Kapitel 13

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Die Nacht war wirklich schrecklich und ich wachte immer wieder auf. Jedes Mal wenn ich aufwachte, war Marco wieder zur Stelle und sorgte dafür, dass ich mich wieder beruhigte. Morgens dann schlief ich wirklich gut. Irgendwann wachte ich auf und konnte mich keinen Millimeter bewegen. Marco hatte mich fest im Griff. Beide Arme waren um mich geschlungen und er lag noch fast auf mir drauf. Ich musste erst einmal grinsen. Irgendwie fühlte es sich ja gut an so nah bei Marco zu sein. Ich lag bestimmt noch eine halbe Stunde so bei Marco bis er sich langsam regte. „Morgen.“ Ich grinste ihn an. Er machte keine Anstalten mich loszulassen. „Hey wie geht’s dir?“ „Besser danke. Tut mir Leid das ich so scheiße zu dir war, das war nicht fair. Ich hatte einfach Angst.“ „Schon ok, jeder macht mal einen Fehler.“ „Nein im Ernst, danke dass du da warst.“ „Immer.“ „Immer ist ein ziemlich langes Wort, sag so was nicht wenn du es nicht ernst meinst.“ Ich drehte mich aus Marcos Umarmung, stand auf und ging ins Bad. Als ich runter ging bekam ich ein Gespräch von Marco, Mario und Ann mit. Eigentlich wollte ich nicht lauschen, aber als ich merkte das ich das Thema war, ging es eben nicht anders. „Leute mal ehrlich, was mach ich falsch?“ Das war Marco. Er klang ziemlich schlecht gelaunt. „Hat sie mit dir geredet?“ Diesmal war es Ann die, die Frage stellte. „Nein scheinbar redet sie mit jedem außer mit mir. Ich weiß nicht was ich ihr getan habe das sie mich so straft aber ich hab langsam echt kein Bock mehr. Einmal küsst sie mich und dann lässt sie mich wieder eiskalt stehen. Ich versteh sie einfach nicht.“ „Marco wenn du’s ernst mit ihr meinst musst du ihr einfach etwas Zeit geben. Das alles ist grade nicht so leicht für sie, vor allem die Sache mit ihren Eltern. Rede mit ihr.“ Mario war einfach der beste Freund den man sich wünschen konnte. Ich ging die Treppe noch einmal leise hoch und zog mich um. Ich hatte einen Entschluss für mich gefasst – Ich würde mit Marco reden. Aber dafür musste er einfach alles wissen und es gab nur einen Ort an dem ich ihm alles erzählen wollte und das war daheim, also in Bochum. Ich kam mit einer langen Jeans und einem Shirt die Treppen runter und setzte mich auf Marcos Schoß. „Morgen ihr drei.“ Marco schaute mich verdutz an. Ich gab ihm einen kleinen, kurzen Kuss auf den Mund und wendete mich dann wieder Mario und Ann zu. „Habt ihr Pläne für heute?“ „Ja Mario will das Wohnzimmer und den Flur streichen.“ „Will ich gar nicht, Marco sag doch mal was.“ „Sorry Bro das ist deine Freundin.“ „Marco nicht so frech, du kannst Mario ja helfen.“ Jetzt grinste Mario triumphierend und Marco zog eine Schnute. „Nee Marco ist für heute entlassen, ich will mit ihm nach Bochum fahren.“ Als ich das ausgesprochen hatte, begann Mario zu lächeln und Marco schaute mich fragend an. „Aber glaub nicht das du deswegen nicht streichen musst Schatz.“ Das war jetzt Ann, die fabelhaft dafür sorgte, dass unsere Wohnung langsam aber sicher Farbe bekam. Später stand ich in der Küche und räumte das Geschirr ein. „Wirst du mit Marco reden?“ Mario stand hinter mir. „Ja, ich hab vorhin euer Gespräch mitbekommen und naja ich wusste nicht, dass es ihn so mitnimmt, dass ich ihm das noch nicht alles erzählt habe. Aber naja ich bin das einfach nicht gewohnt das jemand so oft nachfragt und sich sorgen um mich macht.“ „Ach Süße“ Mario zog mich in eine Umarmung und so stand ich lange mit Mario in der Küche bis sich jemand räusperte. „Stör ich gerade?“ „Nein Marco du störst nicht.“ Ich drückte Mario nochmal dankend. Ich ging nochmal in mein Zimmer schnappte mir meine Tasche, ein paar Fotos, die ich Marco dann auch zeigen wollte und ging wieder runter zu den Jungs. „Hey Mario viel Spaß beim Streichen nachher.“ Marco klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. „Freu dich nicht zu früh, mein Zimmer ist auch noch nicht gestrichen.“ Jetzt war es Mario der grinste. Ich nahm Marcos Hand und zog ihn aus der Tür. „Wir sind weg, viel Spaß euch.“ „Warte wollen wir nicht mit meinem Auto fahren?“ „Ja können wir aber ich fahre.“ Er schmiss mir kritisch seinen Schlüssel zu. „Aber fahr vorsichtig ja?