μητέρα

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                   Hera
Wo man auch blickte, überall waren Sonnenblumen zu finden. Sie haben sich alle in Richtung Sonne gedreht um Apollo ihre Dankbarkeit auszudrücken. Er sitz vermutlich auf seinem Thron der mit übertrieben vielen Juwelen verziert ist und trällert eines seiner schrecklichen japanischen Gedichte.

Hunderte Nymphen und niedrige Göttinnen werden um ihn herum sitzen und mit Trauben und Ambrosia füttern und jedes Mal wenn Apollo einen Laut von sich gibt, wird ein grosses Seufzen durch die Runde gehen. Seine Augen werden mit Verlangen gefüllt sein und diese weiblichen Wesen als Tribut ansehen. Er war das komplette Gegenteil von seiner Schwester.

Artemis war eine männerhassende Anarchistin die mit ihrer kleinen Armee von pubertierenden Mädchen, die eigentlich längst ihre Zeit auf Erden überschritten haben, auf Jagd nach mystischen Wesen geht und diese kaltblütig abschlachtet. Poseidon holt sich dann meistens etwas von ihrer Beute für eines seiner Poolpartys und Athene isst sie gerne als kleiner Snack für zwischendurch während dem Strategieplanen.

Ares liegt entweder mit dem Flittchen Aphrodite im Bett oder denkt sich den nächsten Weltkrieg aus, als wären zwei nicht schon genug gewesen. Hephaistos baut vermutlich seine nächste wiederliche Falle für die beiden und Demeter wird ständig zu ihm gehen um Gerätschaften zu kriegen für ihre unzähligen Befreiungsversuche um Persephone von ihrem ''Leiden'' in der Unterwelt zu retten. Als wäre es nicht jedem bewusst dass die Kleine die Aufmerksamkeit und die Macht an Hades Seite geniesst. Vom hübschen Blumenmädchen zur Herrscherin der Unterwelt. Könnte ich sie leiden, wär ich beeindruckt. Zeus vergewaltigt vermutlich gerade eine andere arme Seele in Tiergestalt und hofft, dass ich keine Rache an ihm ausüben werde. Obwohl das sehr unrealistisch ist seit wir unsere Abmachung vor ein paar Jahren getroffen haben.

Er kann seinen Gelüsten nachgehen, dafür lässt er meine Tochter in Ruhe. Zuneigung und Freundlichkeit einem anderen gegenüber war etwas Fremdes für mich, aber seit ich Salena bekam, änderte sich meine ganze Welt.

Menschen, aber auch Demigötter, waren nur eine Last die alles für uns komplizierter machten und nur viele Konflikte verursachten. Roland Beaumont war keine Ausnahme von dieser Feststellung. Sein charismatisches Lächeln und seine intellektuelle Sprachweise hatten mich nur für einen Moment zu lange betört und ehe ich es mich versah waren wir ein  Liebespaar. Als ich dann auch noch schwanger wurde, war mir klar, dass ich diese Verbindung zwischen uns abbrechen musste.

Würde jemand die jetzige Situation erblicken, würde man annehmen, dass es sich bei der Person vor mir um meine Zwillingsschwester handelt. Wir saßen zusammen an einem Tisch im Café Emanuelle und tranken unseren Tee während unsere Augen auf dem Eiffelturm lagen. Ich war in einem schlichten Kleid gekommen und meine Tochter hatte sich für sehr lockere Jeans und einen buntgestreiften Rollkragenpullover entschieden, der mich an meine Eskapaden in den 80er-Jahren erinnerte.

Wenn ich mich richtig erinnerte bezeichnen die Sterblichen, die diese Kleidung tragen, sich selber als ,,Hipster". Die genaue Definition muss ich mir jedoch später von einem moderneren Wörterbuch holen.

,,Worüber wolltest du mit mir reden? Wenn du mich nur anschweigst dann kann ich ja gehen. Ich verpasse die Eröffnung der Brombeerseason für unser Gespräch hier."

