3. Niemand spricht meine Sprache

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Die Tatsache, dass hier keine Menschenseele herumlief wurde von einem Ball untermalt, der, vom Wind getragen, die Gasse hinunter rollte, was mich (mal abgesehen von den pinken Herzchen darauf) ironischer Weise an einen Steppenläufer erinnerte. Langsam fragte ich mich, ob ich mir das Grillenzirpen nur einbildete...

Ich musste wohl ziemlich komisch geguckt haben, denn Namjoon begann zu lachen.

"Don't worry! The group lives here in this house." Er nickte in Richtung des Gebäudes, welches sich vor uns aufbaute. Er ging auf die Tür zu, schloss auf und wies mich mit einer schwungvollen Geste dazu an einzutreten. Zögernd trat ich auf den erhöhten Eingang zu. Auf dem kleinen Treppenabsatz vor der Tür lag eine Türmatte. Mal ehrlich, wer achtet denn darauf, den Eingang auszuschmücken, wenn hier doch sowieso kein Schwein vorbeikommt? Beim näheren Betrachten fielen mir die koreanischen Schriftzeichen darauf auf.

"What does this mean?" Er lachte einfach nur und schob mich durch den Türrahmen. Was hatte das wohl zu bedeuten? Von drinnen strömte mir Wärme entgegen, die leichte Kopfschmerzen in mir hervor rief. Wir standen nun in einem kleinen Flur, in dem einige Schuhe herum lagen. Durcheinander, als wären sie nach dem Ausziehen einfach achtlos auf die anderen drauf geworfen worden, lagen die Schuhe auf dem Boden. Und das, obwohl direkt hinter dem Haufen ein Schuhschrank aufgebaut worden war, welcher offensichtlich nur von einer Person genutzt wurde.

"Wait here", meinte Namjoon, bevor er die nächste Tür aufmachte. Plötzlich blieb er noch mal stehen. Ihm war offensichtlich noch etwas eingefallen. "Oh, and take your shoes off, please!" Und schon war er hinter der Tür verschwunden. Zögernd schlüpfte ich aus meinen Schuhen ... und bereute es sogleich. Ich hatte doch tatsächlich meine pinken Socken mit den roten Herzchen darauf angezogen. Ich hatte sie, bevor ich zum Bahnhof gerannt war, um den Zug noch zu erwischen schnell übergezogen. Im Zug war es mir nicht aufgefallen und es wäre auch sonst überhaupt kein Problem gewesen, da man das unter den Schuhen gar nicht gesehen hätte. Naja, zumindest bis man sie ausgezogen hätte. Ich wusste nicht mal wieso ich diese bescheuerten Socken überhaupt eingepackt hatte, wieso ich sie überhaupt noch besaß. Ich zog also die Socken auch noch aus, obwohl ich es hasste meine Füße zu zeigen, stopfte sie in die Schuhe und hoffte niemand würde sie jemals finden...

Gedankenverloren sah ich mir den Schuhhaufen an, schüttelte den Kopf und entschied mich, entgegen meiner Natur, die Schuhe in den Schuhschrank zu stellen. Um dort jedoch heran kommen zu können, musste ich erstmal den Schuhsee überqueren. Ich machte einen großen Schritt. Nur leider nicht groß genug, denn ich stolperte, konnte mich aber gerade noch am Schrank festklammern, bevor ich mit dem Kopf den Boden berühren konnte. Ich zog mich an dem Regal hoch und richtete mich wieder auf. Ich war über zwei Schuhe gestolpert, die an den Schnürsenkeln zusammengebunden worden waren. "Hinter der Unordnung steckt also doch ein System", sagte ich zu mir selbst und zog eine Augenbraue hoch. Stolz, das nichts passiert war legte ich meine Schuhe auf dem Regalbrett ab, an dem ich mich kurz zuvor noch hochgezogen hatte, direkt neben ein pinkes Paar. Pink ist eine Farbe, die ich nicht besonders mag. Und wenn ihr jetzt denkt 'aber sie hat doch pinke Socken', dann muss ich erwähnen, dass ich diese Socken nicht mag und es auch die einzigen pinken sind, die ich besitze.

