angerufen, wegen irgendwelcher Videos", meinte Clara beiläufig und zuckte dann mit den Schultern.
"Echt? Wann?", fragte ich wachgerüttelt. Nikas YouTube Kanal hatte ich schon fast vergessen.
"Keine Ahnung. Montag?" Clara schien zwar nicht wirklich darüber nachzudenken, dennoch schien mir die Vermutung schlüssig. Ich nahm mir das Telefon, da ich Nikas Nummer noch nicht eingespeichert hatte und verzog mich ins Schlafzimmer.
"Hallo?"
"Nika?"
"Oh, Emma! Wo warst du? Ich habe so oft angerufen. Und wieso ist Clara rangegangen? Was macht sie in eurer Wohnung? Und wieso gehst du nicht ans Handy und rufst vom Festnetz an? Wieso habt ihr überhaupt noch ein Festnetz?"
"Nika, komm runter, okay?", meinte ich lachend. "Das Ganze ist eine extrem lange Geschichte, aber jetzt sag mir erstmal, warum du angerufen hast. Ich weiß, ich bin ein bisschen spät dran, aber vielleicht kann ich ja trotzdem helfen."
"Ich bin ziemlich spät dran mit dem Video und das mit diesem neuen Edit-Program checke ich noch nicht ganz. Kannst du mir das vielleicht so bald wie möglich fertig erklären?"
Tja, editing war mein Ding. Erst seit Kurzem, aber ich war schon besser darin als Nika, die schon seit einigen Jahren Videos zusammenschnitt.
"Klar. Ich komme sobald ich kann und dann erzähle ich dir von meinem Urlaub."
"Okay, bye!"
"Bye!"
Ich kehrte ins Wohnzimmer zurück und wir verbrachten den restlichen Tag zusammen. Wir lachten auch viel. Also wirklich viel. Es war fast wie zu unseren Schulzeiten. Nur, dass wir nicht mitten auf dem Pausenhof saßen und den anderen den Weg versperrten. Nicht mal den Autos hatten wir Platz gemacht (wir hatten ja ein Recht darauf dort zu sitzen, die Autos hatten dort nichts zu suchen). Außerdem fehlten noch einige unserer Pausenhofkumpels. Vor allem Nika und Laila, die zwei der wichtigsten Mitglieder der Pausenhofgang™ waren. Allerdings konnte ich mir vorstellen, dass die Beiden demnächst mal vorbei kommen würden, um zu sehen, ob wir weggezogen waren, ohne ihnen Bescheid zu sagen.
Ich hatte schon wieder ein Gefühl von Normalität. Als wäre die letzte Woche nie passiert und alles was davon zeugte, dass das Ganze wirklich stattgefunden hatte, war Anna, die regelmäßig auf ihr Handy schaute, kicherte und tippte.
"Leute, wo soll Clara jetzt eigentlich schlafen, wenn ihr wieder da seid?", fragte Iris, nachdem sie sich alles angehört hatte, was wir zu erzählen hatten.
"Sofa?", schlug ich vor. Clara warf einen prüfenden Blick auf unsere Sofa-Konstellation.
"Ich bin mir nicht sicher, ob mein Ego da rein passt." Ich lachte. Ein Teil von Claras Persönlichkeit ist übrigens der Meinung, dass es gut ist, sich selbst zu dissen, aber wir haben gelernt auch diesen Aspekt zu akzeptieren und uns darüber lustig zu machen.
"Du kannst ja zwei Sofas zusammenschieben, dann kann sich dein Ego neben dich legen", meinte ich grinsend.
"Haben wir nicht noch eine Matratze im Keller?", fragte Anna, die sich nur halbherzig in die Konversation einbrachte, da sie anderweitig beschäftig war (*Augenbrauentrampolin*).
"Ich kann sie holen", bot ich an. "Wenn mir jemand hilft zumindest. Ich könnte es ja locker alleine schaffen, aber ich haben einen Jetlag."
"Schon klar", meinte Iris schmunzelnd.
"Wir wollen deinen Schleim ja nicht überanstrengen", warf Clara ein und knetete meine Oberarme, die übrigens nicht schleimig, sondern hart wie Stahl waren!
"Hört auf damit!" Ich schüttelte Claras Hände ab und boxte dafür ihren Oberarm. Der im Gegensatz zu meinem tatsächlich die Dichte eines Stück Holzes besaß. "Wenn die Zombie Apokalypse kommt, erwischt es euch bestimmt als erstes. Und wenn nicht, dann bin ich der Grund, warum ihr schreiend davon lauft."
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When the life is kidding you... ||BTS ff||
FanficBTS ff "Wenn das Leben dir Steine in den Weg legt, dann heb sie auf und wirf sie dem Leben in die Fresse." Stell dir vor, du bist in einem fremden Land "gestrandet", ohne dein Handy, ohne Geld und ohne die geringste Ahnung, wo du dich befindest... D...