“ Ich grinste ihn nur an und stieg ein. Wir fuhren etwa eine halbe Stunde und keiner sagte etwas während der Fahrt. Ich überlegte die ganze Zeit wie ich Marco am besten alles erzählen sollte. Wenn ich schon anfing zu erzählen, wollte ich ihm alles sagen. Ich hatte ein wirklich schlechtes Gewissen, aber ich war es einfach nicht gewohnt, dass jemand so interessiert war. „Wo fahren wir denn hin?“ „Nicht mehr lange, noch ein Stück. Wirst du dann schon sehen.“ Keine 5 Minuten später hielt ich an. „Wo sind wir hier?“ „Das ist der Garten von meinem Opa, der ist aber grade im Urlaub. Ich war früher immer mit Ben hier.“ Allein schon wenn ich Ben erwähnte musste ich heftig schlucken. Wir stiegen aus und ich nahm Marcos Hand und zog ihn hinter mir her. Ich schloss das Gartentor auf und wir gingen auf das Grundstück. „Wirklich schön der Garten hier.“ „Ja aber leider kommt nur noch mein Opa hier her. Komm mit.“ Ich ging schnell ins Gartenhaus und holte eine Decke und ging dann wieder zu Marco. „So, da gehen wir jetzt hoch.“ Ich zeigte auf das Baumhaus und stellte eine Leiter hin. „Und das hält?“ Marco schaute sich das ganze kritisch an. „Ja sicher hält das. Jetzt komm schon.“ Als wir oben waren schaute Marco das hier alles immer noch kritisch an. „Also? “ „Also, das Baumhaus haben Ben mein Dad und ich gebaut, als wir noch eine Familie waren.“ Marco schaute mich mitfühlend an und nahm meine Hand. „Ich war damals sieben, Ben war schon elf. Wir haben bestimmt ein halbes Jahr daran gebaut. Jetzt kommt nur noch mein Opa her, weil meine Mutter und mein Dad nichts mehr mit dem allen hier zu tun haben wollten. Bis zu dem Unfall von meinem Dad und Ben waren wir eigentlich eine ganz normale Familie und dann kam damals der Unfall. Ben war bei seiner Freundin und die beiden hatten scheinbar einen ziemlich heftigen Streit. Ben hat Dad angerufen ob er ihn abholen kann und dann passierte der Unfall. Ben war sofort Tod und Dad hat eigentlich fast gar nichts abbekommen.“ Jetzt brauchte ich erst mal eine Pause. Mir liefen schon wieder die Tränen, wie eigentlich immer bei diesem Thema. „Hey alles ok. “ Marco zog mich zu sich und drückte mich. Ich atmete einmal tief durch. „Also meine Mum hat dann meinem Dad die Schuld an dem Unfall gegeben, die beiden haben nur noch gestritten und sich irgendwann scheiden lassen. Meine Mutter hatte dann immer wieder andere Kerle und als mein Dad dann Amanda kennengelernt hat, ist er ausgezogen. Das war da wo ich nach Dortmund gekommen bin. Meine Mutter wollte damals das ich bei ihr bleibe, aber irgendwie war ich sauer auf sie weil die Dad einfach die Schuld an dem Unfall gab und er überhaupt nichts dafür konnte. Dann hab ich gesagt ich zieh zu Dad und das fand meine Mutter nicht so toll und redet jetzt kein Wort mehr mit mir und Dad.“ „Und warum ziehst du jetzt nach Dortmund?“ „Weil Amanda mein Zimmer so gestalten wollte, wie es ihr gefällt weil ich ja schon 19 bin und irgendwann sowieso ausziehe. Ich meine hallo dann muss ich da doch gar nicht mehr hin.“ „Und warum hast du so Angst davor einfach zu sagen dass du mit mir zusammen sein willst?“ „Schau doch mal meine ganze Familie ist ein totales Chaos, mein Bruder hat sich mit seiner Freundin gestritten und ist danach verunglückt. Meine Eltern haben sich scheiden lassen und weder meine Mutter jetzt noch mein Vater sind in der Lage eine vernünftige Beziehung zu führen. Meine Eltern haben sich scheiden lassen, obwohl sie sich ja scheinbar geliebt haben und naja warum sollte das bei mir anders sein?“ „Engel hör mal zu, dass ist totaler Quatsch jeder Mensch ist anders und ich hab dir das schon mal gesagt, zu einer Beziehung gehören immer zwei und es kommt auch darauf an was der andere Partner macht. Ich liebe dich hörst du und wir beide werden das nicht so versauen wie deine Eltern.“ Irgendwie musste ich lächeln und trotzdem liefen mir noch die Tränen. „Tut mir Leid, dass ich dir das nicht alles erzählt habe, aber irgendwie war ich es einfach nicht gewohnt dass jemand so viel Interesse zeigte und naja das hat mich irgendwie verunsichert.“ Marco zog mich zu sich hoch und küsste jede einzelne Träne weg. „Ich will nicht das du so weinst ja? Du siehst lächelnd viel hübscher aus.