Beim erneuten Überqueren der Stolperfalle, war ich noch ein wenig mehr darauf bedacht mich nicht in einer der Schnüre zu verfangen. Mit Erfolg. Als ich sicher auf der anderen Seite des Schuhturms angekommen war (ich hab nicht mal halb so viele Schuhe und ich bin eine Frau), kam Namjoon zurück. Mit einer winkenden Handbewegung wies er mich dazu an ihm zu folgen. Hinter der Tür befand sich eine ziemlich verwinkelte Ess-Wohn-Küche. Von meiner Position aus sah man zuerst nur die Küche auf der linken Seite, doch bei weiterem Vordringen in den Raum sah man die relativ große Essnische mit einem hölzernen Tisch, einem zerschlissenen dunkelbraunen Sofa und zwei ebenso zerschlissenen braunen Sesseln rechts und links vom Tisch. Und dort in der Nische saß BTS. Sie sahen fern auf dem Fernseher, der an der dem Sofa gegenüberliegenden Wand hing. Auf dem Tisch lag ein halbleerer Pizzakarton. (Ich konnte ihn in meiner derzeitigen Situation einfach nicht halbvoll sehen) Leider konnte ich keinen von ihnen wirklich erkennen. Einer von ihnen schaltete jedenfalls den Fernseher stumm.

Namjoon sagte etwas auf Koreanisch und ein Mal erwähnte er meinen Namen. Alle Blicke waren auf mich gerichtet.

"Annyeonghaseo, Emma emnida", sagte ich schließlich stockend und verbeugte mich leicht. So viel Koreanisch hatte ich schon drauf.

"Oh!", sagte einer - es war eindeutig J-Hopes Stimme - und fing bewundernd an zu klatschen. Wie ich nun erkannte, war er derjenige mit der Fernbedienung. Er saß auf dem Boden, direkt vor dem Gerät.

Namjoon sagte erneut etwas auf Koreanisch, doch dieses Mal zettelte er damit eine Diskussion an. Irgendwie unangenehm kein Wort zu verstehen. Ein Mal hörte ich ein "jinja" heraus, doch mehr verstand ich nicht. Einer von ihnen sah ständig zu mir herüber, doch wer war mir schleierhaft. Plötzlich stand einer von ihnen auf, ging in den Flur - alle sahen ihm nach - und kam einige Sekunden später wieder. Als er sich setzte und etwas sagte, erkannte ich Seokjins Stimme. Unsicher trat ich von einem Bein aufs andere. Der ständige "unauffällige" Blick des Einen war nicht hilfreich. J-Hope war es nicht, Jin auch nicht und Rap Monster schon gar nicht. Suga war sicherlich derjenige, der sich quer auf einem der Sessel ausgebreitet hatte und schlief, also war er vorerst ausgeschlossen. Er war wohl irgendwann während der Diskussion eingeschlafen. Blieb also nur noch die "Maknae-Line".

Irgendwann sagte Namjoon etwas und hob seine Hand, woraufhin alle anderen ebenfalls die Hand hoben. Alle außer Suga, der noch immer im Sessel vor sich hin döste. Der Junge, der am nächsten bei ihm saß, rüttelte ihn wach und sagte etwas zu ihm, woraufhin er mich ansah und ebenfalls die Hand hob. Namjoon grinste mich an.

"You can stay here until you've found a way to get back home", erklärte er mir. Ich lächelte unsicher. Wenigstens war ich nun nicht mehr auf mich allein gestellt. Außerdem kam es nicht jeden Tag vor, einer seiner Lieblingskpopgruppen zu begegnen. Ich war froh darüber. Auch wenn ich eigentlich bis zu diesem entscheidenden Tag lieber ein bisschen mehr Koreanisch drauf gehabt hätte...



Annyeong!

Ich weiß weder, ob ich die koreanischen Wörter, noch, ob ich die englischen Sätze richtig geschrieben habe. Wenn es falsch war tut mir das leid.

Hoffentlich hat euch dieses Kapitel trotzdem gefallen.

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When the life is kidding you... ||BTS ff||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt