Kapitel 5

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„Hallo? – Hey hier ist Marcel, kennst mich noch? – Na klar, wir haben uns ja vorhin erst gesehen. – Ja stimmt, ich wollte dich fragen was du morgen machst? – Ehm ich bin in Bochum, muss hier einiges klären. – Was machst du da? – Wohnen? – Achso, das hat Marco gar nicht erwähnt, also wie sieht’s aus? – Ehm wie gesagt ich bin in Bochum. – Kann man in Bochum irgendwo Essen gehen? – Ja klar warum? – Dann such du ein Restaurant raus, schick mir deine Adresse, ich bin um acht da. Bis morgen dann. – Ja bis morgen, ich freu mich.“ Damit legte ich auf. Ok so schnell ging es und ich hatte ein Date. Ich rief erst einmal Ann an. Sie war zwar nicht begeistert, aber meinte es sei meine Sache. Irgendwann abends kam dann auch endlich mein Vater Nachhause in Begleitung von Amanda, Lukas und Lisa. „Madeleine?“ „Oben“ „Komm mal runter, wir waren einkaufen“ Mein Gott schon wieder einkaufen? Ich lief die Treppe runter und Lukas schaute mich mit großen Augen an. „Wo sind die Sportsachen hin? Du siehst scharf aus.“ „Fresse“ Man der Typ ging mir auf die Nerven. Jetzt kam Amanda zu mir und zupfte an mir rum. „Wer hat dir das Kleidchen denn ausgesucht, das ist hier…“ „Schluss jetzt. Was wollt ihr?“ „Wir dachten wir gestalten dein Zimmer etwas um und haben schon mal nach Möbeln geschaut.“ „Ihr habt was???? Seit ihr Wahnsinnig?“ „Wisst ihr was ihr könnt mein ganzes Zimmer so umgestalten wie ihr wollt, ich bin weg.“ Ich lief in mein Zimmer, schnappte mir eine Tasche, stopfte ein paar Sachen rein und lief die Treppe wieder runter. „Was soll das heißen?“ „Ich ziehe nach Dortmund mit Ann zusammen.“ Damit knallte ich die Tür zu und stieg in mein Auto. Ich fuhr erst mal zu Mac und aß etwas. Mittlerweile war es schon fast elf. Ich saß einfach nur bei Mac und dachte nach. Ich schrieb Ann eine Nachricht, dass ich mir das mit der Wohnung überlegt hatte. Es war schon fast zwölf und ich überlegt was ich jetzt machen sollte. Zu Mario konnte ich ja schlecht, wenn Ann da war. Und zu Marco? Konnte ich zu Marco? Wo sollte ich denn sonst hin. Nachdem ich mich dazu entschieden hatte zu Papa zu ziehen, konnte ich auch nicht mehr zu Mama. Sie redete ja nicht mal mehr mit mir. Ich setzte mich ins Auto und fuhr einfach los. Etwa eine halbe Stunde später stand ich vor Marcos Wohnung und klingelte. „Oh Gott Madi was ist los? Komm rein.“ Marco zog mich in die Wohnung und drückte mich. „Warum weinst du?“ Weinte ich? Mein Gott ich merkte nicht einmal dass ich weinte. „Madi?? Was ist los?“ Ich schüttelte nur den Kopf und zog Marco noch näher zu mir. Ich wollte jetzt Ablenkung, an das alles nicht mehr denken, einfach abschalten. Ich begann Marco zu küssen und fuhr ihm mit der Hand unters Shirt. Marco nahm meine Hände und hielt sie fest. „Madi nicht, willst du nicht drüber reden?“ „Nein. Ich will vergessen.“ Wieder küsste ich ihn und diesmal ging er auch drauf ein. Wir schliefen ein erneutes Mal miteinander. Danach legte ich meinen Kopf auf Marcos Brust und dieser malte Kreise auf meinen Rücken. „Madi rede mit mir.“ Konnte ich Marco das erzählen, was nur Mario wusste? Ok ich vertraute ihm und er mir ja scheinbar auch. Aber wirklich alles? Nicht mal Ann wusste alles. Nur Mario. „Also?“ „Ich hab niemand.“ „Wie meinst du das?“ „Mein Papa und Amanda wollen mein Zimmer so gestalten, wie es ihnen gefällt. Meine Mama redet nicht mehr mit mir weil ich zu meinem Vater gezogen bin. Und meine Freunde, ja die reden auch nicht mehr mit mir.“ „Hast du nicht gesagt du hast einen Bruder? Wieso reden deine Freunde nicht mehr mit dir?“ Jetzt konnte ich einfach nicht mehr, ich weinte hemmungslos. Marco zog mich hoch und schaute mich an. „Man was ist denn los?“ „Mein Bruder ist gestorben“ Ich bekam es fast nur unter schluchzen hinaus. Marco zog mich einfach nur ganz fest an ihn und rieb mir beruhigend über den Rücken. „Meine Mutter hat damals meinem Vater die Schuld gegeben, weil er mit Ben unterwegs im Auto war. Dann haben sie sich nur noch gestritten und schließlich scheiden lassen. Ich hab mich dafür entschieden zu Papa zu ziehen, weil ich sauer auf Mama war, dass sie Papa die Schuld gegeben hat.“ Ich schluchzte immer noch und Marco strich mir einfach nur über den Rücken. Irgendwann schief ich in Marcos Armen ein.