Mein Tonfall war zärtlich, meine Worte waren das Gegenteil. Ich wünschte Salena wäre nicht mein erstes sterbliches Kind. Etwas Erfahrung hätte mir jetzt echt weitergeholfen. Ihre Augen wirkten leblos. Dies beunruhigte mich etwas. Dabei war ich so glücklich als sie mich endlich treffen wollte. Meine Worte schienen sie nur noch mehr zu bedrücken. Langsam dämmerte es mir für was dieses Gespräch gedacht war.

,,Wie geht es deinem Vater?''

Salena zuckte kurz zusammen. Ihre vom Winde verwehten Haare, das blasse Gesicht und die zitternden Hände waren vermutlich nicht wegen dem Wetter verursacht, sondern etwas viel tieferes steckte dahinter. Meine Vermutung hat sich gerade bestätigt. Wie eine wunderschöne Frau sich Roland um den Hals geworfen hatte, kam mir wieder ins Gedächtnis. Ich schüttelte den Kopf. Dieses Bild wollte ich für immer vergessen. Ein kleiner Teil meines Herzens wird für immer Roland gehören, ob ich es will oder nicht.

Unsere Beziehung war wie eine Kerze die für eine kurze Zeit lichterloh brannte und alles in einen romantischen Schein tauchte, aber als die Flamme unten angelangt war, erlosch sie. Und die Liebe zwischen Roland und mir erlosch ebenfalls. Den restlichen Wachs aus meinem Herzen zu kratzen funktionierte leider nicht, was dieser Moment an Charlènes Beerdigung nur schmerzvoller machte. Die Frau konnte mich nicht sonderlich leiden da ich ihren katholischen Glauben nicht teilte, was ziemlich ironisch ist wenn man meine wahre Persönlichkeit kennt, aber sie war eine vorbildliche Grossmutter und ersetzende Mutterfigur für Salena.

,,Ich weiss es nicht. Es ist mir auch ziemlich egal.''

,,Wir wissen beide, dass du nicht die Wahrheit sprichst Salena. Du liebst deinen Vater und es ist in Ordnung enttäuscht von ihm zu sein. Nicht einmal die Götter sind annähernd perfekt, was willst du dann von einem Menschen erwarten?''

,,Er hat einfach seine Koffer gepackt und ist mit dieser Frau auf und davon! Als wär ich unwichtig in seinem Leben geworden.''

,,Oder er wollte dich nicht mit seiner Trauer überschütten und dir keine Sorgen bereiten.''

,,Aber ich bin seine Tochter! ER HAT MIR NUR EINE POSTKARTE GESCHICKT. Eine bescheuerte Postkarte in all dieser Zeit...als wär ich das lästige Steueramt, dass ein paar Dokumente verlangt, damit es dich für ein weiteres Jahr in Ruhe lässt.''

Ich wusste diese Frage würde kommen und ich war froh meine Dienerinnen durch die ganze Welt zu schicken um mir die gewünschte Information zu beschaffen. Und wie immer kamen sie erfolgreich zurück, sonst hätten sie nicht mehr lange gelebt.

,,Er ist in Indien, Salena. Er und Constance, die Frau mit der du ihn gesehen hast, helfen eine neue Infrastruktur dort aufzubauen, nachdem der letzte Monsun grosse Schäden hinterlassen hat. Und er vermisst dich sehr, glaub mir.''

,,Wirklich? Warum hat er mir sowas verschwiegen?''

..Damit du dir keine Sorgen machst wie du es gerade jetzt tust. Ich müsste nicht einmal eine Göttin sein um die Sorgen die du hegst zu sehen. Und trink deinen Tee zu Ende und ich bringe dich zum Camp zurück, ich bin mir sicher du wirst schon vermisst.''

Salena schien kurz zu erstarren und lief rot im Gesicht an und plötzlich nahm ich Schuldgefühle von ihr wahr, doch bevor ich sie darauf ansprechen konnte drehte sie sich zu mir und schenkte mir ihr grösstes Lächeln.

,,Danke Mitéra.''














Mitéra - Mutter

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 24, 2019 ⏰

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Blütenträume•Nico di AngeloWo Geschichten leben. Entdecke jetzt