“ Bei dem Satz musste ich lächeln, Marco zog mich zu sich und küsste mich ganz leidenschaftlich. „Baby ich bin froh das du mir das alles erzählt hast, du weißt du kannst mir immer alles sagen.“ Ich nickte. „Du mir aber auch.“ Ich fuhr ihm mit der Hand über die Wange und küsste ihn. „Wollen wir gehen? Langsam reicht’s.“ Wir kletterten die Leiter runter, schlossen alles wieder gut ab und fuhren in die Stadt. Diesmal fuhr Marco. „Baby du bist gut gefahren, aber ich fahr einfach lieber selber.“ Ich glaube bei dem Thema waren einfach alle Männer gleich. Wer ließ sich bitte gerne von einer Frau chauffieren? „Kein Problem und jetzt?“ „Wollen wir was Essen gehen? Ich hab echt Hunger.“ „Haha ja klar gehen wir Pizza essen.“ Wir fuhren zu meinem Lieblingsitaliener in Bochum. Marco schnappte sich meine Hand, grinste mich an und zog mich ins Restaurant. Am liebsten hätte ich jetzt sofort wieder kehrt gemacht und wäre gegangen, aber zu spät. Sie hatten mich schon gesehen und winkten mich zu ihnen. „Baby wer ist das?“ Marcos Stimme war ein Flüstern an meinem Ohr. „Mein Ex, meine ehemals beste Freundin und noch 2 andere aus meiner alten Klasse.“ Auch meine Stimme war nur ein Flüstern. Marco drückte meine Hand, er merkte wohl wie angespannt ich war. „Hey Madi was machst du denn hier?“ Das war Bastis Stimme. „Wir hatten vor zu Essen blöde Frage findest du nicht?“ Er schaute mich komisch an. „Madi willst du uns nicht deine Begleitung vorstellen?“ Das war jetzt Anna, die die ich neulich in der Stadt getroffen hatte. „Anna ich denke mal du kennst Marco sicher, schließlich hast du etwa zehn BVB Poster in deinem Zimmer hängen.“ Ich sah aus dem Augenwinkel wie Marco grinste. „Aber einfach nochmal, das ist Marco, mein ähm…“ „Ihr Freund.“ Den vier fielen fast die Augen raus und ich sah, dass Basti sichtlich geschockt aussah. Ich zog Marco weiter. „Essen? Ich hab echt Hunger.“ Damit gingen wir ganz durchs Restaurant und setzten uns in eine etwas stillere Ecke. „Hallo haben sie schon gewählt?“ Die Kellnerin schaute Marco fragend an und streckte ihm ihren Ausschnitt in sein Gesicht. „Baby?“ Marco schaute mich fragend an und die Kellnerin drehte sich wiederwillig zu mir. „Ich bekomm eine Cola und eine Pizza mit Schinken und Ananas.“ Sofort drehte sie sich wieder zu Marco und grinste ihn an. Auch Marco bestellte und schaute mich danach grinsend an. „Sind wir etwas genervt?“ „Nein wie kommst du drauf?“ „Ach jetzt komm schon, die interessiert mich keinen Meter. Ich sitze hier mit der schönsten Frau der Welt, denkst du da interessiert mich so eine Kellnerin?“ Marco war echt unglaublich süß. Ich lächelte ihn an und schon kamen unsere Getränke. „Haben sie sonst noch irgendwelche Wünsche, kann ich sonst noch was für sie tun?“ Als sie das fragte schaute sie ausschließlich zu Marco und redete auch nur mit Marco. Ich räusperte mich und sie drehte sich zu mir. „Danke das wäre jetzt alles.“ Dabei schaute ich sie freundlich lächelnd an. Marco schaute mich immer noch grinsend an und schüttelte den Kopf. Wir aßen und unterhielten uns die ganze Zeit. Marco war jetzt wirklich mein Freund und ich war echt froh darüber. Ich war echt froh, dass ich mit Mario geredet hatte und er mir dazu geraten hatte. Nachdem Marco gezahlt hatte und eine Rechnung mit Telefonnummer bekommen hatte verließen wir das Restaurant. „Hey also eins steht fest, das war die längste Zeit mein Lieblingsrestaurant.“ Marco lachte nur und umarmte mich und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Er zerknüllte die Rechnung und schaute mich abwartend an. Ich drückte ihm einen Kuss auf den Mund und zog ihn zum Auto. „Nee ich fahr, ich durfte mir jetzt fast 2 Stunden das geflirte von der Kellnerin reinziehen.“ Marco stöhnte nur auf, setzte sich aber brav auf den Beifahrersitz. „Wo fahren wir hin?“ „Du hast unsere neue Wohnung noch gar nicht gesehen und wir müssen doch mal schauen wie sich Mario beim Streichen schlägt.“ Wir mussten beide lachen und ich parkte vor meiner neuen Wohnung. „Mario ? Ann?“ „In deinem Zimmer.“ Kam die Stimme von Mario. Was machten die beiden in meinem Zimmer. „Wir waren schneller fertig und dachten wir streichen dein Zimmer auch noch gleich.“ Ich fiel den beiden um den Hals. „Ihr seid einfach die Besten.“

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