Am Morgen streckte ich mich. „Morgen“ „Morgen, konntest du einigermaßen gut schlafen?“ „Ja danke dass du da warst und zugehört hast.“ „Tut mir leid, also wegen deinem Bruder.“ „Ist ok, danke. Ich hab mich damals komplett abgekapselt, wolle mit keinem was zu tun haben. Tja jetzt steh ich alleine da.“ „Quatsch du bist nicht alleine. Ich bin für dich da. Mario ist da, Ann ist da, wir sind alle für dich da. Marios Eltern, die lieben dich wie wenn du ihre eigene Tochter wärst. Du bist nicht alleine.“ Marco kam mir wieder näher und strich ganz vorsichtig über meine Wange."Ich bin für dich da." Er hauchte mir einen leichten Kuss auf den Mund und zog mich dann wieder an sich. So lagen wir etwa bis Nachmittag, bis mir das Essen mit Marcel einfiel. „Marco?“ „Mhh?“ „Ich treffe mich heute Abend mit Marcel, er hat mich gefragt ob ich mal mit ihm ausgehe.“ Marco schaute mich mit einer Mischung Enttäuschung, Wut und noch irgendwas anderem an. „Ich sollte ihn anrufen und ihm sagen ob er mich hier holen kann?“ Ich ließ es absichtlich wie eine Frage klingen, aber Marco ging nicht drauf ein, sondern schaute weg. Dann eben nicht. Ich rief bei ihm an, er klang nicht begeistert, dass ich bei Marco war, aber wo sollte ich denn sonst hin? Danach rief ich Ann an und wir verabredeten uns für morgen. Ich wollte so schnell wie möglich was Eigenes haben. Ich ging wieder zu Marco ins Schlafzimmer, der einfach nur im Bett lag und an die Decke starrte. „Marco? Alles in Ordnung?“ „Ja. Wann kommt Marcel?“ „Marco? Ist echt alles in Ordnung?“ „Jaa“ Jetzt klang er genervt. Ich ließ ihn in Ruhe und verließ das Zimmer. Ich machte mich schließlich fertig und wartete auf Marcel. Marco hatte mit mir kein Wort mehr gewechselt.

Es klingelte und ich ging runter. „Marco ich bin weg, bis nachher.“ Natürlich keine Reaktion von Marco. „Hey du siehst gut aus.“ „Danke, können wir?“ Marcel hielt mir die Tür seines Autos auf und stieg selbst ein. „Warum bist du jetzt doch nicht in Bochum?“ Darüber konnte und wollte ich mit Marcel nicht reden. Ich musste schon wieder mit den Tränen kämpfen. Ich wollte nicht vor Marcel weinen. Schon gar nicht wollte ich ihm irgendetwas davon erzählen. Ich kannte ihn überhaupt nicht. Marco vertraute ich einfach, das war etwas ganz anderes. Ich schüttelte nur mit dem Kopf und schaute aus dem Fenster. „Madi?“ „Mhh?“ „Warum du nicht in Bochum bist.“ Mittlerweile ging es wieder also drehte ich mich zu Marcel. „Ist nicht so wichtig, ich mach morgen was mit Ann und dann ist es praktischer schon hier zu sein.“ „Und warum wohnst du bei Marco?“ „Weil wir Freunde sind und er mir es angeboten hat.“ „Freunde?“ Er ließ das Wort Freunde komisch klingen. „Ja Freunde, aber sind wir hier um über Marco und mich zu reden?“ Ich konnte nicht verhindern, dass ich leicht sauer klang. „Bitte Entschuldige. Natürlich nicht.“ Wir waren in einem wirklich schönen Restaurant Essen und danach liefen wir durch einen Park. Es war wirklich schön mit Marcel. „Woran denkst du?“ „An dich“ Ich sah ihn Grinsend an. „An mich?“ „Jap“ Er nahm meine Hand und zog mich näher zu sich heran. „Und was denkst du so über mich?“ „Das der Abend mit dir wirklich schön war. Danke.“ Er legte eine Hand an meine Wange und fuhr vorsichtig mit den Fingern über meine Lippen. Er kam immer näher und näher, bis sich unsere Lippen schließlich trafen. Am Anfang war er noch zögerlich und brach den Kuss ab und schaute mich an. Ich wusste in diesem Moment nicht so wirklich wo mir der Kopf stand. Ich lächelte leicht und das war also die Einladung für Marcel, sodass er mich noch einmal und diesmal auch etwas stärker küsste. „Wollen wir noch zu mir?“ Er hauchte es nur aber ich verstand es trotzdem. Sollte ich? Ich wusste im Moment nicht so wirklich was ich machen sollte. Ich meine was er vor hatte war klar. Sicher kein Kaffee trinken. Aber wollte ich wirklich mit Marcel schlafen? Was wollte ich eigentlich? „Kann ich vielleicht bei dir schlafen? Ich will Marco nicht wecken.“ Kam das gerade ernsthaft von mir? Scheinbar schon. Marcel nahm es mit einem Nicken hin und öffnete mir die Tür des Wagens.

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