'η μητέρα'

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Ein Vogelschwarm flog über die Kirche. Donner erklang von der Ferne und der arktische Wind huschte über die Haut der Gäste was viele zum erzittern brachte. Die Blumen lagen wild verstreut auf dem dunklen Objekt vor ihnen. Der Sarg war übersät mit symbolischen Schnitzereien die an einen Blumengarten erinnerten. Doch man musste nah an das Kirschholz gehen um es zu erkennen. Das einzige Geräusch das erklang war das der Schaufeln die den Ruheort von Charlène Beaumont mit Erde überschütteten. Die Tränen waren schon längst vertrocknet und die Schluchzerei war auch verstummt. Alle Augen waren nach vorne gerichtet und verabschiedeten sich stumm von der Verstorbenen. Nur eine Anwesende hatte ihre Augen geschlossen. Und das obwohl sie in der ersten Reihe sass. Salena Beaumont wollte dies alles nicht sehen. Ihre Grossmutter soll als eine lebendige fröhliche Frau in ihren Erinnerungen bleiben.

Das Loch war endlich zugeschüttet und jeder erhob sich und kehrte zur Kirche zurück wo etwas Proviant zur Stärkung lag und man sich über gemeinsame Geschehnisse unterhalten konnte. Roland Beaumont flüsterte seiner einzigen Tochter etwas ins Ohr und verschwand zügig. Als sie dann endlich ihre Augen wieder öffnete realisierte sie das alle schon gegangen sind. Doch dann erblickte sie eine verschleierte Frau ganz hinten. Salena hätte ihr an solch einem Tag eigentlich keine Beachtung geschenkt, hätte sie nicht die Haare dieser Unbekannten gesehen. Es war der exakt selbe Ton in dem auch ihre strahlten. Als der Wind den dünnen Schleier nach oben bewegte, weiteten sich Salenas Augen. Es blieb nicht nur bei den Haaren, dieses Gesicht ähnelte zu sehr ihrem.

,,Was hast du hier zu suchen?''

,,Ich wollte mit dir reden, in so einer schweren Zeit braucht man jemanden der bei einem ist.''

,,Als du mich im Stich gelassen hast, gabst du dein Recht neben mir zu stehen auf. Und denk nicht, dass ich dich jemals in mein Herz schliessen werde. Der einzige Teil in mir der das bewerkstelligen hätte können, starb vor ein paar Tagen mit Oma.''

‚, Denkst du ich habe mein einziges sterbliches Kind gerne aufgegeben?! Ich habe dich nie vergessen können und habe dich immer heimlich beobachtet. Deine ersten Schritte, dein erster Schultag, als dir das Herz gebrochen wurde von diesem Jungen in der 3.Klasse, wofür er später natürlich bezahlt hat.''

Den letzten Teil murmelte sie zwar aber der Rest war geprägt voller Emotionen. Sprach sie tatsächlich die Wahrheit? Selbst wenn das alles stimmte, es würde nichts ändern. Salena hatte keinen Stalker als Kind gebraucht sondern eine Mutter. Und jetzt war es 18 Jahre zu spät dafür.

,, ...ich fand es schon seltsam das er am nächsten Tag mit einem gebrochenen Bein in die Schule kam.''

,,Siehst du? Ich war immer an deiner Seite, du wusstest es bloss nie. Charlène und Roland hätten die Wahrheit nie verkraftet. Die beiden sind streng katholisch und diesen Glauben zu zerstören war einfach keine Option für mich Salena.''

Hera kam mit langsamen Schritten auf ihre Tochter zu während sie sprach und es schien so als wollte sie die Kleine in die Arme schliessen. Salenas abwehrenden Signale bemerkte sie nicht was auf ihr uraltes Leben zurückzuführen war.

'Wie alt war meine Mutter eigentlich? Ich wusste praktisch nichts über die Frau die mich gebärt hat und da mein ganzes Leben bereits so verlief, konnte ich auch einen weiteren Tag warten.' Diese Sachen schossen Salena nur so durch den Kopf. Ihr war klar das sie nur eine Option übrig hatte.

Sie rannte los.

Es war Salena egal wo ihre Beine sie hintrugen, sie wollte einfach weg. Heute war die Beerdigung ihrer Grossmutter die sie voller Liebe erzogen hat und heute hatte sie ebenfalls die erste Begegnung mit ihrer Erzeugerin, die sich der Erziehung entwendet hat. Es war einfach zu viel für so ein junges Mädchen. Man konnte es ihr auch nicht übel nehmen wenn sie kurz von der Trauerfeier verschwindet. Ronald ist auch zum spazieren kurz weg gegangen, um sich den Kopf zu klären. Liegt vermutlich in der Familie.

,,Papa?''

Es war nur ein leises Flüstern obwohl es ein lauter Ruf hätte sein sollen. Salenas Geschwindigkeit wurde abrupt verlangsamt. Sie konnte ihren Vater schon vom weiten erkennen. Nur das der vorher weinende Mann, nicht mehr traurig aussah sondern eher glücklich. Doch das war nicht das einzige Seltsame an ihm.

Ihr Vater war nämlich nicht allein. Eine zierliche rothaarige Frau stand neben ihm. Sie trug ein klassisch geschnittenes Kleid mit der entsprechenden Trauerfarbe, dass ihr Haar nur noch mehr zum erstrahlen brachte.

Salena hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch, doch ignorierte es. Sie war vermutlich nur eine Bekannte die ihr Beileid ausdrücken wollte. Das war auch bestimmt derselbe Grund warum die Beiden sich gerade in den Armen lagen. Doch als ihr Vater seine Hand hob und unter ihr Kinn platzierte, ihren Kopf nach oben bewegte und die beiden einen leidenschaftlichen Blick teilten, wusste Salena das ihre Theorie falsch war. Der Kuss den ihr eigentlich herzzerbrochenen Vater mit dieser Unbekannten teilte, besiegelten ihre grössten Ängste.

Als sie sich umdrehte und dieses Bild vergessen wollte, erkannte Salena das Hera genau dasselbe gesehen hatte.

Nur das in ihren Augen kein Verrat zu sehen war, sondern nur Trauer sich zu erkennen gab.

Die Königin der Götter hatte soeben den einzigen Mann verloren den sie jemals geliebt hatte. Doch das was ihr Herz zum schmerzen brachte war nicht die Szene vor ihr. Sondern das Hera es schon bei der ersten Begegnung mit Roland wusste. Dieser Mann hatte ein glückliches Leben verdient. Eins das sie ihm einfach nie bieten konnte.

Ihre Liebe zu ihm war zum Scheitern verurteilt, doch seine treue und reine Seele liessen ihr Herz immer höher schlagen. Mit einem Ehemann der hunderte von Liebschaften pflegte und früher an jeder Ecke Kinder zeugte, hatte sie nie das Gefühl geliebt zu werden. Begehrt wurde sie schon aber die wahre Liebe fand sie nicht in Zeus. Als Göttin der Ehe und Familie konnte sie sich auch nicht von ihm trennen oder scheiden lassen. Das war einfach nicht möglich. Doch seine ausserehelichen Liebesabenteuer waren der einzige Grund warum er ihr verzeihen konnte und er schwor, dass Salena kein Haar gekrümmt werden würde.

Selbst wenn ihr Kind nie etwas mit ihr zu tun haben möchte, solang es ein langes und erfülltes Leben führte war Hera glücklich.

Ich wusste, dass Hera noch ein Herz hatte

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Ich wusste, dass Hera noch ein Herz hatte.😭

Blütenträume•Nico di AngeloWo Geschichten leben. Entdecke jetzt